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Brennpunkt Pflichtpraktika: Gabriele Schmid von der AK Wien und Berend Tusch von der Gewerkschaft vida bei der Studienpräsentation im Zuge eines Pressegesprächs
Brennpunkt Pflichtpraktika: Gabriele Schmid von der AK Wien und Berend Tusch von der Gewerkschaft vida bei der Studienpräsentation im Zuge eines Pressegesprächs

Brennpunkt Pflichtpraktika

Studie belegt: Kein Ruhm für den Tourismus in unserem Land! vida im Einsatz für die Fachkräfte von morgen!

Jede Schülerin und jeder Schüler einer berufsbildenden Schule absolviert während der Ausbildung ein Pflichtpraktikum. Es bietet die Gelegenheit, das Arbeitsleben der gewählten Berufssparte praktisch – und nicht nur theoretisch in der Schule – kennenzulernen. Die Jugendlichen machen auch ihre ersten Erfahrungen mit Rechten und Pflichten als ArbeitnehmerIn. Und das Pflichtpraktikum dient der Orientierung und Entscheidungsfindung, ob das gewählte Berufsfeld überhaupt das Richtige für die jungen Menschen ist. Auch die Tourismus-Fachschulen erwarten von ihren SchülerInnen, Praktika zu absolvieren. Wie bereits aus der Gastronomie und Hotellerie bekannt, sticht der Tourismus auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen für PraktikantInnen negativ hervor. Das ergibt eine aktuelle Studie der Berufsbildungsforschung (öibf) im Auftrag der Arbeiterkammer Wien und des Bildungsministeriums, die bei einem Pressegespräch von AK Wien und Gewerkschaft vida am 30. August präsentiert wurde.

„Es ist kein Wunder, dass der Tourismus auch hinsichtlich der Behandlung von Praktikantinnen und Praktikanten wenig ruhmreich davonkommt. Wir weisen auf die schlechten Rahmenbedingungen seit Jahren hin. Leider sehen die Betriebe die jungen Menschen aber nur als Billig-Arbeitskräfte, mit denen Urlaubslöcher im Sommer gestopft werden. Es braucht umgehend einen Paradigmenwechsel in der Branche und echte Wertschätzung.“

Berend Tusch, Vorsitzender vida-Fachbereich Tourismus

 

Studie belegt negative Erfahrungen

Obwohl die Mehrheit der SchülerInnen ihre Pflichtpraktika als positive Erfahrungen wahrnehmen, sticht ein Fachbereich bei negativen Erfahrungen heraus: die Tourismus-Branche. SchülerInnen, die im Tourismus ihr Praktikum gemacht haben, kehren der Branche anschließend häufig den Rücken. Die Branche hat unter ihren PflichtpraktikantInnen die schlechteste Bewertung bei der Aussage „Hat mich bestärkt einen Beruf in meinem Fachbereich auszuüben“. Diese Haltung hat ihre Ursachen in der Praxis. So sind besonders häufig PraktikantInnen aus touristischen Schulen unter den 11 Prozent von SchülerInnen, die in ihrem Praktikum Überstunden leisten mussten (23 Prozent). Hier müssen die geltenden Bestimmungen (Überstundenverbot für Unter-18-Jährige) eingehalten werden.

Es bleibt aber nicht nur bei Überstunden. Für PflichtpraktikantInnen im Tourismus entstehen häufiger und überproportional hohe Kosten (Unterkunft, Essen, Arbeitsmittel/Dienstkleidung) – 17 Prozent der HLW-SchülerInnen zahlen sogar mehr als 100 Euro für Arbeitsmittel/Dienstkleidung. Hinzu kommen noch für einen Teil der PraktikantInnen Unterbringungskosten, die bei HLT-PraktikantInnen etwa 200 Euro im Monat betragen. Auch bei der Betreuung während des Praktikums sticht die Tourismus-Branche negativ heraus. Überproportional viele PflichtpraktikantInnen im Tourismus geben an, keine AnsprechpartnerInnen/Betreuungspersonen im Betrieb gehabt zu haben.

Mit Bewertungssystem schwarze Schafe aufdecken

Gute Praktikumserfahrungen tragen wesentlich dazu bei, dass Fachkräfte – die Betriebe ächzen seit Monaten über fehlendes Personal – nachkommen und die Entscheidung zum Beruf bestätigt wird. 

„Es braucht eine Art Feedbacksystem in den Fachschulen, vielleicht sogar ein Bewertungssystem. Die jungen Menschen müssen sich ernstgenommen fühlen. Es ist nämlich nicht egal, wie die Kolleginnen und Kollegen während ihrer Praktikumszeit behandelt werden. Es darf nicht reichen, sie das Praktikum machen zu lassen und danach wird nicht mehr darüber gesprochen. Mit einem Bewertungssystem lassen sich dann auch schwarze Schafe unter den Betrieben wesentlich einfacher herausfiltern.“

vida-Gewerkschafter Berend Tusch

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz