Kollektivvertrag Handelsarbeiter:innen: Zweite Runde erneut ohne Ergebnis
Arbeitgeber-Angebot weit unter Inflationsrate – vida mobilisiert für österreichweite Betriebsversammlungen.
KV Verhandlung
Angebot weit unter der Teuerung – keine Bewegung bei Zulagen
Die zweite Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der 150.000 Handelsarbeiter:innen ist auch diesmal ohne Ergebnis geblieben. Die Arbeitgeber legten ein Angebot von 2,25 Prozent vor – deutlich unter der rollierenden Inflation und für viele Beschäftigte ein weiterer realer Einkommensverlust.
Auch bei den Arbeitsbedingungen zeigen die Arbeitgeber keinerlei Bereitschaft zu Verbesserungen: weder Sonntagszulagen noch eine Erhöhung des Nachtarbeitszuschlags fanden Eingang ins Angebot. Der Lohnverzicht der Beschäftigten im vergangenen Jahr bleibt damit ungewürdigt.
„Der Kanzler würde mich schelten“ – verstörende Argumentation sorgt für Empörung
Für besonderes Kopfschütteln sorgte die Begründung von Arbeitgeber-Chefverhandler Rainer Trefelik (WKÖ):
„Herr Trefelik hat am Verhandlungstisch kundgetan, dass ihn der Kanzler und der Vizekanzler persönlich anrufen und schelten würden, sollte er einen Abschluss über der Inflation unterschreiben.“, berichtet vida-Verhandlungsleiterin Christine Heitzinger.
„Ist es die offizielle Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung, Lohnforderungen, die lediglich das Existenzminimum sichern, aktiv zu torpedieren, während man bei der Selbstbedienung der Wirtschaftskammerfunktionär:innen wegblickt?“vida-Verhandlungsleiterin Christine Heitzinger
Kammerfunktionär:innen gönnen sich bis zu 60 Prozent mehr
Während Handelsarbeiter:innen weiterhin mit einem Mindestlohn von 2.092 Euro brutto auskommen müssen, genehmigten sich Kammer-Spitzenfunktionäre mancher Bundesländer zuletzt saftige Gehaltssprünge – teils rückwirkend, teils um bis zu 60 Prozent. In einigen Landesorganisationen liegen die monatlichen Bezüge inzwischen bei über 14.000 Euro.
„Wenn es die Bundesregierung als so dringlich erachtet, irgendwo die Löhne zu drücken, könnte sie bei der Wirtschaftskammer anfangen. Unsere Handelsarbeiter:innen mit einem Mindestlohn von 2.092 Euro brutto sind wahrlich nicht die besten Adressat:innen für Einsparungsfantasien.“
vida startet Betriebsversammlungen – klarer Kurs gegen Reallohnverlust
Für die Gewerkschaft vida steht fest: Ein Abschluss unter der Inflation kommt nicht infrage.
„Wir mögen zwar nicht den Bundeskanzler auf unserer Seite haben, aber dafür 150.000 Beschäftigte, die an einer Schlüsselstelle der Versorgung in Österreich stehen. Sie werden in den kommenden zwei Wochen österreichweit Betriebsversammlungen abhalten.“
Damit macht die Gewerkschaft klar: Die Beschäftigten im Handel sind bereit, für faire Löhne und Respekt einzustehen – und werden sich weder von politischen Drohungen noch von Verzögerungstaktiken beeindrucken lassen.
Wie geht es weiter?
Die dritte KV-Verhandlungsrunde ist für 3. Dezember angesetzt. Bis dahin wird die vida in den Betrieben mobilisieren – und deutlich machen, dass Reallohnverluste für die Handelsarbeiter:innen keine Option sind.