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Fahrradbot:innen-KV: Zahlreiche Beschäftigte machten ihrem Ärger bei Kundgebung in Innsbruck Luft

Streichung der Sonntagszulage und Reduktion des Kilometergelds inakzeptable Arbeitgeber-Forderungen

Zahlreiche Fahrradbot:innen und Essenslieferant:innen taten heute bei einer öffentlichen Kundgebung am Innsbrucker Marktplatz ihren Unmut über das respektlose Vorgehen der Arbeitgeberseite kund. Auch die zweite Verhandlungsrunde ist vergangene Woche gescheitert: Obwohl die rollierende Inflation mit 8,7 Prozent außer Streit gestellt wurde, bietet die Arbeitgeberseite eine Erhöhung von lediglich 5,2 Prozent.

„Wir fahren bei Wind, Regen, eisiger Kälte oder sengender Hitze und sorgen dafür, dass das Bestellte schnell und unkompliziert an der Lieferadresse ankommt. Meine Kolleg:innen und ich haben uns eine faire Lohnerhöhung mehr als verdient!“, stellt Fabian Warzilek klar. Der Tiroler ist Betriebsrat bei Lieferando und Mitglied im KV-Verhandlungsteam.

Nicht nur weigert sich die Arbeitgeberseite, zumindest die Inflation abzugelten, sie wartet zudem mit unverschämten Gegenforderungen auf. „In Zeiten der Rekordinflation soll die Sonntagszulage gestrichen und das Kilometer-Geld reduziert werden. Das ist wirklich beschämend!“, bezieht Warzilek klar Stellung.

Für Fahrradbot:innen und Essenszusteller:innen gibt es in Österreich seit 2020 garantierte Rechte durch einen eigenen Kollektivvertrag. Allerdings gilt dieser bisher nur für rund 2.000 der insgesamt bis zu 5.000 Mitarbeiter:innen in der Branche. Der Rest sind freie Dienstnehmer:innen oder Scheinselbständige. „Auch in den KV-Verhandlungen wurde von den Arbeitgebern immer wieder darauf verwiesen, dass freie Dienstnehmer:innen – bei Foodora die überwiegende Mehrzahl an Zusteller:innen – billiger sind und weniger Rechte haben. Umso wichtiger ist offensichtlich unser Einsatz dafür, dass in Zukunft alle Beschäftigten in der Branche Schutz und Rechtssicherheit durch diesen Kollektivvertrag erhalten“, zeigt Emanuel Straka, Landessekretär der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, auf. Er betont: „Wir haben in den Verhandlungen zahlreiche Vorschläge zur Unterstützung für die kleinere österreichischen Botenunternehmen eingebracht. Leider wurden sie alle abgelehnt. Offenbar betreibt die Wirtschaftskammer bevorzugt Interessenpolitik für milliardenschwere ausländische Konzerne, die hinter fast allen größeren Lieferdiensten in Österreich agieren. Genau solche Unternehmen wie Foodora drücken den Preis und drängen die kleinen österreichischen Unternehmen vom Markt.“

Am 19. Jänner wird eine österreichweite Betriebsrät:innenkonferenz abgehalten. Dabei wird das vorliegende Angebot der Arbeitgeber diskutiert sowie über Beschlüsse für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen beraten.

Die Forderungen der Gewerkschaft:

  • Abgeltung der rollierenden Inflation in Höhe von 8,7 Prozent plus fairen Anteil am Produktivitätszuwachs
  • Lohnerhöhung muss für KV- und IST-Löhne gelten
  • Einführung einer witterungsbedingten Zulage (bei Extremwetterbedingungen während der Dienstzeit)
  • Einrichtung eines „Fairnessfonds“, gespeist aus Mitteln der Arbeitgeber, aus dem freie Dienstnehmer:innen u.a. bei Krankenstand oder Arbeitslosigkeit finanziell unterstützt werden sollen.