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Anna Engstfeld
Joel Pachernegg
Andrea Kaltenhofer
Lisa Schweighart
Marinka Cvitkovits
Florian Haskovec
Christian Leitner
Barbara Strasser
Simon Larese
Anna Engstfeld
Joel Pachernegg
Andrea Kaltenhofer
Lisa Schweighart
Marinka Cvitkovits
Florian Haskovec
Christian Leitner
Barbara Strasser
Simon Larese

„Wie geht's dir mit der Teuerung?"

Wenn der Lohn nicht mehr zum Leben reicht. vida hat Betroffene befragt!

Viele Menschen in unserem Land können sich das Leben kaum noch leisten. Lebensmittel, Treibstoff, Strom, Gas, Urlaub, Essen gehen, alles wird immer teurer. Wir haben nachgefragt: Wie geht es dir mit der Teuerung?

Anna Engstfeld, 20 Jahre, Tourismuslehrling

Zum Glück wohne ich bei meiner Mutter. Wenn ich aber darüber nachdenke, in einer eigenen Wohnung zu leben, ins Erwachsenenleben so richtig hineinzustarten, dann habe ich schon Angst vor dem, was kommt. Das würde sich mit meinem Lehrlingseinkommen nie und nimmer ausgehen. Wegen der explodierenden Preise für Strom und Heizung zahle ich meiner Mutter auch mehr zum Haushaltsbudget dazu. Ich bin außerdem froh, dass ich kein Auto habe. Gerade beim Sprit merkt man die Teuerung ganz besonders. Wenn Mama und ich für die ganze Woche einkaufen, dann passiert das meistens mit dem Auto. Aber die Preissteigerungen für Benzin und Diesel sind enorm. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wer in der Pflicht ist, die Teuerung wieder ins Lot zu bringen. Natürlich ist es die Bundesregierung, die endlich für Preisbremsen bei Sprit, Lebensmittel und Gas sorgen muss. Ich habe großes Glück mit meinem Arbeitgeber. Es wird bereits darüber gesprochen, die Beschäftigten auf Betriebsebene zu unterstützen, etwa mit einer Jahreskarte für die Wiener Linien. Das würde die Situation für die Kolleginnen und Kollegen erleichtern. Es muss jedenfalls etwas gegen die Teuerung passieren, bevor Menschen vor dem finanziellen Ruin stehen.

Joel Pachernegg, 31 Jahre, Dipl. Gesundheits- und Krankenpfleger

Als Krankenpfleger verdiene ich zum Glück besser als viele andere in anderen Branchen. Natürlich merke ich die Teuerung trotzdem. Allerdings trifft sie mich nicht so sehr wie KollegInnen in Niedriglohnbranchen. Da war der Monat ohne Teuerung schon eng kalkuliert. Die KollegInnen müssen unterstützt werden. Es braucht höhere Einkommen und eine Preisbremse, bevor die Menschen in der Schuldenfalle landen. Viele haben Existenzängste und fürchten sich vor den kalten Wintermonaten. Die Regierung muss endlich handeln. 

Andrea Kaltenhofer, 41 Jahre, Eisenbahn

Da ich beim Einkaufen eine Rechnerin bin, fallen mir die erhöhten Preise natürlich ganz besonders auf. Es ist um das bezahlte Geld einfach viel weniger im Einkaufswagen. Gerade als alleinerziehende Mutter ist da alles sehr eng kalkuliert. Auch schon vor der Teuerung musste man sparen, jetzt macht man noch weniger große Sprünge. Immerhin weiß man nicht, wie hoch mögliche Nachzahlungen für Strom und Heizung ausfallen. Ich bin froh, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit fahren kann. Den Sprit würde ich mir sonst nicht leisten können.

Lisa Schweighart, 34 Jahre, Sanitäterin

Ich wohne mit meinem Bruder zusammen. Wir stellen uns schon fix darauf ein, dass wir die Heizung in den nächsten Monaten auf nicht mehr als 19 Grad einstellen, aus Angst vor hohen Nachzahlungen. Auch beim Strom schauen wir, wo wir einsparen können. Am meisten merke ich die Teuerung bei den Lebensmitteln, aber auch beim Katzenfutter. Ich höre auch von Kolleginnen und Kollegen, dass die Löhne zur Hälfte des Monats aufgebraucht sind. Ich weiß nicht, wie lange sich die Menschen das noch leisten können.

Marinka Cvitkovits, 42 Jahre, Abteilungshelferin

Man weiß nicht, was auf einen zukommt in den kommenden Monaten. Ich bin alleinerziehende Mutter, da ist das Leben auch ohne Teuerung schon eine Herausforderung. Ich fahre mit den Öffis in die Arbeit, weil ich mir den Sprit fürs Auto nicht mehr leisten kann. Auch beim Einkaufen von Lebensmitteln merkt man die Teuerung extrem. Und ich habe schon etwas Angst davor, die Heizung aufzudrehen. Es ist eine schwierige Situation für uns alle. Man kann nur hoffen, dass der Winter nicht zu lange dauert und der Wahnsinn irgendwann aufhört.

