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KV Verhandlungen Sozialwirtschaft: Gewerkschaften fordern, was Beschäftigten zusteht

Branchenattraktivierung als einzige Chance gegen Personalmangel
„Es freut uns, dass Arbeitgeberverhandler Walter Marschitz die gewerkschaftlichen Errungenschaften in der Sozialwirtschaft wie Arbeitszeitverkürzung und Gehaltserhöhungen positiv sieht. Diese wurden allerdings keineswegs freigiebig verschenkt, sondern mussten den Arbeitgebern mit Demonstrationen und Streiks abgerungen werden“, kommentieren die Chefverhandlerinnen der Gewerkschaften Eva Scherz (GPA) und Michaela Guglberger (vida) die Aussendung des Arbeitgeberverbands Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ).
 
Am Tag vor der Forderungsübergabe sagt Eva Scherz in Richtung Arbeitgeber: „Durch die Finanzausgleichsverhandlungen gibt es ein gutes Zeitfenster, um als Arbeitgeber endlich mutig zu sein. Während sich die Bundesregierung immer auf die Beschäftigten im Gesundheits-und Sozialbereich verlassen konnte, konnten sich die Beschäftigten nicht auf die Regierung verlassen“ und weist auf den verpfuschten Pflegezuschuss bzw. Entlastungswoche sowie die ausständige Pflegereform, das noch immer nicht erhöhte Kilometergeld und die überbordende Bürokratie hin. „Jetzt heißt es für die Arbeitgeber, sich über die Bundesländer und den Finanzausgleich das Geld vom Bund zu holen, das sie brauchen, um die Beschäftigten endlich besser zu bezahlen.“
 
Michaela Guglberger ergänzt: „Die Arbeitgeber argumentieren, das Gehalt im Gesundheits- und Sozialbereich sei ohnehin bereits in Ordnung. Tatsächlich liegt das Medianeinkommen in der Branche 22 Prozent unter dem Medianeinkommen aller Wirtschaftsklassen. Nur durch eine Attraktivierung der Branche kann der massive Personalmangel bekämpft werden. Wenn sich die Arbeitgeber nun mit Gehaltserhöhungen und 37-Stunden-Woche rühmen, so waren das Errungenschaften der Gewerkschaften, gegen die sich die Arbeitgeber noch in jeder Verhandlung gewehrt haben.“
 
Die Gewerkschaften GPA und vida werden morgen, Dienstag, um 16:00 Uhr den Arbeitgebern der Sozialwirtschaft Österreich ihr Forderungsprogramm übergeben.
 
Etwa 130.000 Beschäftigte sind vom Kollektivvertrag Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) erfasst. Der Frauenanteil beträgt über 70 Prozent. Die Teilzeitquote liegt ebenfalls bei ca. 70 Prozent. Gerade im mobilen Bereich (Teilzeitquote ca. 90 Prozent) ist der Anteil an Frauen besonders hoch und Vollzeitarbeitsplätze sind die absolute Ausnahme. Beschäftigte in dieser Branche sind daher von der aktuellen Teuerung besonders betroffen.