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Beschäftigte nicht weiter belasten

vida gegen längere Arbeitszeiten im Tourismus.

Noch längere Arbeitszeiten, Kollektivverträge, die nur mehr als Richtlinien gelten sollen und weniger Einfluss der Gewerkschaften. Mit diesen Wünschen sorgt der Neos-Wirtschaftssprecher und Hotelier Sepp Schellhorn für Kopfschütteln. In einem Zeitungsinterview kritisiert er, wie „realitätsfern“ die Arbeitszeitenregelungen in der heimischen Hotellerie und Gastronomie seien. „Das Gegenteil ist der Fall: Nicht die Arbeitszeitenregelungen, sondern Ansichten vieler Unternehmer lassen jeden Sinn von Realität vermissen“, kontert Berend Tusch, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Tourismus.

Beschäftige sind an Belastungsgrenzen

Schellhorn jammert, dass er seine MitarbeiterInnen z.B. bei Hochzeitsfeiern um ein Uhr Früh nach Hause schicken muss, damit sie um 11 Uhr wieder für das Mittagsgeschäft im Einsatz sein können. „Auf die Idee, dass er für die Zeit nach ein Uhr Früh weiteres Personal einstellen kann, ist er offenbar nicht gekommen. Hier zeigt sich wieder typisches Unternehmer-Denken: Beschäftigte so lange auspressen, bis sie nicht mehr können. Das dürfte auch Schellhorns Realität sein“, stellt Tusch fest. „Die Welt seiner Beschäftigten sieht jedoch anders aus: Wir wissen, dass ihnen die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie schwer zusetzen. Sie kämpfen mit überdurchschnittlich hohen Belastungen, was etwa Arbeitszeit, Stress oder körperliche Anstrengung angeht. Angesichts dieser Probleme kann es nicht die Antwort sein, die bestehenden Ruhezeiten weiter zu verkürzen. Viele arbeiten bis spät in die Nacht, haben dann einen langen Heimweg und sollen wenige Stunden später wieder bereit stehen – und das ohne entsprechende Erholung.“ Untersuchungen zeigen, dass es gerade im Tourismus viele Langzeiterkrankte gibt, Auslöser dafür sind oft viel zu wenig Schlaf gepaart mit physischen Belastungen.

Mehr Personal einzustellen, um z.B. einem erhöhtem Gästeaufkommen adäquat gerecht zu werden, würde auch der Wirtschaft dringend notwendige Impulse verleihen. Es wäre ein gutes Mittel, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Arbeit muss anders verteilt werden. Es muss endlich Schluss damit sein, dass ein Teil so viel arbeitet, dass er ständig an seine Grenzen geht und eine andere Gruppe gar keine Arbeit hat.

Gewerkschaft schützt vor Ausbeutung

Tusch lässt keinen Zweifel daran, „dass wir es als zuständige Gewerkschaft sicherlich nicht zulassen werden, dass die ohnehin schwierige Situation von hunderttausenden Beschäftigten in der Gastronomie durch Schellhorns Flexibilisierungsgelüste noch weiter verschlechtert wird.“ Kollektivverträge werden auch weiterhin verbindlich sein und nicht nach Schellhorns Wunsch „Richtlinien-Charakter“ haben. Schellhorn behauptet, die Gewerkschaft würde Menschen schützen, die das gar nicht wollen. „Aus zahlreichen Beispielen wissen wir, dass das nicht so ist. Die Beschäftigten brauchen unseren Schutz und wollen geschützt werden – auch vor Unternehmern wie Schellhorn. Zum Glück gibt es aber auch viele positive Beispiele“, hält der vida-Gewerkschafter fest. 

vida empfiehlt: Arbeitszeiten notieren und im Zweifel an deine vida-Landesorganisation wenden! Wir können dir helfen, wenn es um deine Rechte geht!

 

Für dich da! Gewerkschaft vida Fachbereich Tourismus Johann-Böhm-Platz 1
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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz