Zum Hauptinhalt wechseln

Regierung ebnet Lohndumping den Weg

Ausbildungspaket ÖBB wird zur Farce. Niedriglohnberufe wie Köch:innen, Friseur:innen und Masseur:innen beweisen: Es mangelt nicht an Personal, sondern an Anstand.

Mangelberufsliste 2026

Gerhard Deutsch

Mit dem Entwurf zur Fachkräfteverordnung 2026 legt die Bundesregierung fest, welche Berufe im kommenden Jahr für die Rot-Weiß-Rot-Karte geöffnet werden. Die nun präsentierte breite Liste, die von diplomiertem Pflegepersonal über Eisenbahnberufe bis hin zu Köch:innen, Friseur:innen und Masseur:innen reicht, sorgt bei der Gewerkschaft vida für massive Kritik.

„Mit dieser Liste legalisiert die Regierung Lohndumping“, warnt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. Das Signal an die Unternehmen ist eindeutig – und brandgefährlich.

Betrug an der inländischen Ausbildung

Besonders scharf reagiert Hebenstreit auf die Aufnahme zentraler Bahnberufe wie Triebfahrzeugführer:innen, Verschieber:innen, Fahrdienstleiter:innen und Wagenmeister:innen.

Er erinnert daran, dass die Regierung erst kürzlich ein großes Ausbildungspaket für die ÖBB angekündigt hat:

„Wenn jetzt wieder über Arbeitsmigration reagiert werden muss, war dieses Ausbildungspaket offenbar eine Mogelpackung. Das ist ein Versagen der Personalplanung im ÖBB-Management.“

Statt jene Branchen zur Verantwortung zu ziehen, die zu wenig in inländische Ausbildung investieren, würden diese nun mit Zugang zu Drittstaatenarbeitskräften belohnt. Für Steuerzahler:innen, die solche Pakete finanzieren, sei das ein Affront.

Es mangelt nicht an Menschen – es mangelt am Lohn

Die Aufnahme zahlreicher Niedriglohnberufe entlarvt für vida die eigentliche Logik der Mangelberufsliste: Nicht fehlende Arbeitskräfte seien das Problem, sondern mangelhafte Bezahlung.

Roman Hebenstreit Portraitbild
„Wenn Berufe wie Köch:in, Friseur:in oder Masseur:in chronisch unterbezahlt sind, ist es kein Wunder, dass sie niemanden finden. Die Politik hält das für Mangel – dabei ist es schlicht ein Lohnproblem.“
Roman Hebenstreit
vida-Vorsitzender

Hebenstreit betont, dass die Regierung den Unternehmen ein völlig falsches Signal sende: Anstatt Arbeitsbedingungen zu verbessern, ermögliche sie die Rekrutierung von Menschen aus Drittstaaten, die oft in prekären Abhängigkeitsverhältnissen arbeiten müssen.

Perfide Strategie im Gesundheits- und Sozialbereich

Besonders kritisch sieht die Gewerkschaft die Entwicklung im Gesundheits- und Sozialwesen – einem Bereich, der ohnehin am Limit arbeitet.
Hebenstreit zeigt auf, dass einige Landesregierungen gleichzeitig Gehälter kürzen und Arbeitsbedingungen verschlechtern, um Berufe „billiger“ zu machen.

Ein drastisches Beispiel liefert Salzburg, wo die schwarz-blaue Regierung das Aus für den Pflegebonus angekündigt hat:

„Man schafft künstlich einen Mangel, erklärt die Jobs unattraktiv – und sucht dann mit Verweis auf die Mangelberufsliste Personal in Drittstaaten. Das ist zynisch und brandgefährlich.“
Roman Hebenstreit
vida-Vorsitzender

Die Folge: Pflege- und Sozialberufe werden politisch ausgehungert, um später „günstigere“ Alternativen aus dem Ausland zu rechtfertigen.

vida fordert Kurswechsel: Gute Arbeit statt billige Tricks

Die Gewerkschaft vida erwartet, dass die Bundesregierung vor dem Ministerrat zur Realität zurückkehrt und den Entwurf überarbeitet.

„Eine Mangelberufsliste löst keine strukturellen Probleme. Gute Löhne, planbare Arbeitszeiten und faire Bedingungen schon. Wir brauchen eine echte Fachkräftestrategie – und die beginnt mit massiven Investitionen in Qualifizierung im Inland.“

Statt den Weg des Lohndumpings zu ebnen, braucht es eine Arbeitsmarktpolitik, die Menschen stärkt – nicht Unternehmenssparmodelle.

 

KV-Verhandlungen