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Großartiger Zusammenhalt, unvorstellbare Leistung

Systemerhalter am Wort: Krankenpfleger Joel Pachernegg.

In den Krankenhäusern wird seit Monaten Unvorstellbares geleistet. Auch ohne Corona erleben wir in unserer Arbeit tagtäglich Grenzsituationen des menschlichen Lebens. Die Pandemie hat die Situation aber verschärft und bringt uns alle, von der Stationsleitung über das Pflegepersonal bis zur Reinigungskraft, regelmäßig an unsere Belastungsgrenzen und darüber hinaus.

Nicht am Mensch sparen

In der Pflege herrscht schon lange ein von langer Hand herangezüchteter Personalmangel. Für mich ist es unbegreiflich, wie ein so wichtiger Grundbaustein unserer Gesellschaft kaputtgespart wird und dass man sich dann noch über Applaus freuen soll. Jeder kennt mittlerweile einen Kollegen, eine Kollegin, der oder die gekündigt hat oder darüber nachdenkt.

Kleine Höhen & Tiefen

Grundsätzlich ist die Pflege ein wunderschönes, vielfältiges Berufsfeld, aus dem man viel Kraft schöpfen kann. Bei mir sind es oft kleine Erfolgserlebnisse, von denen ich zehren kann. Ich habe die letzten Monate sehr intensiv mit vielen Höhen und Tiefen erlebt. Ich habe mein Fachwissen erweitertet und viele neue Erfahrungen gemacht. Nach wie vor gibt es einen starken Rückhalt und Zusammenhalt bei uns im Team. Es sind auch viele KollegInnen von anderen Stationen zu uns gekommen, um mitzuhelfen.

Geschützt durch die Krise

Wir bekommen in unserer Arbeit ausreichend Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt und haben außerdem die Möglichkeit, uns jederzeit testen zu lassen. Wenn man in der Pflege arbeitet, hat man außerdem „das Privileg“, die Impfungen bereits erhalten zu haben. Sicher mit Rat und Tat zur Seite steht uns unser Betriebsrat – und das zu fast jeder Tages- und Nachtzeit, egal um welches Problem es sich handelt. Es gibt auch immer wieder Besuche und Erkundigungen zur aktuellen Situation bei uns auf der Station.

Über alles reden können

Es ist wichtig, Möglichkeiten zu haben, sich von der herausfordernden Arbeit abgrenzen zu können. Falls das nicht gelingt, Redebedarf besteht oder Unterstützung notwendig ist, können wir das Angebot unserer klinischen Seelsorge in Anspruch nehmen. Zusätzlich gibt es regelmäßige, freiwillige Reflexionsrunden, die als Arbeitszeit gerechnet werden. Grundsätzlich geht es mir aber gut.

Tanzen bis in den Morgen

Privat gibt es durch Corona natürlich einige Einschränkungen. Am meisten fehlt es mir, eine Nacht lang in einem Club durchzutanzen. Die wummernden Bässe konnten mir schon einige harte Arbeitstage wieder „aus dem Kopf waschen“. Und natürlich fehlen mir, wie den meisten anderen Menschen wahrscheinlich auch, die sozialen Kontakte. Was ich mache, wenn die Krise überstanden ist? Natürlich eine Nacht tanzend im Club verbringen, mit so vielen FreundInnen und KollegInnen wie möglich auf die mehr oder weniger gut überstandene Pandemie anstoßen und endlich meine dreimonatige Auszeit nehmen, die ich wegen der Corona-Krise bereits zwei Mal verschieben musste. Übrigens, ich bin noch nie so viel zum Kochen gekommen wie in Zeiten von Corona.

Joel Pachernegg, 30 Jahre, Krankenpfleger auf einer Intensivstation, Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien

 

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Wir haben nachgefragt: Wie geht es den Beschäftigten auf der Intensivstationen. Schau dir hier unseren vida-Video-Talk an ...

 

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