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Gewerkschaft vida: Wirtschaft will FriseurInnen mit Hungerlöhnen abspeisen

vida-Hebenstreit: „Wir akzeptieren keine Löhne von denen man nicht leben kann!“

„Gerade in einer Branche, in der der Frauenanteil bei fast 100 Prozent liegt, sollen die Beschäftigten ausgerechnet am Weltfrauentag für ihre Leistungen mit Peanuts abgespeist werden! Da spielen wir sicher nicht mit!“, sagt Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida. Die Arbeitgeberseite hat im Zuge der laufenden Kollektivvertragsverhandlungen ein inakzeptables Angebot vorgelegt, ergänzt Christine Heitzinger, Vorsitzende des vida-Fachbereichs Dienstleistungen: „Wir haben es heute Früh abgelehnt und erwarten uns vor der nächsten Verhandlungsrunde am 22. März einen deutlich besseren Vorschlag!“

Schandlöhne von denen man nicht leben kann transparent machen!

„Die Arbeitgeberseite hat angeboten, den Mindestlohn binnen drei Jahren auf 1.302 Euro zu bringen. Wie soll man von diesen Löhnen in Würde leben? Da spielen wir sicher nicht mit!“, stellt Heitzinger klar. Nicht gelten lässt Heitzinger das Argument, dass die FriseurInnen ihr Einkommen mit Trinkgeld deutlich aufbessern können: „Das ist doch kein fixer Lohnbestandteil! Trinkgeld zählt nicht für Urlaubs- und Weihnachtsgeld, nicht für die Arbeitslosenversicherung und auch nicht für Pension oder Karenz! Ganz abgesehen davon, dass bei Berufsunfähigkeit oder Krankenstand das Trinkgeld weg ist. Die Arbeitgeberseite kann nicht Lohnbestandteile an freiwillige KundInnenleistung, wie eben Trinkgeld, delegieren. Was ist das bitte für eine Logik? Würde man beim Einkommen einer Sekretärin darauf abstellen, dass vielleicht jemand ein paar Münzen in die Kaffeekassa schmeißt?“

Forderung nach 1.500 Euro Mindestlohn bleibt

Klares Ziel für Heitzinger bleibt ein rasches Anheben des Mindestlohns auf 1.500 Euro brutto: „Das ist die absolute Untergrenze. Das nächste Etappenziel bleiben die vom ÖGB geforderten 1.700 Euro.“ Angelernte FriseurInnen verdienen derzeit 1.137 Euro brutto, die Armutsgefährdungsschwelle liegt aktuell bei 1.163 Euro netto monatlich für einen Einpersonen-Haushalt, so die Gewerkschafterin: „Von Arbeit muss man leben können! Für viele Beschäftige in den rund 8.000 Friseurbetrieben in Österreich geht sich das aber nicht aus. Viele gehen arbeiten und sind trotzdem arm. Damit muss Schluss sein!"

Besseres Einkommen – zufriedene MitarbeiterInnen

Heitzinger verweist darauf, dass eine entsprechende Entlohnung auch die hohe Branchenflucht im Friseurgewerbe stoppen könnte: „Fakt ist, dass seit Jahren fast ein Viertel aller Lehrlinge die Ausbildung wieder abbricht, da offenbar die finanziellen Bedingungen für die Zeit danach einfach abschreckend sind. Die Bundesinnung muss endlich für entsprechende Jobchancen nach der Lehre sorgen! Leistung muss sich auch in der Beautybranche lohnen! Abschließend will ich betonen, dass Friseursalons ihre Standorte sicher nicht gleich ins Ausland verlagern werden, wenn sie für würdige Arbeitsbedingungen sorgen sollen.“