Florian Haskovec, 34 Jahre, Dipl. psych. Gesundheits- und Krankenpfleger

Derzeit wohne ich alleine in einer rund 60 m² großen Neubau-Wohnung, die zum Glück sehr gut isoliert ist. Durch die unnatürlich warmen Herbstmonate war es bis jetzt noch nicht notwendig, die Wohnung zu heizen, da die Temperatur recht konstant auf über 20 Grad bleibt. Jedoch habe ich mir für den Winter vorgenommen, die Raumtemperatur auf maximal 19 Grad einzustellen, um so die Heizkosten und etwaige Nachzahlungen möglichst gering zu halten. Von Seiten der Genossenschaft wurden die Betriebskosten des Wohnhauses an die neuen Preise angepasst, was in weiterer Folge dazu führte, dass ich mittlerweile um etwa 80 Euro mehr bezahle als noch vor einem Jahr. Besonders merke ich die Teuerung bei der Nutzung meines Autos, welches zwar sparsam ist, aber dennoch eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung darstellt. Als eine in Wien wohnende Person bin ich zum Glück bei den meisten Wegen nicht aufs Auto angewiesen und kann bei Bedarf auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Für meine Hobbys, wie beim Wandern und Klettern, benötige ich das Auto aber leider weiterhin. Als Konsequenz überlege ich mir mittlerweile zweimal, ob ich am Wochenende wirklich auf einen weiter entfernten Berg fahre oder der Wienerwald „reichen“ muss. Generell empfinde ich die aktuelle Situation belastend. Denn im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ist die Angst vor Nachzahlungen bzw. noch höheren Kosten omnipräsent. Ich spare das Geld, welches mir am Ende des Monats übrigbleibt, lieber für solche Eventualitäten, als es für einen Urlaub oder „Luxusartikel“ wie neue Sportgeräte auf die Seite zu legen. Beim wöchentlichen Einkauf merke ich im Moment noch keine großen Veränderungen. Wobei dies auch daran liegen kann, dass mein Warenkorb häufig unterschiedlich aussieht. Zusammenfassend empfinde ich die Angst vor dem, was kommen kann, wie Nachzahlungen, Anstieg der Fixkosten, unklare finanzielle Situation in den nächsten Monaten trotz sicheren Jobs, belastender als die tatsächliche finanzielle Mehrbelastung.

Christian Leitner, 41 Jahre, Bewacher

Bei uns zu Hause haben drei ein eigenes Einkommen – meine Partnerin, mein Kind und ich. Das heißt, wir müssen den Euro noch nicht zwei Mal umdrehen, bevor wir ihn ausgeben. Dennoch ist klar, dass die Teuerung uns alle trifft. Jeder kauft ein. Vor allem fragt man sich, wie man es Menschen zumutet, auf Erspartes zurückzugreifen, während sie für die Teuerungen nichts können. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Ich habe Glück, denn ich darf das Dienstauto nutzen und erspare mir somit die Spritkosten. Gerade Kolleginnen und Kollegen in der Bewachung als Niedriglohnsektor springen mit ihrem Lohn ohnehin schon nicht weit. Ich höre von vielen, dass sie Angst haben, die Heizung aufzudrehen, weil sie hohe Nachzahlungen befürchten. Es braucht sowohl höhere Einkommen, damit sich die Menschen ihr Leben mit einem Vollzeitjob leisten können, als auch eine Preisbremse.

Barbara Strasser, 41 Jahre, Reinigung

Also ich muss ganz offen sagen, dass ich mit meinem Lohn alleine aufgeschmissen wäre. Mit knapp 1.300 Euro im Monat geht sich das Leben auch ohne Teuerung schon nur sehr schwer aus. Aber  mit den explodierenden Preisen ist es unmöglich. Gemeinsam mit meinem Mann – er ist Lkw-Fahrer – geht es sich am Ende aus. Weite Sprünge machen wir aber trotzdem nicht. Ich merke die Teuerung eigentlich in jeder Lebenslage, egal ob beim Sprit, bei den Lebensmitteln oder beim Strom. Man hat schon ein wenig Angst vor möglichen Nachzahlungen. Man kann nur hoffen, dass der Winter nicht zu kalt wird. 

Simon Larese, 45 Jahre, Gastronomie

Am meisten merke ich die Teuerung beim Sprit. Ich bin am Beginn dieses Jahres von Deutschland nach Österreich gekommen. Damals hat der Liter Sprit knapp einen Euro gekostet, jetzt kostet er das Doppelte. Wer soll sich das noch leisten können? Krass ist es auch beim Wocheneinkauf für die Familie. Da muss man sich teilweise schon gut überlegen, was man einkauft und wo man einsparen kann. Es ist nicht so, dass wir jeden Euro umdrehen müssen, bevor wir ihn ausgeben. Aber ein kleiner Polster für fast garantierte Nachzahlungen für die Heizung ist nie schlecht. 

Gemeinsam gegen die Teuerung

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