Über die Grenze
Mehr als die Hälfte der in Österreich tätigen Selbstständigen in der 24-Stunden-Betreuung kommen aus der Slowakei. 29.231 sind es laut WKÖ-Gründerservice. Dahinter folgen Rumänien mit 20.212 und deutlich abgeschlagen Ungarn mit 3.345 in Österreich tätigen BetreuerInnen. Pflege lässt sich also nicht mehr rein national diskutieren, weswegen der ÖGB und die slowakische Gewerkschaft für Gesundheit und soziale Dienste, SOZ ZaSS, in Bratislava ein gemeinsames Symposium für Gesundheit und Pflege organisiert haben.
Der Bedarf nach Pflege und Betreuung wird weiter steigen, meinte Willibald Steinkellner, stv. Vorsitzender der Gewerkschaft vida. 2010 gab es (auf Vollzeitstellen umgerechnet) im österreichischen Pflegesektor ca. 45.000 Arbeitsplätze, bis 2025 werden es bereits 68.000 sein. Da stellt sich natürlich die Frage der Finanzierung. Aus Gewerkschaftssicht kann die Parole nur lauten: „Steuerfinanzierung statt Pflegesozialversicherung“, denn eine Versicherungslösung würde wegen der im Sozialversicherungsbereich üblichen Höchstbeitragsgrundlagen Klein- und MittelverdienerInnen überdurchschnittlich belasten.
Ein Hauptanliegen der vida ist die gesetzliche Verankerung einer Ausbildung, zum Schutz der Pflegebedürftigen, aber auch der Beschäftigten. "Für die Wartung eines Autos braucht der Mechaniker eine Ausbildung, für die Betreuung alter, kranker Menschen geben wir uns damit zufrieden, dass hoffentlich nichts passiert, wenn ungeschulte Kräfte das übernehmen", so Steinkellner.
Mit einem anderen Vergleich versuchte Kubica Koèanová, mobile Krankenschwester, Bewusstsein für die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen zu schaffen – und damit auch die Arbeit der BetreuerInnen zu erleichtern: „Wenn Menschen ein Baby erwarten, richten sie selbstverständlich die Wohnung entsprechend ein. Wird aber ein Angehöriger bettlägerig und ist auf Pflege angewiesen, baut kaum jemand um oder beantragt ein geeignetes Krankenbett.“
Das Symposium fand am 29. Jänner im Rahmen des Projekts „Arbeitsmarkt +“ statt, das vom ÖGB sowie der Konföderation der slowakischen Gewerkschaftsbünde (KOZ SR)betrieben und von EFRE und BMASK finanziell unterstützt wird.