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Das Herz vergisst nicht

Systemerhalterin am Wort: Pflegeassistentin Dragana Zivkovic.

Ich bin bei meinen Großeltern in Serbien aufgewachsen und kurz vor meinem 17. Geburtstag nach Wien gekommen. Die erste Zeit war schon hart. Ich konnte kein Wort Deutsch und habe, um die Sprache schnell zu lernen, neben dem Deutschkurs ehrenamtlich bei Caritas Socialis gearbeitet, wo schon damals meine Mutter tätig war. Danach habe ich die Schule für Pflegeassistenz absolviert, viele Weiterbildungen gemacht und mich schließlich auf Demenz spezialisiert.

Lebensgeschichten mit viel Gefühl

Mittlerweile arbeite ich in einem Wohnbereich für Menschen mit Demenz. Hier leben 30 BewohnerInnen mit 30 verschiedenen Lebensgeschichten. Ich unterstütze sie gemeinsam mit meinen KollegInnen in ihrem täglichen Alltag. Menschen mit Demenz brauchen viel Verständnis und Nähe. Man muss empathisch sein, um diesen Job ausüben zu können. Das ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Ein kleines Lächeln ist eine Bestätigung dafür, was wir in unserem Berufsalltag für unsere BewohnerInnen leisten. Wichtig ist es, dass sie sich wohlfühlen, dass sie ihre Gefühle frei äußern können und dass sie ernst genommen werden. Auch wenn sie an Demenz erkrankt sind, sind sie noch immer Menschen mit Gefühlen und Bedürfnissen.

Zurück in die Vergangenheit

In der Demenz zieht sich der Mensch zurück, meistens „lebt“ er dann in der Zeit, wo er sich am meisten wohlgefühlt hat. Sehr oft ist das die Zeit, wo sie erwachsen sind und eigene Kinder haben, oder noch sehr jung sind. Viele haben in ihrem „früheren“ Leben aber auch Schlimmes erlebt, und erleben das in der Demenz noch einmal. Ich kann mich zum Beispiel an einen Bewohner erinnern, der im Krieg „Flieger“ war und unter anderem Leichen eingesammelt hat. Ich habe mit ihm bei uns im Wohnbereich mehrmals am Tag „die Leichen miteingesammelt.“ Das war für mich natürlich nicht so leicht mitzuerleben. Jeder hat da für sich eine Strategie, wie man „frei“ nach dem Dienst nach Hause geht, also die Erlebnisse nicht mitheimnimmt.

Sicher durch die Pandemie

Als Corona in unser Land gezogen ist, bin ich mit dem Gedanken in die Arbeit gegangen: „Was erwartet mich jetzt? Ist vielleicht ein Bewohner oder eine Kollegin schon krank?“ Die Angst ist groß, das Virus in den Wohnbereich miteinzuschleppen, aber natürlich genauso groß, die Krankheit mit nach Hause zu nehmen. Wir haben aber das Glück, dass wir mittlerweile alle geimpft sind und dass es bei uns keine Corona-Fälle gibt. Unser Betriebsrat schaut immer auf uns, nicht nur jetzt in der Corona-Pandemie. Er fragt uns immer, wie es uns geht, ob wir etwas brauchen. Er hat uns mit FFP2-Masken versorgt. Auch die Weihnachts- und Oster-Gutscheine dürfen nicht fehlen. Unsere Arbeit ist psychisch und physisch schon sehr fordernd. Um diese Belastungen kompensieren zu können, muss man diesen Beruf wirklich von Herzen gerne machen.

Dragana Zivkovic, 35 Jahre, Pflegeassistentin, CS Caritas Socialis, Wien

 

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Wir werfen einen Blick mit der Kamera in den Pflegealltag. "vida fragt nach" zu Gast bei CS Caritas Socialis. Schau rein ...

 

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