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„Jetzt die Weichen stellen für ein gutes Leben für alle“

vida-Vorsitzender im Interview und Klima-Wordrap.

vida-Magazin: Abstand halten, Maske tragen, Kontakte reduzieren. Das Corona-Virus hat unser Leben fest im Griff – auch unsere Arbeitswelt. Was erwartest du dir für den Herbst?

Roman Hebenstreit: Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Sozialpartnerschaft sind. Wir konnten Tausende Kurzarbeitsvereinbarungen abschließen und damit Arbeitsplätze erhalten. Nichtsdestotrotz stehen zahlreiche Betriebe – aus Tourismus bis zur Luftfahrt – vor großen finanziellen Herausforderungen. Viele Menschen müssen um ihre Existenzgrundlage fürchten. Die Regierung muss ihre Versprechungen einhalten. „Koste es, was es wolle“ und „Niemand wird zurückgelassen“ dürfen keine leeren Worthülsen bleiben. Staatshilfen müssen dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden – und zwar jetzt!

vida-Magazin: Die Lage am Arbeitsmarkt ist angespannt. Was fordert die Gewerkschaft?

Roman Hebenstreit: Es geht um Menschen und Existenzen. Wir müssen mit vereinten Kräften alles tun, um Jobs zu sichern und die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen zu  schützen. Das bedeutet ausreichend Schutzausrüstung und eine bezahlte Maskenpause für jene, die stundenlang mit Mund-Nasen-Schutz arbeiten müssen. Um gut durch den  Herbst und Winter zu kommen, braucht es nicht nur ein Konjunktur- und Arbeitsmarktpaket, sondern auch ein höheres Arbeitslosengeld. Und es muss mehr Geld investiert werden, um die Menschen so schnell wie möglich aus der Kurzarbeit und der Arbeitslosigkeit zu bringen.

vida-Magazin: Was heißt in gute Arbeit investieren?

Roman Hebenstreit: In der Krise hat sich gezeigt, was ein gut ausgebauter Sozialstaat mit einem guten Gesundheitssystem und soziale Absicherung leisten können. Die Lehre muss sein, dass es nicht nur in der Krise, sondern vor allem in der Zukunft einen starken Staat braucht. Wir müssen langfristige Investitionen in soziale Infrastruktur, Städte und Gemeinden, aber auch in den Klimaschutz sicherstellen.

vida-Magazin: „Ein gutes Klima für uns alle“ titelt die vida-Magazinausgabe. Was steckt dahinter?
 
Roman Hebenstreit: Als Gewerkschaft setzen wir uns ein für ein gutes Leben für alle, und dazu gehört auch ein gutes Klima. Dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen. Wir brauchen zum Beispiel Investitionen in den öffentlichen Verkehr. Denn das trägt nicht nur zu einem besseren Klima bei, sondern schafft auch gute Jobs, und es profitieren die vielen PendlerInnen in unserem Land. Es braucht seitens der Politik Bekenntnisse zum Personenverkehr und spezielle Anreize für den Güterverkehr. Damit auch hier der Umstieg von der Straße auf die Schiene leichter fällt.

vida-Magazin: Zurück zur Corona-Krise. Warum ist Mitbestimmung wichtiger denn je?

Roman Hebenstreit: Viele Unternehmen verändern ihre Strategien und strukturieren um. Dabei dient die Krise oft als Vorwand, um die Mitbestimmung der Beschäftigten  einzuschränken. In den vergangenen Monaten hat es mehrere Fälle gegeben – da beginnt man als Gewerkschafter zu zweifeln. Nicht nur das Verhalten der Laudamotion-Chefetage, die der Betriebsrätin den Zugang zum Unternehmen verwehrt hat, ließ bei uns Alarmglocken läuten, sondern auch die Entlassung des Betriebsratsobmanns im Krankenhaus Spittal an der Drau. Er hat sich für seine schwangeren Kolleginnen eingesetzt und den frühzeitigen Mutterschutz gefordert, weil das Infektionsrisiko zu hoch ist, und das Ergebnis war, dass er entlassen wurde. Da werden wir mit allen Mitteln dagegen vorgehen! Nach der Krise werden wir einen Verteilungskampf der Sonderklasse haben. Dann wird es sich entscheiden, wer für die Krise zahlt: Die, die es sich leisten können, oder die, die sich nicht wehren können. Deshalb brauchen wir starke BetriebsrätInnen und starke Gewerkschaften, sonst wird es keine Gerechtigkeit geben!

vida-Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
 

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