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Quo vadis, Tourismus?

Europäische GewerkschafterInnen haben das Rezept gegen die Krise!

Wo wollen wir hin in der Tourismusbranche? Diese Frage stellten sich gewerkschaftliche VertreterInnen aus dem Tourismussektor beim EFFAT-Exekutivausschuss vom 13. bis 14. Juni in Wien. Die Antwort war einstimmig: Die Arbeitsbedingungen im Tourismus müssen besser werden, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können.

Nach der Krise ist vor der Krise
Der Tourismus-Bereich wurde durch die COVID-Pandemie hart getroffen. Viele Gastgewerbebetriebe waren über lange Zeit geschlossen oder sind es sogar für immer. Europaweit wurden Hotels, Restaurants und Bars in eine tiefe Krise geworfen.

Arbeitswelt im Umbruch

Die Auswirkungen auf die ArbeitnehmerInnen waren verheerend – vom Verlust des Arbeitsplatzes bis hin zu massiven Einkommensverlusten. Viele Tourismusbeschäftigte haben die Branche auch komplett verlassen.

  • Der Rückgang der Beschäftigung im Reise- und Tourismussektor in Europa wird auf 9,3 Prozent geschätzt, was einem Verlust von 3,6 Millionen Arbeitsplätzen entspricht.
  • In Deutschland ging fast jeder 4. Job im Tourismussektor verloren.
  • In Österreich und Belgien waren es rund die Hälfte.
  • Spanien verlor rund 20 Prozent seiner Tourismusbeschäftigen.

Suppe zum Teil selbst eingebrockt

„Der Tourismus muss wieder eine Branche werden, in der man gerne bleibt!“, so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida, beim EFFAT-Exekutivausschuss in Wien. Tusch bezieht sich auf den alarmierenden Zustand, dass selbst jetzt, wo die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder steigt, für viele eine Rückkehr in die Branche nicht attraktiv genug erscheint. Sich nur auf Corona und die Ukraine-Krise rauszureden, wäre einfach, beantwortet jedoch nicht die Frage, warum der Tourismus zunehmend als Einstiegs-, Ausstiegs und Fluchtbranche etikettiert wird.

„War die Situation im Tourismus schon vor Corona und der Ukraine-Krise schwer, müssen seither noch weniger ArbeitnehmerInnen noch mehr Arbeit bewältigen. Der Kampf um erfahrene KöchInnen, KellnerInnen und andere Fachkräfte ist europaweit bereits im vollen Gange.“

Berend Tusch, Vorsitzender vida-Fachbereich Tourismus


 

Aber was brauchen die Beschäftigten im Tourismus, um zu bleiben, oder um wiederzukommen, nachdem sie zum Teil in andere Branchen geflüchtet sind?! Da das Problem am Arbeitsmarkt im Tourismusbereich in fast allen europäischen Ländern ähnlich ist, bietet es sich an, über die Grenzen hinweg nach Lösungsmodellen zu suchen.

Krise als Chance

EFFAT und der Gastgewerbe-Tourismusbereich in den EU–Mitgliedsorganisationen, zu denen auch die Gewerkschaft vida gehört, haben ein Positionspapier mit Vorschlägen ausgearbeitet, wie mit diesen Herausforderungen an die Branche umgegangen werden kann. Die vorgeschlagenen Maßnahmen basieren auch auf einer Umfrage unter den Mitgliedsorganisationen zum Thema Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe (Oktober 2021).

Attraktivität der Branche erhöhen, bessere Arbeitsbedingungen schaffen

Hier ein kurzer Auszug der Maßnahmen, die es braucht, um die Arbeitsplätze im Gastgewerbe attraktiver zu machen:

  • Arbeitsbedingungen verbessern
  • Work-Life-Balance ermöglichen: regelmäßige und planbare Arbeitszeit
  • Mitspracherechte auf betrieblicher, nationaler und europäischer Ebene fördern, Installation von BetriebsrätInnen, Europäischen BetriebsrätInnen
  • Faire Lohnverhandlungen mit dem Ziel: Gehälter, von denen man leben kann
  • Angemessener sozialer Schutz und ordentliche Berufsausbildung
  • Achtung der ArbeitnehmerInnenrechte, Schutz vor Diskriminierung und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
  • Outsourcing oder Franchisemodelle überdenken (zum Beispiel Zimmerreinigung in den Hotels behalten)
  • Lehrlingsförderung, soziale Etikettierung von Unternehmen fördern

 

„Der Tourismus ist eine schöne Branche. Wir haben alle das gleiche Ziel! Ein gutes Leben für die Beschäftigten im Tourismus!“

Berend Tusch, Vorsitzender vida-Fachbereich Tourismus

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