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Tag der Arbeit in Zeiten der Corona-Krise

Warum wir den 1. Mai auch dieses Jahr hochleben lassen sollten.
8 Stunden Arbeit – 8 Stunden Freizeit – 8 Stunden Schlaf – was für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Glück seit 1918 gesetzlich verankert ist, war es für viele über Jahrhunderte hinweg nicht. Gerade am heutigen Tag der Arbeit muss das wieder ins Bewusstsein rücken. „Unser gewerkschaftliches Ziel ist ganz klar, mehr Freizeit für die Kolleginnen und Kollegen zu erwirken“, sagt Anna Daimler, Generalsekretärin der Gewerkschaft vida.

„In den Kollektivverträgen haben wir uns klare Ziele gesteckt, die je nach Branche unterschiedlich aussehen. Ein Ziel eint aber alle Kollektivverträge, nämlich das nach mehr Freizeit und natürlich besserer Bezahlung!“
 
Anna Daimler, Generalsekretärin der vida
 
Zurück zum Tag der Arbeit. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter zu organisieren. Sie gingen auf die Straße und kämpften für ihre Rechte. Hintergrund war eine Verkürzung der Arbeitszeit, die damals bis zu 16 Stunden betragen hat. In Chicago in den USA wurde dafür bereits am 1. Mai 1867 demonstriert. Am 20. Juli 1889 beschlossen die Delegierten der 2. Sozialistischen Internationale in Paris im darauffolgenden Jahr weltweit Veranstaltungen durchzuführen, in deren Mittelpunkt die Forderung nach einem 8-Stunden-Arbeitstag stehen sollte. Das Datum wurde dabei allerdings nicht festgelegt. Denn dieses ergab sich aus dem Kongress der "American Federation of Labour" in St. Louis 1888, bei dem der 1. Mai 1890 als der Tag festgelegt wurde, an dem die amerikanischen ArbeiterInnen keinen längeren Arbeitstag mit mehr als acht Stunden akzeptieren würden.
 
Internationaler Feiertag
 
Die Arbeitszeitverkürzung gefordert wurde dann am 1. Mai 1890, und das in zahlreichen Ländern. „Es zeigt sich also auch, dass es bei den Rechten für Beschäftigte nicht nur um Österreich geht, sondern um eine internationale Solidarität, die wir als vida natürlich mittragen und das immer tun werden“, sagt Gewerkschafterin Daimler. Die Formen der Veranstaltungen waren so verschieden wie die TeilnehmerInnenzahlen und stark von den politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern abhängig. Im agrarisch geprägten Finnland fanden sich gerade einmal ein paar hundert ArbeiterInnen in Helsinki ein, während englische, französische und deutsche Städte Demonstrationen mit bis zu 100.000 Menschen erlebten. Ein Jahr später wurde der 1. Mai übrigens in zahlreichen Ländern zum Feiertag erklärt. „Der Kampf hat sich also doppelt gelohnt, nicht nur wegen des Feiertags, sondern natürlich wegen der Arbeitszeitverkürzung“, freut sich Anna Daimler.

Mit Solidarität Hürden überwunden
 
Dass die Regierungen und Unternehmen mit den Aufmärschen am 1. Mai nicht sonderlich glücklich waren, ist logisch. Viele Unternehmer drohten ihren ArbeiterInnen mit Kündigung, sollten sie an den Veranstaltungen teilnehmen. In fast allen Ländern reagierten die Regierungen mit großen Polizei- und Militäraufgeboten - oft auch mit Einschränkungen der Demonstrationswege oder überhaupt einem generellen Verbot. „Die Kolleginnen und Kollegen von damals haben aber einen Weg gefunden, diese Einschränkungen zu umgehen, und zwar mit Spaziergängen“, so die vida-Generalsekretärin, die hier die Verbindung zur Gegenwart schlägt. Damals waren es die Arbeitszeiten und gerechte Behandlung von ArbeitnehmerInnen, für die gekämpft wurde. Heute ist es der bessere Zugang zur Altersteilzeit und geförderte Formen der Arbeitszeitverkürzung zur Coronabewältigung sowie zur Unterstützung des Generationenwechsels in den Branchen. Zentral sei auch die Entlastung von KollegInnen in belastenden Berufen. „Und es brauchte Wege zur Abfederung von Jobverlusten durch Klimawandel und Digitalisierung“, so Daimler.

1. Mai zu Zeiten der Corona-Krise
 
Der 1. Mai ist seit seinem Entstehen ein Tag des Zusammentreffens. Seit vergangenem Jahr ist das aufgrund von Corona allerdings mit großen Hürden verbunden. Das ändert aber nichts am gewerkschaftlichen Kampf gegen Ausbeutung und am Kampf gegen das Treten von ArbeitnehmerInnenrechten mit Füßen. „So wie es ausschaut, müssen wir die Regierenden wieder daran erinnern, denn Corona hat Blüten getrieben und viele Problemstellen in unterschiedlichen Branchen an die Öffentlichkeit gebracht. Wir werden ganz genau hinschauen“, verspricht Daimler und ist guter Dinge, dass nächstes Jahr wieder Mai-Aufmärsche in gewohnter Form stattfinden.
 
 

 

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