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5 vor 12: Probleme mit der Arbeitszeit

AK-Umfrage zeigt: Minusstunden und Unplanbarkeit keine Seltenheit.

Für viele Menschen ist die Arbeitszeit völlig unberechenbar. Das zeigt eine aktuelle Online-Umfrage der Arbeiterkammer Wien, an der 2.515 ArbeitnehmerInnen teilnahmen. Auch Beschäftigte aus vida-Branchen, wie der Tourismus, der Gesundheits- und Sozialbereich oder der Handel, sind von unplanbaren Arbeitszeiten betroffen.

„In gewissen Branchen wissen drei Viertel der Befragten nur ein bis zwei Tage vorher, manchmal sogar erst am selben Tag, ob und wie lange sie arbeiten müssen.“

Sybille Pirklbauer, Leiterin Abteilung Sozialpolitik AK Wien

Umgekehrt kommt es bei fast der Hälfte der Beschäftigten vor, dass sie während der Arbeitszeit nach Hause geschickt werden, weil der Arbeitgeber gerade keinen Bedarf hat. Häufig werden ihnen dann sogenannte „Minusstunden“ verrechnet. Laut AK-Umfrage wissen zwei Drittel der Beschäftigten nicht, dass das unzulässig ist. AK-Expertin Pirklbauer klärt auf: „‘Minusstunden‘ gibt es außer in einigen Ausnahmenfällen nicht. Wenn der Vorgesetzte einen heimschickt, ist das eine Dienstfreistellung. Werden die ,Minusstunden‘ später wieder eingearbeitet, führt das im Regelfall zu Mehr-, und manchmal sogar zu Überstunden, die mit entsprechenden Zuschlägen zu entlohnen sind. Diese Zuschläge werden den Betroffenen durch die Behauptung von Minusstunden letztlich unterschlagen!“

Verstöße gegen das Gesetz

Fast die Hälfte der von der AK Wien Befragten (46 Prozent) berichteten, dass es zumindest einige Male pro Jahr vorkommt, dass sie während der vereinbarten Arbeitszeit nicht eingesetzt werden. Bei mehr als einem Fünftel (21 Prozent) kommt es fast jeden Monat vor, dass sie heimgeschickt werden, wenn nichts zu tun ist. Bei Beschäftigten mit typischen Teilzeiten (12 bis 24 Stunden/Woche) sind es sogar mehr als ein Viertel (27 Prozent).

„Insbesondere Teilzeitkräfte und damit überwiegend Frauen werden in vielen Fällen auch noch um ihr Mehrarbeits- oder sogar Überstundenentgelt geprellt. Wenn im Betrieb nichts los ist, werden ArbeitnehmerInnen nach Hause geschickt und es werden ihnen illegalerweise ,Minusstunden‘ verrechnet, die sie später wieder einarbeiten sollen.“

AK-Expertin Sybille Pirklbauer

Von den von Arbeitsausfällen Betroffenen gaben 52 Prozent an, dass sie diese Stunden später wieder einarbeiten mussten, obwohl sie vom Chef heimgeschickt worden waren. Bei Teilzeitkräften mit 12 bis 24 Stunden/Woche waren es sogar 66 Prozent. Im Handel waren es 59 Prozent. Rund ein Viertel der von Arbeitsausfällen betroffenen ArbeitnehmerInnen musste im halben Jahr vor der Befragung 50 und mehr Stunden einarbeiten – also mehr als eine Urlaubswoche. 5 Prozent der von Minusstunden Betroffenen mussten sogar 100 Stunden oder noch mehr einarbeiten.

Planbarkeit? Für viele Fehlanzeige!

Was die generelle Planbarkeit der Arbeitszeit betrifft, zeigt die Umfrage ein erschütterndes Bild: Die Hälfte der Befragten wusste maximal in den Eckpunkten, wie ihre Arbeitszeiten in den nächsten 4 Wochen ausschauen würden, ein Fünftel hatte gar keine Ahnung, was sie erwartet.

Insbesondere Beschäftigte in den Branchen Gastronomie und Tourismus, Handel sowie der Gesundheits- und Sozialbereich sind mit unplanbaren Arbeitszeiten konfrontiert.

Besonders problematisch: die gesetzliche Frist, dass Dienstpläne im Regelfall 14 Tage im Voraus bekannt gegeben werden müssen, wird nur bei 7 Prozent der Befragten eingehalten.

Besonders kurzfristig werden die Arbeitszeiten in der Gastronomie und Tourismus, im Handel und im Gesundheits- und Sozialbereich festgelegt: rund drei Viertel der Befragten aus diesen Branchen geben an, dass sie ihre konkreten Arbeitszeiten 1-2 Tage vorher oder sogar erst am selben Tag erfahren.

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Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz