vida

Neues Leben in guten Händen

Systemerhalterin am Wort: Hebamme Elisabeth Drlik.

Ich liebe meinen Beruf, weil er ganz nah am Menschen ist und mir die Arbeit mit Frauen Freude macht. Ich habe schon sehr viel Geburten betreut. Trotzdem kommen mir immer wieder die Tränen, wenn das Baby zur Welt kommt, mit seinen großen Augen seine Mama ansieht und die Mama ihr Baby zum ersten Mal in den Armen hält. Das ist ein unglaublich berührender und besonderer Moment.

Emotional und fordernd

Ich bin seit fast zwanzig Jahren Hebamme und arbeite in der größten Geburtsklinik Österreichs. 2020 hatten wir fast 3.900 Geburten. Mein Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich, aber auch anstrengend und emotional fordernd. Es kann sein, dass ich zum Dienst komme und im Kreißzimmerbereich bereits neun Frauen in den Wehen sind. Ich betreue bis zu zwei oder drei wehende Frauen gleichzeitig und bespreche zunächst die Lage, was die Frau braucht, wie die nächsten Schritte sind.

Mit allen Künsten auf die Welt

Eine Geburt kann manchmal ganz schnell und einfach verlaufen, aber auch viele Stunden dauern, wo die Frau hin- und hergerissen ist zwischen Schmerz und Freude, und wo wir manchmal all unsere Hebammen-Künste auspacken müssen, damit sich das Baby gut durch den Geburtsweg durchschlängeln kann. Wenn es zu einem Kaiserschnitt kommt, betreuen wir die Frau weiter, sind für die Versorgung des Babys zuständig und auch für die Nachbetreuung der Frau. Ich arbeite aber nicht nur im Kreißsaal. Ich bin auch in der Schwangerschaftsambulanz tätig und betreue Frauen nach der Geburt auf der Wochenbettstation.

Die Last der Frau(en)

Gerade in diesem Corona-Jahr habe ich am eigenen Leib ganz stark gespürt, dass wir Frauen in Krisenzeiten noch mehr „abbekommen“. Als berufstätige und alleinerziehende Mutter bin ich sehr gefordert. Da der Vater meiner beiden Kinder im Ausland lebt, muss ich „nebenbei“ schauen, dass wir das mit der Schule hinbekommen. Ich halte die Zwei bei Laune, versuche, etwaige Ängste zu nehmen, meinen Kindern in der Krise trotz herausforderndem Job zur Seite zu stehen. Apropos, in der Arbeit steht mir der Betriebsrat zur Seite.

Corona-Prämie auch für uns

Der Betriebsrat hat für uns Hebammen unter anderem erreicht, dass auch wir eine Corona-Prämie erhalten haben. Seit Beginn der Pandemie tragen wir natürlich im Dienst FFP2-Masken. Die schwangeren Frauen werden, sobald bei uns stationär aufgenommen, von uns Hebammen abgestrichen und dürfen den Mund-Nasen-Schutz dann abnehmen. Bei einer Geburt ist es oft ganz wichtig, dass die Frau mein Gesicht sieht, und ich ihr einfach ohne Worte sagen kann: „Es passt alles!“. Das ist mit Maske natürlich jetzt nicht so einfach. Auch das Halten und Stützen der Frau während der Geburt ist durch Corona schwieriger.

Mehr Zeit und mehr Personal

Was ich mir für die Zukunft wünsche? Dass wir mehr Zeit bekommen, um die Frauen noch besser betreuen zu können, idealerweise betreut eine Hebamme eine Frau. Wir brauchen also mehr Personal. Da ist nicht nur der Arbeitgeber gefragt, sondern auch die Regierung gefordert, mehr Geld zu investieren. Schließlich geht es um unsere Gesundheit und um neues Leben.

Elisabeth Drlik, 46 Jahre, Hebamme, St. Josef Krankenhaus Wien

Für dich da! Gewerkschaft vida Johann-Böhm-Platz 1
1020 Wien
+43 (0) 1 534 44 79 +43 (0) 1 534 44 79 info@vida.at Alle Ansprechpersonen...