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Alles geht, wenn man will!

(Keine) Zeit für Lehre mit Matura im Gastgewerbe? Rechtsanspruch gefragt!

Einmal in der Woche drückt der 22-jährige Felix Grundschober die Schulbank. Felix besucht seit vier Jahren eine Abendschule, da er die Matura haben will. Schon während seiner Ausbildung im Hotel Intercontinental in Wien war Felix klar, dass er sich privat weiterbilden möchte. Das macht sich nicht nur besser im Lebenslauf, Felix hat auch einen Traum: Er möchte studieren, und zwar „Brauwesen“.

Ein Schritt nach dem anderen

Um seine Lehre und die Matura erfolgreich unter einen Hut zu bringen, hat Felix sein Vorhaben „langsam begonnen.“ Ihm war klar, dass er sich nicht zu viel aufbürden darf. Felix hat daher über die Jahre hinweg ein Fach nach dem anderen „abgearbeitet“. Insgesamt braucht er vier abgeschlossene Module für ein positives Maturazeugnis: Deutsch, Englisch, Mathematik sind Pflicht, zusätzlich hat sich Felix für BWL-Rechnungswesen entschieden. Drei Module hat er bereits in der Tasche, was noch fehlt ist Mathematik.
Bei seinen Matura-Plänen unterstützt wurde Felix von Anfang an von seinem Chef. „Ohne die Mithilfe des Arbeitgebers geht es nicht“, so der 22-Jährige. Felix hat auch recht schnell klar gemacht, dass er einen Abend unter der Woche frei braucht. Im Großen und Ganzen hat das immer sehr gut funktioniert. Wenn der Dienstplan doch einmal „schul-feindlich“ war, hat Felix darauf gepocht, dass er Unterricht habe und eben nicht arbeiten könne. Besonders Lob gibt es aber nicht nur für seinen Vorgesetzten, sondern auch für die KollegInnen. Alle hätten immer Verständnis gehabt und super reagiert, wenn Felix einen Extra-Wunsch hatte.

Verliere nie dein Ziel aus den Augen

Um motiviert zu bleiben, hat Felix stets sein Ziel „Studium“ vor Augen. Für ihn ist das auch eines seiner Erfolgsrezepte. „Ohne klares Ziel hätte ich vermutlich längst aufgegeben“, sagt er. Wenn seine Freunde spontan mit ihm ins Kino oder essen gehen wollen, hat Felix meist keine Zeit. Dafür ist aber nicht nur die Abendschule allein verantwortlich. Felix ist nebenbei bei der Rettung und in der Kirche aktiv und auch Jugendvertrauensrat in seinem Unternehmen. „Wie viel willst denn noch machen?“, fragt ihn sogar sein Chef, wie er lachend verrät. Aber: „Alles geht, wenn man will“, so Felix.

Die Abendschule wird Felix am Ende aber nicht nur ein Maturazeugnis bescheren, schon jetzt hat sie ihm wertvolle Erfahrungen gebracht. Man lerne Durchhaltevermögen und Eigeninitiative. Auch wenn der Weg schwierig scheint, so würde er doch jeden seiner KollegInnen ermutigen, diesen Schritt zu wagen: „Probier‘ es! Du hast auf alle Fälle später bessere Chancen. Wenn du es gar nicht packst, kannst du immer noch abbrechen und es hat dich nichts gekostet, außer vielleicht etwas Zeit.“

Felix hat seine Lehre mittlerweile positiv abgeschlossen und auch das Ende seines Matura-Weges ist absehbar, sein Traum in greifbarer Nähe. Spätestens im Juli wird Felix sein Maturazeugnis in Händen halten. Dann ist er für sein nächstes Abenteuer bereit: sein Studium.

Wirtschaft muss Lehrlinge besser unterstützen

Applaus für Felix‘ Erfolg gibt es auch von vida-Bundesjugendsekretär Phönix Tölle. Gleichzeitig weist er aber darauf hin, dass Felix in der glücklichen Lage ist, in einem Großbetrieb beschäftigt zu sein. Dort gibt es meist genügend Personal bzw. Fachkräfte, die für jemanden einspringen können. Deutlich schwieriger haben es Lehrlinge, die in Klein- und Mittelbetrieben ihre Matura nebenbei machen wollen. Die vida Jugend fordert daher einen Rechtsanspruch auf Lehre mit Matura in der Arbeitszeit.  „Das Interesse der Lehrlinge im Gastgewerbe ist da, leider scheitert das Vorhaben Lehre mit Matura oft an den Arbeitszeiten und Dienstplänen. Hier ist auf alle Fälle auch die Wirtschaft gefragt, den Lehrlingen entgegenzukommen. So könnte man die Lehre modernisieren und verbessern und die fallenden Lehrlingszahlen bremsen“, ist der vida-Bundesjugendsekretär überzeugt.