Betriebsrätekonferenz Bewachung und Reinigung
Rekordbeteiligung und klare Forderungen: Mit 111 Betriebsrät:innen aus der Bewachung und Reinigung kamen am 1. Oktober 2025 so viele Teilnehmer:innen wie noch nie zur Betriebsrätekonferenz der Gewerkschaft vida, zu der der Fachbereich Gebäudemanagement geladen hatte.
KV Herbst
„Als wir diese Veranstaltungen 2017 gestartet haben, folgten 25 Teilnehmer:innen unserer Einladung. Die hohe Beteiligung zeigt: In diesen Branchen herrscht reges Interesse an Austausch und gewerkschaftlichem Engagement“, begrüßte vida-Fachbereichssekretärin Ursula Woditschka die Besucher:innen.
„Betriebsrät:innen sind die zentralen Akteur:innen, um Beschäftigte zu organisieren, Informationen aus der vida in die Betriebe zu tragen und gemeinsam für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen einzutreten.“
Solidarität gegen Lohnzurückhaltung
Aktuelle politische Debatten, in denen Beschäftigte zu Unrecht zu Lohnzurückhaltung ermahnt werden, führen bei der Gewerkschaft vida nur zu noch mehr Solidarität. Ihre Verhandler:innen fordern gerechte Entlohnung – und haben gute Argumente: Im Gegensatz zur Metallindustrie, die stark von der schwächelnden deutschen Autoindustrie abhängig ist, geht es vielen Dienstleistungsbetrieben wirtschaftlich gut. Die Reinigungsdienstleister erzielten 2024 ein Umsatzplus von fast 9 Prozent – bei nahezu gleichbleibender Beschäftigtenzahl.
„Man kann klassisch wirtschaftlich argumentieren: Arbeit hat, wie Handelsgüter, ihren Preis. Und wenn ein Gut knapp wird, steigt sein Preis.“
Die Beschäftigten in Reinigung und Sicherheit wissen: Ihre Arbeit ist unverzichtbar. Sie kann nicht ins Ausland verlagert werden und hält das Land am Laufen. Bewacher:innen wie auch Reinigungskräfte tragen wesentlich zum Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft bei – und zwar zweierlei. Einerseits durch ihre wertvolle Arbeit, andererseits durch Konsum, geben sie doch einen Großteil ihres Einkommens direkt in den Wirtschaftskreislauf zurück.
Bewachungsgewerbe: Faires Lohnschema gefordert
Eine aktuelle vida-Mitgliederumfrage im Bewachungsgewerbe zeigt Handlungsbedarf:
- Rund 70 % der Beschäftigten leisten regelmäßig 12-Stunden-Dienste
- 55 % davon ohne Arbeitsbereitschaft
- fast ein Viertel ist von Minusstunden betroffen
- 90 % äußerten sich kritisch zum bestehenden Lohn- und Verwendungsgruppenschema
Die Gewerkschaft vida fordert daher:
- ein transparentes und faires Lohnschema mit drei Verwendungsgruppen
- Aufstiegsmöglichkeiten und Planungssicherheit
- faire Lohnerhöhungen,
- mehr Fokus auf die Arbeitsbereitschaft
- Minusstunden auf Null stellen
Die Kollektivvertragsverhandlungen für das Bewachungsgewerbe starten am 23. Oktober 2025.
Reinigung: Anpassungen für 2026 notwendig
Auch in der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung stehen Gespräche an. Grund: die Inflationsrate von über 3 %. Der vorläufige Abschluss für 2026 bringt unter anderem:
- Lohngruppe 1: € 14,47 + Inflation + 0,1 %
- Lohngruppe 2: € 13,04 + Inflation
- Lohngruppe 3: € 12,74 + Inflation
- Lohngruppe 4: € 12,53 + Inflation + 50 % der Differenz zu LG 2
- Lohngruppe 5: € 12,24 + Inflation + 50 % der Differenz zu LG 3
- Lohngruppe 6: € 12,00 + Inflation + 0,1 %
- Lehrlinge: 42 %, 52 %, 62 % und 72 % von LG 1
- Trenn- und Zehrgeld: plus Inflation
Zuversicht für zwei gewichtige Berufsgruppen
Die Gewerkschaft vida geht mit klaren Forderungen nach fairen Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen und transparenteren Lohnsystemen in die kommenden Kollektivvertragsrunden. Mit dem Rückenwind aus ihrer erfolgreichen Konferenz können die Betriebsrät:innen ihre gemeinsame Botschaft auch selbstbewusst in ihre Betriebe tragen: Bewacher:innen und Reinigungskräfte verdienen Anerkennung und faire Löhne.