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Sozialwirtschaft-KV: Beschäftigte machen Druck – Kundgebung am Mittwoch in Wien

Arbeitgeber-Angebot von 2,5 % auf zwei Jahre ist „nicht ernst zu nehmen“

SWÖ Demo

GPA

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 130.000 Beschäftigten in der Sozialwirtschaft gehen am Donnerstag in die nächste Runde. Doch bevor wieder am Verhandlungstisch Platz genommen wird, senden die Gewerkschaften vida und GPA ein deutliches Signal: Am Mittwoch findet am Platz der Menschenrechte in Wien eine große Kundgebung statt, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen und die zentrale Forderung zu bekräftigen – 4 % Lohn- und Gehaltserhöhung sowie bessere Arbeitsbedingungen, insbesondere für Teilzeitkräfte.

Arbeitgeber-Angebot weit unter der Inflationsrealität

Das bisherige Arbeitgeber-Angebot sorgt bei den Beschäftigten und ihren Vertreter:innen für Kopfschütteln. 2,5 Prozent auf zwei Jahre – also lediglich 1,25 Prozent pro Jahr – würden nicht einmal annähernd die gestiegene Teuerung ausgleichen.

GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz bringt es knapp und deutlich auf den Punkt:
„Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht ernst zu nehmen.“

Die Gewerkschaften hatten die Verhandlungen bereits am 13. Oktober unterbrochen. Seitdem laufen österreichweit Betriebsversammlungen, vorsorgliche Streikbeschlüsse und Mobilisierungen. Der Grund dafür ist simpel: Die Beschäftigten arbeiten hart, professionell und unter massivem Druck – und sie haben Rechnungen zu bezahlen.

Finanzierung über Politik? Verantwortung bleibt trotzdem bei Arbeitgebern

Zwar verweisen Arbeitgeber auf die „schwierige Lage“ und appellieren an Bund und Länder, die soziale Infrastruktur auskömmlich zu finanzieren.
Doch Scherz stellt klar: Die Verantwortung an die Politik abzuschieben, reicht nicht.

„Die Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass die Leistungen, die sie der Politik anbieten, auch finanziert sind.“
Eva Scherz
GPA-Chefverhandlerin

Die Branche leidet weiterhin unter massivem Fachkräftemangel, und die Beschäftigten spüren die Teuerung unmittelbar. Ein Abschluss unter der Inflation würde den Druck auf die Kolleg:innen weiter erhöhen – ein No-Go für vida und GPA.

Proteste in Wien und Salzburg

Am Mittwoch um 14:30 Uhr versammeln sich Beschäftigte aus ganz Österreich am Platz der Menschenrechte in Wien. Das Ziel: ein faires Angebot erkämpfen!

Parallel dazu gab es am Dienstag Protestaktionen in Salzburg gegen das dortige Sparpaket, insbesondere gegen die geplante Streichung des 15. Gehalts („Pflegebonus“) für Pflegekräfte. In der Mozartstadt fand um 16 Uhr eine große Pflegeparade und ein Protestmarsch für das Gesundheitssystem statt.

Arbeitgeber warnen vor „dramatischer Lage“ – aber bieten zu wenig

Die Arbeitgeberseite zeichnet in ihren Aussendungen ein Bild einer Branche am Abgrund. Von einem „erratischen Kahlschlag“ in der sozialen Infrastruktur ist die Rede – von gekürzten Förderungen, gefährdeten Einrichtungen und nicht nachbesetzbaren Stellen.

Doch während der Arbeitgeberverband Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) nach „Schulterschluss“ ruft, bleibt das Angebot mager. 2,5 Prozent Lohnplus auf zwei Jahre sollen plötzlich Planungssicherheit bringen?

Das sehen wir anders:
Planungssicherheit entsteht nicht durch Reallohnverluste, sondern durch faire Rahmenbedingungen, die Beschäftigte im Beruf halten – und neue anziehen.

Abschluss am Donnerstag? Wohl kaum.

Dass die nächste Verhandlungsrunde eine Einigung bringt, scheint wenig wahrscheinlich.

„Ich bin heillose Optimistin, aber 1,25 Prozent sind nicht ernst zu nehmen.“
Eva Scherz
GPA-Chefverhandlerin

Die Erwartung an Donnerstag ist klar: ein Angebot, das den Namen Verhandlung verdient. Doch realistisch bleibt: Ohne deutliche Bewegung der Arbeitgeberseite wird es weitere Protestmaßnahmen geben.

Warum ein fairer Abschluss jetzt so wichtig ist

  • Fachkräftemangel bedroht die Versorgungssicherheit – gute Arbeitsbedingungen sind die einzige nachhaltige Lösung.
  • Inflation trifft Beschäftigte hart – besonders im Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich, wo viele Teilzeit arbeiten.
  • Arbeitsdruck wächst weiter, während die Politik und viele Arbeitgeber auf Zeit spielen.
  • Gute soziale Infrastruktur gibt es nicht zum Nulltarif – sie braucht stabile Finanzierung und faire Löhne.

Mittwoch auf die Straße – Donnerstag an den Verhandlungstisch

Die Beschäftigten der Sozialwirtschaft tragen täglich eine enorme Verantwortung für unsere Gesellschaft. Jetzt ist der Moment gekommen, ihnen endlich die Anerkennung und finanzielle Wertschätzung zukommen zu lassen, die sie verdienen.


 

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