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Personalmangel im Hotel- und Gastgewerbe

Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen sind bestes Gegenmittel.

Die Diskussion um Personalmangel im Tourismus bleibt auch diesen Sommer nicht aus. In mehreren Zeitungsberichten der letzten Tage jammern Unternehmer, dass sie keine MitarbeiterInnen und Lehrlinge finden.

Besonders tragisch wird die Situation in Oberösterreich geschildert, Wirtshäuser müssten am Sonntag immer öfter zugesperrt werden, weil das Personal da “am wenigsten gerne arbeite“. „Leider kommt in diesen Berichten niemand auf die Idee, die Arbeits- und Einkommensbedingungen in der Branche zu hinterfragen“, ärgert sich der stellvertretende Vorsitzende der vida Jugend, Mario Drapela:

Unterdurchschnittliche Einkommen, überdurchschnittliche Belastung

„Solange die Einkommen im Hotel- und Gastgewerbe rund 40 Prozent unter dem österreichischen Schnitt liegen, solange Lehrlinge oft nicht ausgebildet sondern als billige Hilfskräfte ausgebeutet werden und solange die Arbeitgeber die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtern  - etwa über die Verkürzung der  Nachtruhezeit - solange darf sich über den Arbeitskräfte- und Nachwuchsmangel im Tourismus niemand wundern!“, sagt Drapela, der selbst gelernter Koch ist. 

Der kollektivvertraglich festgelegte Mindestlohn für das Hotel- und Gastgewerbe liegt bei 1.400 Euro brutto, das sind umgerechnet auf eine 40 Stunden Woche rund 8 Euro brutto pro Stunde -  und das für eine Arbeit, die überdurchschnittlich hohe Belastungen mit sich bringt, Stichwort  Arbeitszeiten, Stress, körperliche Anstrengung. Von Zuschlägen am Sonntag wie in anderen Branchen üblich können die Beschäftigten nur träumen.

 Zumutbarkeitsbestimmungen zu verschärfen ist keine Lösung

Besonders dreist wirkt vor diesem Hintergrund der jüngste Vorstoß von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Er schlägt vor, die Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose zu verschärfen, damit offene Stellen im Hotel- und Gastgewerbe besetzt werden können. Die Antwort von vida-Vorsitzendem Gottfried Winkler fällt eindeutig aus:  „Wenn der Wirtschaftskammerpräsident meint, dass etwas nicht stimmt, weil Wirtshäuser keine MitarbeiterInnen finden, die am Wochenende arbeiten wollen, hat er schon recht: Es stimmen nämlich die Arbeitsbedingungen nicht. Anstatt darüber zu diskutieren, wie man über verschärfte Zumutbarkeitsbestimmungen mehr Arbeitslose in diese Jobs drängen kann, sollte sich die Wirtschaft lieber darum kümmern, die Bedingungen attraktiver zu gestalten!“, fordert Winkler.

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Über uns

Der Fachbereich Tourismus in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen der 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe und in der Systemgastronomie. Der Tourismus ist eine junge Branche, 40 Prozent der Beschäftigten sind jünger als 30 Jahre, nur knapp 11 Prozent über 50. Über 60 Prozent der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe sind Frauen. Die Branche ist von hoher Fluktuation und Abwanderung gezeichnet. Ohne Pensionierungen verlässt im Tourismus fast die Hälfte der Beschäftigten die Branche nach zehn Jahren. Die Gründe dafür liegen in schlechten Verdienstmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie und wenig Zukunftsperspektiven. Das darf nicht so bleiben, daher setzen wir in der Gewerkschaft vida uns für bessere Rahmenbedingungen in der Branche ein.

Fachbereichsvorsitzender: Berend Tusch
Fachbereichssekretärin: Kathrin Schranz