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Die Held:innen vom Nightjet

Brand am Nachtzug: Das engagierte Zug-Team konnte alle retten!

Der Nightjet nach Amsterdam passierte in der Nacht von 7. auf 8. Juni in Tirol den 16 Kilometer  langen Terferner Tunnel. Plötzlich löste sich das Aufstelldach eines Campingbusses am Autotransportwagen hinter der Lok, zerriss die Oberleitung und fing Feuer. Der Zug kam zum Stehen, Evakuierungsmaßnahmen wurden sofort eingeleitet. Diese bangen Stunden an Bord erlebten Zugchefin Ala Sisianu und das sechsköpfige Zug-Team hautnah mit.

Rauch im Inneren der Waggons

Ala Sisianu arbeitet seit fünf Jahren mit rund 800 Kolleg:innen bei der Firma Newrest, die für die ÖBB die Nightjet-Züge betreibt. Durch das umsichtige und rasche Handeln des Zug-Teams konnte Schlimmeres verhindert werden. „Der Tank des betroffenen Fahrzeugs war explodiert, der Rauch begann ins Innere der Waggons einzudringen“, schildert Ala. „Wir haben sofort die Evakuierung eingeleitet, die 150 Fahrgäste beruhigt und sie im hinteren Zugteil – so weit wie möglich weg vom Feuer – in Sicherheit gebracht. Wenn die Oberleitung reißt, darf man den Zug wegen der Gefahr eines Stromschlages nicht verlassen und muss warten, bis die Einsatzkräfte die Hochspannung abschalten.“

Wir müssen hier alle lebend raus!

„Ich hatte nur mehr ein Ziel vor Augen: Wir müssen hier alle lebend raus! In diesen Momenten hat   uns die Gefahr auch als Zug-Team zusammengeschweißt. Wir haben uns blind verstanden und schnell und professionell gehandelt“, dankt Ala ihren Kolleg:innen. Nachdem der Rauch immer mehr zunahm, begann das Zug-Team die Durchgänge zwischen den Wagen und Innentüren mit nassen Laken abzudichten. Alle hielten sich feuchte Kissenbezüge vor Nase und Mund. Doch der Rauch wurde stärker und das Atmen fiel schwerer, es bestand Erstickungsgefahr. „Nur raus aus dem Zug – wir hatten alle nur mehr diesen einen Gedanken. Mit professioneller Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr flüchteten wir in Richtung eines der Tunnelnotausstiege, oben warteten bereits die Rettungskräfte. Gegen 23 Uhr konnte auch ich den Zug als letzte verlassen. Wir haben alle überlebt“, schildert Ala sichtlich erleichtert.

Solide Ausbildung für zuverlässige Sicherheit

Glücklicherweise hatte Ala kurz vor dem Unglück zufällig ein Praxistraining über Zugevakuierung im Brandfall absolviert. „Ein solches Training absolviert jeder Beschäftigte aber nur einmal im Leben. Das ist jedenfalls nicht ausreichend und muss verpflichtend öfters besucht werden, damit Menschenleben nicht gefährdet werden“, fordert Gerhard Tauchner, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn, und plädiert für einen Ausbau des Sicherheitsschulungsangebots für Eisenbahnbeschäftigte und gegen eine Senkung von Sicherheitsniveaus, wie von der Europäischen Kommission immer wieder vorgeschlagen. Stattdessen müssen gute Sicherheits- und Ausbildungsstandards endlich europaweit vereinheitlicht werden.

Die Gefahren schlafen nicht

Der vida-Gewerschafter unterstreicht, dass mehr Personal in den Nachtzügen essentiell ist für die Sicherheit am Zug: „Zumindest die Teamleiter:innen an Bord sollten von der Betreuung von Fahrgästen entbunden sein, damit sie sich in Notsituationen rein um die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen und des Teams kümmern können“, so Tauchner. „Die Bahn muss das sicherste Verkehrsmittel am Boden bleiben. Gerade Österreich ist ein Land der vielen Tunnel. Es ist daher wichtig, ausreichend über Know-how in Sicherheitsfragen zu verfügen. Die Gefahren schlafen nicht – denn der zunehmende Transport von akkubetriebenen Elektroautos und E-Bikes mit der Bahn wird steigen“, betont der vida-Gewerkschafter, und damit auch die Brandgefahr.


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