GEWALTig daneben!
Schläge, sexuelle Belästigung, Beschimpfungen, Hass im Netz, Drohungen, Mobbing oder Diskriminierung – Gewalt hat viele Gesichter und ist nach wie vor viel zu oft ein Tabuthema. Unzählige Beschäftigte haben Gewalt bereits selbst erlebt oder beobachtet. Viele, darunter auch BetriebsrätInnen, wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. „Mit unserer heutigen Fachtagung zu den Themen Gewalt im Job, im Netz und zu Hause wollen wir einen weiteren Schritt zur Enttabuisierung beitragen. Viele Beschäftigte fühlen sich schlecht bis gar nicht informiert, welche Rechte ihnen als ArbeitnehmerInnen zustehen und welche Hilfestellungen möglich sind. Zudem wollen wir möglichst viele Menschen gewinnen, gegen verbale und physische Gewalt an Frauen offen und energisch einzutreten“, so Elisabeth Vondrasek, stellvertrende vida-Vorsitzende und Bundesfrauenvorsitzende.
„Besonders wichtig ist eine intensivere Auseinandersetzung und Prävention auf allen Ebenen, durch Wegschauen und Schweigen wird das Leid der Betroffenen zusätzlich vergrößert. Grundsätzlich sollte ein diskriminierungsfreies, positives und wertschätzendes Klima am Arbeitsplatz eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende.
Videobotschaft zur Tagung von MEP Evelyn Regner:
Sich neuen Gewaltformen stellen
Die Notwendigkeit Gewalt zu thematisieren, unterstreicht auch WEISSER RING-Präsident Udo Jesionek: „40 Jahre gibt es den WEISSEN RING schon, und uns sind nie die Themen ausgegangen. Manche Themen sind neu, wie etwa die Gewaltformen im Internet. Andere Themen begleiten uns, Gewalt am Arbeitsplatz etwa. Betroffene Opfer sind nach einer solchen Straftat oft verunsichert und haben Sorge, dass sie nicht mehr arbeiten gehen können. Das sind existentielle Ängste. Wichtig ist hier eine rasche Unterstützung durch Opferhilfe und die Gewerkschaft. Darum ist uns die Zusammenarbeit so wichtig!"
Kein Randproblem
Jede/r Fünfte war laut einer aktuellen Erhebung schon Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz. Frauen, vor allem jüngere Frauen, sind häufiger von psychischer Gewalt (Mobbing, sexuelle Belästigung) am Arbeitsplatz betroffen als Männer. Weder die Opfer noch die Betriebe müssen das tatenlos hinnehmen. „Gewalt beginnt bereits mit Beschimpfungen oder mit der Herabwürdigung von Frauen. Das kann gerade eine Gesellschaft, die sich für Gleichstellung einsetzt, nicht hinnehmen. Ein gewaltfreies Leben ist ein Menschenrecht“, so Vondrasek.
Wertvolle Unterstützung
Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz und in Beziehungen sind einschneidende Erlebnisse, die alles im Leben verändern – das Selbstwertgefühl, die Gesundheit, die Beziehung zu anderen. Sich alleine daraus zu befreien, ist sehr schwer. „Viele Frauen brauchen Hilfe von außen. Wir müssen betroffenen Kolleginnen helfen und für sie da sein. Hilfe bieten Arbeiterkammer, Gewerkschaften und tolle NGOs, für deren Arbeit auch einmal gedankt werden muss. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung kann Gewalt verhindern. Zivilcourage wird im Leben immer wichtiger. Wir müssen schon beim Umgangston, sei es im Arbeitsleben oder in den sozialen Medien, darauf achten, unser Gegenüber mit Würde und Respekt zu behandeln. Dann kommen wir unserem Wunsch nach einer gewaltfreien Gesellschaft wieder ein Stück näher“, betont Renate Blauensteiner, Vizepräsidentin der AK Wien.
Hinschauen statt Wegschauen
Betriebe können viel zur Sicherheit der Betroffenen und zur Verhinderung von (weiterer) Gewalt beitragen, unterstreicht Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins AÖF: „Die Devise muss lauten: Hinschauen statt Wegschauen, Ansprechen von Gewalt, Nachfragen und Hilfe anbieten! Wichtig sind auch Schulungen und Workshops zur Sensibilisierung von Ansprechpersonen in Betrieben wie BetriebsrätInnen, Genderbeauftragte, Sicherheitsbeauftragte oder PersonalvertreterInnen. Unterstützend hilft auch das Auflegen und Aufhängen von Informationsmaterialien, wie Plakate, Kleber, Flyer, Broschüren etc. Wir beraten und informieren Betriebe gerne, so auch die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 / 222 555!“
Umfassende Unterstützung
Präventionsarbeit muss früh beginnen, fordert vida-Gewerkschafterin Elisabeth Vondrasek: „Schon vom Kindergarten an, über die Pflichtschule bis hin zu den Universitäten und ja bis in die Erwachsenenbildung muss das Thema Gewaltprävention ein Pflichtfach sein!“ Vondrasek betont, dass sie größten Respekt vor Gewaltopfern hat, die sich nach ihren schlimmen Erlebnissen wieder ihrem Arbeitsalltag stellen: „Ich hoffe und wünsche mir, dass wir den Betroffenen mit der vida-Initiative Tatort Arbeitsplatz viele Informations- und Serviceleistungen bieten können. Wir werden uns weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Gewalt im Job keine Chance hat!“