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Mainzer Zustände bald auch in Österreich?

Bereits auffälliger Mangel an eisenbahnspezifischem Personal.

"Mainzer Zustände bald auch in Österreich" und somit Probleme im Bahnbetrieb zulasten der Fahrgäste aufgrund von Personalmangel befürchtet Gerhard Tauchner, Sprecher der Plattform Lokfahrdienst in der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida. "Was die Deutsche Bahn gerade durchmacht, kann leider auch in Österreich nicht mehr ausgeschlossen werden", so Tauchner. Auch bei den österreichischen Schienenbahnen herrsche bereits ein auffälliger Mangel an eisenbahnspezifischem Personal. Dies treffe vor allem auf qualifizierte Berufe wie LokführerInnen, FahrdienstleiterInnen, ZugbegleiterInnen und Verschieber zu, warnt der Gewerkschafter.
"Die Ausübung von eisenbahnspezifischen Berufe ist in den vergangenen Jahren sowohl in psychischer als auch in physischer Hinsicht deutlich härter geworden. Die Anforderungen an und die Belastungen für die Beschäftigten sind aufgrund von Personaleinsparungen merklich angestiegen", kritisiert Tauchner. Bei einem Mehr an Verantwortung für die Beschäftigten hätten sich zudem die Arbeitsbedingungen verschlechtert: "Arbeitszeiten von weit mehr als zwölf Stunden im Schichtdienst werden von den Arbeitgebern immer mehr als Selbstverständlichkeit betrachtet. Junge Interessenten und Berufseinsteiger halten das zu Recht für familienfeindlich und unattraktiv. Viele werden dadurch von eisenbahnspezifischen Berufen abgeschreckt oder werfen frühzeitig das Handtuch", so Tauchner.

Das ständige Aufschieben von Neuaufnahmen, nur um Personalkennzahlen zu erreichen, könne in Österreich zu Zuständen wie bei der Deutschen Bahn führen. "Was die Bahnen in Österreich derzeit noch rettet, ist das System der Verbundproduktion von Personen- und Güterverkehr unter einem Firmendach. Damit kann das im Personenverkehr benötigte Personal durch den derzeit aufgrund der konjunkturellen Situation schwächelnden Güterverkehr gerade noch aufgebracht werden. Sobald sich der Güterverkehr aber wieder erholt, können ähnliche Zustände wie in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen werden", sagt Tauchner.

Alleine im Lokfahrdienst würden österreichweit in den verschiedenen Eisenbahnunternehmen schon an die 400 MitarbeiterInnen fehlen. Dieser Personalmangel könne derzeit noch durch das Leisten von Überstunden kompensiert werden. "Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten aber schon längst am Limit. Gerade in den Sommermonaten steigt die Anzahl der Überstunden stark an", so der Gewerkschafter.

Tauchner und die Gewerkschaft appellieren deshalb an die österreichischen Schienenbahnen, keine Zeit mehr verstreichen zu lassen und sich dringend um die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs zu kümmern. "Es wird Zeit, dass auch in Österreich rasch ein Umdenken in den Eisenbahnunternehmen stattfindet, bevor uns Zustände wie bei der Deutschen Bahn eingeholt haben. Wir fordern die Managements daher auf, ihre Personalplanungen nicht ausschließlich an den Bilanzzahlen festzumachen, um den österreichischen Fahrgästen ein ähnliches Chaos wie in Mainz zu ersparen", schließt Tauchner.

 

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