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Nächster Halt „Lebensretterin“

Systemerhalterin am Wort: Zugbegleiterin Melissa Bunzel.

Es ist 4:45 Uhr. Wir befinden uns am Bahnhof in Linz. Mit der Wagenliste unter dem Arm gehe ich zum Railjet 821. Planmäßige Abfahrt nach Wien Hauptbahnhof ist um 5:30 Uhr. Nach einem Sicherheitscheck melde ich mich beim Lokführer abfahrtbereit. Ich gebe einen lauten Pfiff, schaue, dass der lichte Raum zwischen Bahnsteig und Zug frei ist, schließe die Türen, gebe das Signal „Abfahrt“ und schon setzt sich unser Zug in Bewegung.

Ansprechpartnerin für alle

Ich bin gerne unterwegs und arbeite gerne mit Menschen, deshalb macht mir auch der Job als Zugbegleiterin Spaß. Es gibt immer neue Herausforderungen, und das liebe ich in meinem Beruf. Hauptsächlich bin ich für die Sicherheit am Zug verantwortlich. Ich mache die Durchsagen, kontrolliere die Tickets, gebe Auskünfte, beantworte Fragen. Mit meiner Uniform bin ich erste Ansprechpartnerin für alle Reisenden am Zug. Wir halten am Bahnhof St. Valentin. Reisende steigen ein und aus. Ich helfe ihnen mit schweren Koffern und Kinderwägen. Dann kommt wieder der Pfiff und weiter geht’s.

Notfall der besonderen Art

Wir kommen pünktlich um 07:05 Uhr in Wien an. Hier mache ich eine Pause und treffe auf KollegInnen. Ich bin auch Personaldisponentin und damit für die kurzfristige Planung zuständig, also wenn jemand krank wird, es eine Streckenunterbrechung gibt oder wenn spontane Notfälle auftreten. Vor über einem Jahr ist ein „Notfall der besonderen Art“ eingetreten. Corona hat die Weichen für uns alle neu gestellt. Im ersten Lockdown kam ich mir vor, als wäre ich auf einem Geisterzug unterwegs. Es gab kaum Reisende. Ich bin froh, dass mittlerweile wieder so viele Menschen mit uns am Zug sind, dass wieder ein bisschen Alltag eingekehrt ist. An das Maskentragen gewöhnt man sich, aber bei einem 12-Stunden-Dienst bin ich immer froh, wenn ich meine FFP2 am Bahnsteig kurz herunternehmen darf, um den Pfiff abgeben zu können.

Für Menschen im Einsatz

Für mich wird es Zeit, den ICE Richtung Passau zu nehmen. An der Grenze übernehmen die deutschen KollegInnen. Dann geht es zurück mit dem nächsten ICE nach Linz Hauptbahnhof. Wir kommen um 13:24 Uhr an. Heute habe ich eine kurze Tour, bei längeren Diensten bin ich bis Mitternacht im Einsatz oder die ganze Nacht bis in den frühen Morgen. Ein Dienst wird mir sicher ewig in Erinnerung bleiben: Ich will zu meinem Zug gehen, als plötzlich direkt vor mir ein Mann umfällt. Herzinfarkt! Wir haben sofort reagiert, den Notarzt gerufen und den Mann wiederbelebt. Übrigens, wenn meine KollegInnen und ich Hilfe benötigen, dann wenden wir uns an unseren Betriebsrat. Er ist immer für uns da, genauso wie unsere Gewerkschaft. Es ist schön, beide an unserer Seite zu haben.

Melissa Bunzel, 31 Jahre, ÖBB-Zugbegleiterin, Oberösterreich

Für dich da! Gewerkschaft vida Johann-Böhm-Platz 1
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