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„Gutes Klima jetzt auf Schiene“

vida im Gespräch mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

vida-Magazin: Frau Ministerin, wo stehen wir in unserer Klimabilanz und wo müssen wir noch hin?

Leonore Gewessler: Unser ambitioniertes Ziel ist es, bis 2040 Klimaneutralität für Österreich zu erreichen. Wir müssen also jetzt die richtigen Weichen stellen – etwa mit der Klimaschutzinvestitionsprämie und den Klimaschutzförderungen im Gemeindepaket. Derzeit sind wir noch weit von diesem Ziel entfernt. Die Gesamtemissionen lagen 2018 auf einem vergleichbaren Niveau wie 1990. Es sind also erhebliche Anstrengungen notwendig, um die notwendige Trendwende einzuleiten. Mit den zwei Klimaschutzmilliarden für die kommenden beiden Jahre haben wir bereits Erhebliches in Gang gesetzt.

vida-Magazin: Sehen Sie Auswirkungen der Corona-Krise auf das Klima?

Leonore Gewessler: In verschiedenen Industriebereichen ist es zu einem Produktionsrückgang und damit zu einer Reduktion von Energiebedarf und Emissionen gekommen; kurzfristig hat die Corona-Krise auch zu einer Reduktion des Autoverkehrs geführt. Aber Krise ersetzt keine Klimapolitik. Daher müssen wir jetzt die Gelegenheit zum Umsteuern ergreifen, nicht nur um der wirtschaftlichen Herausforderung, sondern auch der drohenden Klimakatastrophe entgegenzutreten, und haben mit einem umfassenden Klimaschutz-Konjunkturpaket einen großen Schritt gemacht. Klimaschutz ist das beste Konjunkturprogramm und wir wollen gerade jetzt den Menschen in Österreich sichere Arbeit, eine stabile Wirtschaft und eine gute Zukunft geben. Mit den Investitionen im Bereich der thermischen Sanierung schaffen und sichern wir etwa 45.000 Jobs.

vida-Magazin: Welche Bedeutung haben dabei das 1-2-3-Klimajahresticket und der öffentliche Verkehr?

Leonore Gewessler: Der Verkehr ist unser großes Sorgenkind im Klimaschutz. Es braucht engagierte Maßnahmen nach der Devise: Verkehr vermeiden, Verkehr verlagern und Verkehr verbessern. Gleichzeitig wollen wir umweltfreundlichen Verkehr, also etwa zu Fuß gehen, Radfahren und das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel stärken und ausbauen. Die Bahn und das 1-2-3-Ticket sind hier von erheblicher Bedeutung. Klimafreundlich, günstig und einfach unterwegs zu sein, all das wird schon ab nächstem Jahr mit der österreichweiten Stufe des 1-2-3-Tickets für alle Menschen in Österreich möglich sein.

vida-Magazin: Welche Rolle spielen für Sie die Gewerkschaft und die Beschäftigten in den Verkehrsberufen in Sachen Klimaschutz?

Leonore Gewessler: Für die Mobilitätswende ist es von enormer Bedeutung, die Beschäftigten in den Verkehrsberufen für Klimaschutz und besonders für die Mobilitätswende zu begeistern. Wir stehen vor einer großen Aufgabe. Diese wollen wir gemeinsam gestalten. Gleichzeitig ergeben sich aber auch vielfach Chancen auf dem Weg zu einer klimafitten Zukunft. Vom Elektriker, der Installateurin, über den Mechatroniker bis zur Lokführerin – hier entstehen Jobs mit Zukunft.

vida-Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
 

Zur Person
Leonore Gewessler ist Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Die gebürtige Grazerin kam zum Studium der Politikwissenschaften nach Wien. Von 2008 bis 2019 war Gewessler Geschäftsführerin der Umweltschutzorganisation Global 2000. Ihre politische Laufbahn führte vom Büro der Bezirksvorstehung Wien-Neubau über den Grünen Klub des Parlaments ins Klimaschutzministerium.
 

 

 

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