Rettung der Schienenverbindung von Innsbruck nach Lienz noch möglich
„Verwundert und entsetzt“ über die zuletzt publizierte Meinung der ÖBB zur Einstellung der Bahnverbindung von Innsbruck nach Lienz ist der Tiroler-Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida, Günter Mayr. „Es hat ganz den Anschein, als ob die ÖBB durch den Ersatz der Bahndirektverbindung durch Busse ihr eigenes Kerngeschäft, nämlich den Transport von Personen auf der Schiene, in Frage stellen“, so Mayr. Zudem sei dies ein Widerspruch zu einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik, mehr Personen und Güter weg von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene zu bringen, kritisiert der Gewerkschafter.
Stehen genug Wagen zur Verfügung
Die Haltung der ÖBB, mit der die angeblichen Vorteile der Busverbindung als Ersatz hervorgestrichen werden, ist für den vida-Landesvorsitzenden nicht nachvollziehbar: „Meines Wissens nach stehen genug Wagen zur Verfügung, die den Transport von Fahrrädern auf dieser Strecke ohne weiteres ermöglichen würden. Ebenso kann es für den größten Mobilitätsdienstleister des Landes kein Problem darstellen, wie sonst auch auf anderen Bahnverbbindungen üblich, Wagen für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste samt Betreuung durch das Personal, zum Einsatz zu bringen“, kritisiert Mayr.
Fahrtzeit unter drei Stunden
Abgesehen davon, dass Bahnfahrten von den Fahrgästen im allgemeinen als komfortabler als Busreisen angesehen werden, sieht Mayr auf der Verbindung von Innsbruck nach Lienz auch keinen nachvollziehbaren Geschwindigkeitsvorteil der Busse gegenüber der Bahn: „Laut den Angaben streckenerfahrener Lokführer kann bei entsprechendem Willen und unter gewissen Voraussetzungen, wie zum Beispiel durch einen bessere Einbindung der Trasse ins Netz durch die italienische Bahn, diese Distanz auf der Schiene ebenfalls in unter drei Stunden Fahrzeit zurückgelegt werden.“
10.000 LKW würden pro Jahr durch Südtirol fahren
Und ein weiteres Argument führt Mayr ins Treffen: Schon seit 2002 gebe es in Südtirol praktisch keinen Schienengüterverkehr mehr. Die Waggons würden in Arnbach abgeladen: Werde künftig der Gütertransport ab Lienz durch die Streckenstilllegung unmöglich gemacht, würden rund 10.000 Lkw mehr pro Jahr durch das Osttiroler Pustertal hin und retour fahren, befürchtet der Gewerkschafter.
Kosteneinsparungen zulasten der Umwelt
„Es besteht der dringende Verdacht dacht, dass es hier rein um Kosteneinsparungen zulasten der Umwelt, der Bevölkerung und des Komforts der Fahrgäste geht. Zudem sind Arbeitsplätze auf der Schiene gefährdet“, kritisiert Mayr, der für eine Rettung der Schienenverbindung von Innsbruck nach Lienz plädiert. Und das sei bei entsprechendem politischem Willen auch in der Praxis noch möglich: „Die italienische Bahninfrastrukturgesellschaft RFI entscheidet über die Trasse. Es gibt also noch bis August und innerhalb der zweimonatigen Frist die Möglichkeit, die Trassenabbestellung rückgängig zu machen“, betont der vida-Landesvorsitzende.