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Fahrradbot:innen-KV: Keine Annäherung in zweiter Verhandlungsrunde

Gewerkschaft vida: „Gipfel der Unverfrorenheit“: WKÖ verlangt Streichung der Sonntagszulage und Reduktion des Kilometergeldes

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die Fahrradbot:innen wurden nach der zweiten Verhandlungsrunde ergebnislos unterbrochen. „Das Angebot der Arbeitgeber lag bei 5,2 Prozent. Gemessen an der Leistung der Fahrradbot:innen ist das ein beschämendes Angebot“, kritisiert Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida. „Die hohe Teuerung würde damit nicht ansatzweise abgegolten. Wir fordern die Abgeltung der rollierenden Inflation in Höhe von 8,7 Prozent sowie einen fairen Anteil am Produktivitätszuwachs“, ergänzt Toni Pravdic, KV-Verhandlungsleiter der Gewerkschaft vida.

Am 19. Jänner wird eine Betriebsrät:innenkonferenz abgehalten. Dabei werde mit der Gewerkschaft das vorliegende Angebot der Arbeitgeber diskutiert sowie über Beschlüsse für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen beraten. „Wir bleiben selbstverständlich verhandlungsbereit, sollten uns die Arbeitgeber in der Zwischenzeit ein besseres Angebot übermitteln“, sagt Petritsch.

Der permanente Verweis der Arbeitgeber in den Verhandlungen, dass freie Dienstnehmer:innen – bei Foodora die überwiegende Mehrzahl an Zusteller:innen – dbilliger sind und weniger Rechte haben, zeige, dass die Forderung der vida nach einer besseren rechtlichen Absicherung für freie Dienstnehmer:innen bzw. sie gleich in den Schutz des Kollektivvertrags zu holen, „ein Gebot der Stunde“ sei, so vida-Gewerkschafter Petritsch weiter. „Wir haben in den Verhandlungen unzählige Vorschläge zur Unterstützung für die kleinere österreichischen Botenunternehmen gemacht. Sie wurden von der WKÖ aber allesamt abgelehnt. Die Wirtschaftskammer betreibt offenbar bevorzugt Interessenpolitik für milliardenschwere ausländische Konzerne, die hinter fast allen größeren Lieferdiensten in Österreich agieren. Genau solche Unternehmen wie Foodora drücken den Preis und drängen die kleinen österreichischen Unternehmen ins wirtschaftliche Aus“, kritisiert der vida-Fachbereichsvorsitzende.

Gehe es nach der WKÖ, so sollen die kleinen heimischen Unternehmen wohl dem Brecht-Zitat „Hinter den Trommeln her, trotten die Kälber. Das Fell für die Trommeln, liefern sie selber“, folgen, sagt Karl Delfs, Bundessekretär des vida-Fachbereichs Straße. „Aber den Gipfel der Unverfrorenheit lieferte der Obmann der Sparte Güterverkehr in der WKÖ, Markus Fischer, ab. Er verlangte in Zeiten der Rekordinflation in seinem Schreiben für die KV-Verhandlungen eine Streichung der Sonntagszulage und eine Reduktion des Kilometergeldes“, ist Delfs entsetzt. „Angesichts der Überförderung bei den Corona-Milliarden für die Wirtschaft ein unerhörtes Signal: Zuerst werden von den Steuerzahler:innen Milliarden kassiert und dann die Arbeitnehmer:innen mit Almosen abgespeist. Das dürfte die neue Maxime des Fachverbands Güterverkehr in der WKO sein“, so der der vida-Gewerkschafter abschließend.

Die Forderungen der Gewerkschaft:

  • Abgeltung der rollierenden Inflation in Höhe von 8,7 Prozent plus fairen Anteil am Produktivitätszuwachs
  • Lohnerhöhung muss für KV- und IST-Löhne gelten
  • Einführung einer witterungsbedingten Zulage (bei Extremwetterbedingungen während der Dienstzeit)
  • Einrichtung eines „Fairnessfonds“, gespeist aus Mitteln der Arbeitgeber, aus dem freie Dienstnehmer:innen u.a. bei Krankenstand oder Arbeitslosigkeit finanziell unterstützt werden sollen.