vida

Tourismus: Totalfreigabe und Ausweitung der Saisonier-Kontingente kommt für Gewerkschaft nicht infrage

Gewerkschaft vida fordert bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und sichere Arbeitsverhältnisse anstatt billiger Arbeitskräfte aus Drittstaaten

Von der Gewerkschaft vida kommt eine klare Absage für die auf einem Symposium in Obertauern geäußerten Ambitionen der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und von AMS-Chef Kopf nach Freigabe bzw. Ausweitung der Saisonier-Kontingente. „Damit wird der Personalmangel in der Branche nicht nachhaltig gelöst. Wir brauchen stattdessen bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und sichere Arbeitsverhältnisse im Tourismus. Es müssen auch zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um mehr Arbeitsuchende aus Österreich und den EU-Ländern für einen Beruf im heimischen Tourismus zu begeistern“, sagt Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida.

Die Arbeitgeber müssten stärker in die Pflicht genommen werden, wenn es um bessere Arbeitsbedingungen geht: „Billige Arbeitskräfte aus dem Drittstaatenausland, die dann in Österreich mit Niedriglöhnen, langen Arbeitszeiten und unbezahlten Überstunden ausgebeutet werden, werden die Personalnot nicht lösen. Nur faire Arbeitsbedingungen ermöglichen es, qualifiziertes Personal im Inland und in der EU zu gewinnen und zu halten. Dazu zählt auch die Arbeitsplatzsicherheit, die bei Saisonarbeitsverträgen nicht gegeben ist. Bereits jetzt stecken viele Beschäftigte im Tourismussektor in unsicheren Arbeitsverhältnissen, haben befristete Verträge oder arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen“, so Tusch weiter.

Auch die Ergebnisse einer aktuellen FORBA-Studie über die Arbeitsbedingungen im Tourismus bringen erneut niederschmetternde Ergebnisse zutage: Das Einkommen liege im Branchenvergleich an letzter Stelle. Es gebe häufig schlechtes Arbeitsklima. Überstunden würden nicht oder nicht vollständig abgegolten. Die Anmeldung bei der Sozialversicherung erfolge falsch oder gar nicht, es gebe unregelmäßige Arbeitszeiten am Abend, in der Nacht oder am Wochenende. „Die Dienstpläne werden zu kurzfristig erstellt, die Freizeit ist nicht planbar, um nur die von den Beschäftigten am häufigsten genannten Missstände zu nennen. Wie wollen die Betriebe so motivierte und gut ausgebildete junge Menschen anlocken?“, kritisiert Tusch.

Ein Mittel gegen den Arbeitskräftemangel im Tourismus wäre laut Gewerkschaft vida auch ein gerechter Anteil für die Beschäftigten an den Erfolgen, die der Sektor erzielt. Im Jahr 2023 erreichten heimische Betriebe mit 151 Millionen Nächtigungen einen Anstieg von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit waren die Umsätze in der Tourismusbranche wieder fast auf Vor-Corona-Niveau. Angesichts solcher Zahlen fühlen sich die Beschäftigten zurecht im Stich gelassen, wie Tusch argumentiert: „Die aktuellen Tourismus-Zahlen sind beeindruckend, doch die Profite landen wieder nicht bei denen, die sie erwirtschaften. Die Tourismusbeschäftigten wurden im Aufschwung vergessen.“

Abschließend appelliert Tusch an die Unternehmer:innen im Tourismussektor: „Die Arbeitgeber müssen jetzt handeln und den Beschäftigten das geben, was ihnen zusteht. Lohndumping und billige Arbeitskräfte aus Niedriglohnländern sind jedenfalls der falsche Weg. Wir sind bereit, konstruktiv zusammenzuarbeiten, um nachhaltige und gerechte Lösungen zu finden, die für allen Beteiligten in der Branche eine nachhaltige Win-Win-Situation darstellen.“

Für dich da! Gewerkschaft vida Fachbereich Gesundheit Johann-Böhm-Platz 1
1020 Wien
+43 (0) 1 534 44 79 620 +43 (0) 1 534 44 102 410 gesundheit@vida.at
Über uns

Der Fachbereich Gesundheit in der Gewerkschaft vida vertritt eine Vielzahl unterschiedlicher Berufsgruppen, die ein gemeinsames Betätigungsfeld vereint – nämlich das Wohlergehen von Menschen in außergewöhnlichen Lebenssituationen. Hier finden sich sämtliche Mitarbeiter:innen von Privatkrankenanstalten und Konfessionellen Einrichtungen Österreichs – von der hochdotierten Primaria bis zur Reinigungskraft. Wir vertreten auch die Beschäftigten der Sozialversicherung. Die Mitarbeiter:nnen der Bäder und Kuranstalten gehören zu dem vida-Fachbereich sowie Arbeiter:innen in Sauna-, Solarien- und Bäderbetrieben, Heilmasseur:innen und die medizinischen MasseurInnen in selbständigen Ambulatorien für physikalische Behandlungen, sofern es sich nicht um Angestellte oder Beschäftigte in Arztpraxen und Spitälern handelt. Dabei engagieren wir uns für faire Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Sie sind unabdingbare Voraussetzungen für ein Mehr an Lebensqualität.

Fachbereichsvorsitzender: Gerald Mjka
Fachbereichssekretär:innen: Farije Selimi, Markus Netter