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Kein warmes Essen für die Kapitäne der Straßen

Systemerhalter am Wort: LKW-Fahrer Matthias Lachowitz.

Matthias Lachowitz ist seit 25 Jahren als Berufskraftfahrer bei der Manfred Mayer Mineralöl Vertriebsgesellschaft beschäftigt. Gar schon 35 Jahren zählt er als LKW-Fahrer zu den Kapitänen der Straßen. An seinem Beruf liebte er immer Freiheit und Eigenständigkeit. Es missfällt ihm, dass entlang der Autobahnen die Infrastruktur für die FahrerInnen noch immer nicht verbessert wurde.

Sein eigener Chef

„Ich bin vorbelastet, schon mein Vater war Kraftfahrer. Zuerst LKW-Fahrer, dann Busfahrer. Ich wollte unbedingt in seine Fußstapfen treten“, lacht der 56-jährige Matthias Lachowitz, weil eigentlich hat er ja Spengler und Dachdecker gelernt. „An meiner Arbeit hat mich immer fasziniert, dass man dabei recht unabhängig sein konnte: Kein Chef steht im LKW dauernd hinter dir. Insbesondere früher, als es noch kein Handy und kein Navi gab, war dieses Gefühl der großen Freiheit stark ausgeprägt. Man bekam Aufträge und Adressen vom Chef ausgehändigt und plante seine Touren eigenständig“, sagt Matthias, den seine LKW-Routen früher auch oft nach Osteuropa führten.

Spielregeln für mehr Sicherheit

In seinem Unternehmen ist man gut und sicher durch die Krise gekommen. Gemeinsam mit der Geschäftsführung wurden Richtlinien zum Schutz der Beschäftigten ausgearbeitet. „So haben wir beispielsweise eine Regel, werden von Kunden nicht die Spielregeln – Maske und Sicherheitsabstand – eingehalten, dann konnten wir die Lieferung sofort abbrechen und wieder fahren“, erzählt Matthias.  

Immer schon systemrelevant

„Mein Job ist es, Mineralöle von A nach B zu fahren. Da hat sich durch die Krise grundsätzlich nicht viel daran verändert. So gesehen, war ich in meinem Beruf eigentlich schon immer systemrelevant für die Wirtschaft und Privathaushalte tätig“, sagt Lachowitz. Dass zu Corona-Zeiten die Politik öffentlich von systemrelevanten HeldInnen gesprochen hat, betrachtet er mit Skepsis und Schmunzeln: „Wir haben uns schon öfter gefragt, wie lange es noch dauern wird, bis wir in den Augen der Öffentlichkeit wieder die üblichen Buhmänner sein werden, die mit 80 Kilometern in der Stunde Höchstgeschwindigkeit den ganzen Verkehr aufhalten?“ 

LKW auf Herbergssuche 

Die Arbeitsbedingungen für ihn und seine KollegInnen sind in den Lockdowns aber zweifelsohne härter geworden. Bis zu 12 Stunden auf den Straßen unterwegs gewesen zu sein, ohne Möglichkeiten auf warme Mahlzeiten, WCs und Waschgelegenheiten, diese Erfahrung wünscht Lachowitz keinem.

„Ich kann mit meinen LKW nicht einfach auf den nächstgelegenen Supermarkt-Parkplatz zwischendurch zum Einkaufen fahren. Um die Hygienemaßnahmen einhalten und uns versorgen zu können, mussten wir kreativ sein und uns etwa selbst Wasserflaschen und Seife zum Händewaschen mitnehmen. Insbesondere im Frühjahr war die Angst noch groß, da wurde einem auch wegen Infektionsgefahr der Zutritt zu sanitären Anlagen bei den Kunden verweigert.“

Matthias Lachowitz, Lkw-Fahrer und BR-Vorsitzender

Bessere Infrastruktur für BerufskraftfahrerInnen

Muss man auf Rastplätzen entlang der Autobahnen als Berufskraftfahrer im LKW übernachten, dann wird es schnell eng, wenn 200 LKW auf einer Raststation stehen (teilweise mit zwei FahrerInnen besetzt). Denn dort stehen oft nur vier WCs und zwei bis drei Duschen zur Verfügung. „Ich kann hier nur an die Politik appellieren, die entsprechende Infrastruktur entlang der Autobahnen für uns besser auszubauen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.   

    

Matthias Lachowitz, 56 Jahre, Berufskraftfahrer und Betriebsratsvorsitzender bei Manfred Mayer Mineralöl Vertriebsgesellschaft m.b.H., Burgenland
 

vida fragt nach

Wir waren mit unserer Kamera unterwegs und haben nachgefragt: Wie geht's den LKW-FahrerInnen? vida im Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen im Güterverkehr. Schau rein ...

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