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Ein Mann mit Prinzipien und einer starken sozialen Ader

100 Jahre Eisenbahngewerkschafter Fritz Prechtl: Ein Porträt in einem Familien-Podcast-Talk.

Fritz Prechtl kam am 27. Dezember 1923 in Wien zur Welt. Der langjährige Vorsitzende der ehemaligen Gewerkschaft der Eisenbahner GdE und Präsident der Internationalen Transportarbeiterföderation ITF war Vordenker und Weichensteller. Heuer wäre Fritz Prechtl 100 Jahre alt geworden.

Das vida-Redaktionsteam hat Sohn Fritz Prechtl Junior und Enkelsohn Peter Prechtl, beide ebenfalls Eisenbahner und Gewerkschafter, zum Interview gebeten.

Höre hier im Podcast "vidaHören" das gesamte Interview bzw. lese einen Auszug davon weiter unten.

Was war Fritz Prechtl für ein Mensch?

Fritz Prechtl Junior: Er war ein Mann mit Prinzipien. Er ist immer bei seiner Meinung geblieben. Aber wenn er gemerkt hat, dass er falsch liegt, dann war es für ihn kein Problem, seine Meinung zu revidieren. Er war auch sehr tolerant. Ich bin ein Kind der 68er und da hat es die eine oder andere politische Diskussion oder Meinungsverschiedenheit gegeben. Wir haben diese aber immer ausdiskutiert und sind nie im Streit schlafen gegangen.

Peter Prechtl: Mein Großvater war sehr sozial. Er hat sich immer um die Menschen gekümmert. Wenn jemand zu ihm gekommen ist, mit welchem Problem auch immer, hat er versucht zu helfen. Diese soziale Ader hat er bis zum letzten Tag gehabt.

Ihr seid mit Eisenbahn und Gewerkschaft groß geworden. Wie hat euch das geprägt?

Fritz Prechtl Junior: Als ich ein Kind war, hat mich mein Vater sehr oft in die Hauptwerkstätte Simmering mitgenommen. Für mich war schon sehr früh klar, ich will zur Eisenbahn. Ich habe in der Lehrwerkstätte Penzing Elektroinstallateur gelernt und bin dort als Jugendvertrauensrat gewählt worden. Ich war einige Jahre als Lokführer unterwegs und bin noch auf der Dampflok als Heizer gefahren. In der GdE war ich Jugendvorsitzender und danach internationaler Sekretär. Ich hatte die Möglichkeit, viele Länder zu bereisen und die Probleme der arbeitenden Menschen auch international kennenzulernen. Es war eine wahnsinnig interessante Zeit, die meinen Horizont erweitert hat.

Peter Prechtl: Ich wollte immer schon Lokführer werden. Ich habe auch die Lehrwerkstätte Penzing besucht, Elektroinstallateur gelernt und war ebenfalls Jugendvertrauensrat. Seit mittlerweile 25 Jahren bin ich Lokführer und bereue es keinen Tag. Auch wenn sich die Arbeitswelt stark verändert hat und es für uns Lokführer:innen immer herausfordernder wird.

Welche Meilensteine hat Fritz Prechtl gesetzt?

Fritz Prechtl Junior: Meinem Vater war die Besserstellung der Arbeitnehmer:innen immer ein großes Anliegen. Die Eisenbahner:innen haben damals wenig verdient. Er hat sich dafür eingesetzt, dass sich das ändert und dass sich ihre Arbeitswelt verbessert. Er hat sich auch für den sozialen Wohnbau starkgemacht. In seiner Wirkungszeit wurden an die 15.000 Genossenschaftswohnungen errichtet. Er hat sich in der Jugendarbeit engagiert, die Jugendskimeisterschaften ins Leben gerufen und Bildungs- und Urlaubsreisen organisiert. Junge Menschen sollen die Chance bekommen, sich weiter zu bilden und die Welt kennenlernen, das war meinem Vater sehr wichtig.

Fritz Prechtl war international sehr aktiv. Was war ihm hier sehr wichtig?

Fritz Prechtl Junior: Wir können Probleme nur international lösen, war meinem Vater schon früh bewusst. Er hat verkehrspolitisch einiges bewegt und für die Transportarbeiter:innen viel erreicht. Mein Vater war Pazifist und hat immer gesagt: Kriege lösen keine Probleme. Großes Aufsehen erregt hat er, als die Steyr-Werke Panzer nach Chile liefern wollten und er sich geweigert hat, dass diese mit der Bahn transportiert werden – mit Erfolg. Wie gesagt, Fritz Prechtl war ein Mann mit Prinzipien. Für ihn standen Menschlichkeit und Frieden an erster Stelle.

ZUR PERSON

Fritz Prechtl absolvierte die Maschinenschlosserlehre bei den ÖBB und war ab 1945 in der ÖBB-Hauptwerkstätte Simmering tätig. 1950 war er Ortsgruppenobmann der GdE, 1959 Mitglied des Zentralausschusses für die Bediensteten der ÖBB, 1962 Obmannstellvertreter der GdE und ab 1965 GdE-Vorsitzender. Diese Funktion hatte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1987 inne. Von 1971 bis 1986 war Fritz Prechtl ITF-Präsident und damit Vertreter von Transportarbeiter:innen aus 80 Nationen mit über sechs Millionen Mitgliedern. Am 12. September 2004 ist Fritz Prechtl im 81. Lebensjahr verstorben.

Eisenbahnerheim: Ein Haus mit Geschichte

In der Margaretenstraße 166 im 5. Bezirk in Wien spielt die Eisenbahn seit vielen Jahren eine große Rolle. Das sogenannte „Eisenbahnerheim“ war bis März 2010 Sitz der Gewerkschaft der Eisenbahner GdE bzw. der heutigen Gewerkschaft vida. Bis heute befindet sich im 4. Stock das vida-Archiv – ein Fundus an Eisenbahner- und Gewerkschaftsgeschichte. Auch der „Verein Eisenbahnerheim– Zentrum 166“ hat hier sein Zuhause. Alle Infos und Kontaktdaten findest du online unter www.eisenbahnerheim.at


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Der Fachbereich Eisenbahn in der Gewerkschaft vida vertritt die Interessen aller Arbeitnehmer:innen der österreichischen Eisenbahnverkehrs- und Seilbahnunternehmungen. Er vereint Kolleginnen und Kollegen in den unterschiedlichsten Berufen, welche in der Schieneninfrastruktur, der Traktion, den Werkstätten, im Personen- und Güterverkehr oder im Bereich Managementservices beschäftigt sind. Damit die Beschäftigten ihre Arbeit unter guten und sicheren Bedingungen erbringen können, gestaltet vida aktiv mit. Die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gehören genauso zu unseren Zielen wie zukunftsorientierte Einkommen und moderne, sichere und altersgerechte Arbeitsplätze. Nationale und internationale Vernetzung, Lobbying und kompetente Grundlagenarbeit zählen zu unseren täglichen Aufgaben. Darüber hinaus machen wir uns für den Schutz und Ausbau der Daseinsvorsorge im Verkehr stark. Denn ein Aushungern des Öffentlichen Verkehrs kostet nicht nur hunderttausenden ÖsterreicherInnen ihre Mobilität und Chancen, sondern auch tausenden unserer MitarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz.

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Betreuung Seilbahnen: Kajetan Uriach