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Kein „stilles Örtchen“ für Busfahrer:innen

vida Niederösterreich fordert mit ÖGB und AK dringend Verbesserungen.

„Ich kann leider nichts trinken, ich habe keine Möglichkeit, aufs Klo zu gehen.“

Auf die unhaltbaren Zustände im Bus-Nahverkehr im Bezirk Tulln hat ÖGB Niederösterreich Regionalsekretär Christian Biegler-Powolny heute bei einer Pressekonferenz aufmerksam gemacht. Auf das Thema ist Biegler-Powolny durch Zufall bei einer ÖGB Niederösterreich Veranstaltung am Tullner Schubertpark gestoßen: „Wir haben Kaffee ausgeschenkt und nachdem mir der dritte Busfahrer in Folge gesagt hat, er kann leider nichts trinken, weil er keine Möglichkeit hat, aufs WC zu gehen, haben wir das Problem im System gesehen. Es kann nicht sein, dass in der heutigen Zeit solche unzumutbaren Zustände herrschen, hier müssen dringend Verbesserungen gemacht werden!“, so Biegler-Powolny.

Sanitäre Einrichtungen in VOR-Ausschreibung nicht erfasst

Dass es oft keine Sanitäranlagen für Busfahrerinnen und Busfahrer gibt, liegt zu einem großen Teil an der sehr enggehaltenen Ausschreibung des Verkehrsverbunds Ost-Region (VOR), sagt Thomas Stiller, Betriebsratsvorsitzender von Dr. Richard und Landessprecher der Gewerkschaft vida für den Fachbereich Straße.

In der Ausschreibung des VOR von 2020 für den Öffentlichen Nahverkehr werden sanitäre Einrichtungen einfach nicht erwähnt; sie sind kein Kriterium. Und natürlich schauen die Unternehmen auf ihre Kosten und wollen den Auftrag erhalten.

Thomas Stiller, vidas NÖ Landessprecher für den FB Straße

Zusätzlich habe die Corona-Pandemie die Situation noch einmal verschärft, berichtet vida-Gewerkschafter Stiller. Vorher habe es in öffentlichen Gebäuden die Möglichkeit gegeben, dort das WC zu benutzen. Jetzt seien sie für Außenstehende verschlossen.

Erschütternde Beispiele aus der Praxis – bis hin zu Mobbing auf Social Media

Stiller berichtet über die Nöte seine Kolleginnen und Kollegen: „Für die Frauen ist die Situation noch einmal verschärft. Eine Kollegin hat mich völlig verzweifelt angesprochen. Sie hatte eine lange Stehpause am Land ohne WC-Möglichkeit und wurde von einem Jugendlichen gefilmt, wie sie sich hinter dem Bus erleichtert hat. Das Video hat der Jugendliche dann auch noch auf Social Media gestellt!“

Ausschreibungen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten

ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender und Arbeiterkammer Niederösterreich Präsident Markus Wieser fordert die Politik zu raschem Handeln auf: „Ausschreibungen dürfen nicht auf dem Rücken von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gestaltet werden. Der Arbeitnehmerschutz und die entsprechenden Sozialstandards sind einzuhalten. Das bedeutet hier konkret natürliche sanitären Anlagen und Pausenräumen, die enthalten sein müssen. Und es muss heißen: Bestbieter, nicht Billigstbieter!“

Ausbau des Öffentlichen Verkehrs mit Schutz für Busfahrer:innen

Der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ist wichtig. Genauso wichtig ist aber der Schutz und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Es müssen faire Arbeitsbedingungen herrschen, denn wer solle sonst Busfahrer oder Busfahrerin werden, so der ÖGB Niederösterreich.

ÖGB Niederösterreich ruft zu Rückmeldungen auf

ÖGB Niederösterreich Regionalsekretär Christian Biegler-Powolny kündigt dazu an: „Wir führen jetzt in ganz Niederösterreich eine Erhebung zu dieser Problematik durch. Wir ersuchen alle Buslenkerinnen und Buslenker im Öffentlichen Verkehr, uns zu melden, wenn sie keine Möglichkeit haben, aufs WC zu gehen oder auch, wenn sie keine geeigneten Pausenräume haben.“ Rückmeldungen an: krems@oegb.at


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