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KV Sozialwirtschaft: Warnstreiks als nächster Schritt - Unzureichendes Angebot sorgt für Eskalation

Nach 16 Stunden Verhandlung legte die Arbeitgeberseite in der dritten Runde ein Angebot vor, das für die Gewerkschaften GPA und vida klar unter den Erwartungen bleibt.

KV Verhandlung

Gewerkschaft vida

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 130.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich (SWÖ) steuern auf eine harte Phase zu. Nach 16 Stunden Verhandlung legte die Arbeitgeberseite in der dritten Runde ein Angebot vor, das für die Gewerkschaften GPA und vida klar unter den Erwartungen bleibt. Als Reaktion bereiten die Betriebsrät:innen nun Warnstreiks vor – ein deutlicher Schritt, der die Ernsthaftigkeit der Lage unterstreicht.

Arbeitgeberangebot deutlich unter den Bedürfnissen der Branche

Die Sozialwirtschaft umfasst über 100 Berufe, von mobilen Pflegediensten über die Behindertenarbeit bis zu sozialpädagogischen Einrichtungen. Gerade dort, wo Versorgungssicherheit und Menschlichkeit entscheidend sind, braucht es stabile Arbeitsbedingungen – doch das aktuelle Angebot lässt kaum Spielraum für Verbesserungen.

Das Angebot im Detail:

Für 2026:

  • KV-Gehälter:
    • unter 2.400 € brutto: +2,8 %
    • unter 3.000 € brutto: +1,8 %
    • unter 3.500 € brutto: +1,75 %
    • über 3.500 € brutto: +1,3 %
  • IST-Gehälter: +1,3 %
  • Zulagen & Zuschläge: +1,65 %
  • Lehrlingseinkommen: +2,8 %

Für 2027:

  • Alle KV- und IST-Gehälter: +1,65 %

Im Schnitt bedeutet das: 1,71 Prozent für KV-Gehälter 2026 – ein Wert, der klar unter der Inflation liegt und den steigenden Herausforderungen in der Branche nicht gerecht wird.

Mit diesem Angebot hält man niemanden im Beruf

Deutliche Worte kamen nach der Verhandlung von beiden Gewerkschaften.

Portrait Michaela Guglberger
„Die Branche steht vor enormen demografischen Herausforderungen. Mit diesem Angebot lockt man niemanden in die Ausbildung und hält auch niemanden im Beruf. Attraktivität braucht zwei Dinge: spürbare Gehaltserhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen.“
Michaela Guglberger
vida-Chefverhandlerin SWÖ

„Wir haben Null Verständnis, wenn die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft jetzt die Rechnung für die verfehlte Budgetpolitik der vergangenen Jahre präsentiert bekommen sollen.“

„Unsere Kolleginnen sind bereit, für einen fairen Abschluss zu kämpfen – auch mit Warnstreiks. Die Finanzierung sicherzustellen ist Aufgabe der Arbeitgeber. Es kann nicht sein, dass für Toilettenpapier mehr Budgetplus eingeplant wird als für die Beschäftigten.“
Eva Scherz
GPA-Chefverhandlerin

Beschäftigte senden seit Wochen klare Signale

Die Gewerkschaften verweisen auf die massive Unterstützung durch die Belegschaften. Aktionen wie „4 gewinnt“ mobilisierten tausende Beschäftigte, in Wien und Salzburg gab es bereits Kundgebungen. Die Botschaft ist eindeutig: Die Geduld ist am Ende.

In der Branche arbeiten 70 Prozent Frauen und ebenfalls 70 Prozent in Teilzeit – ein strukturelles Ungleichgewicht, das faire Gehaltserhöhungen besonders nötig macht.

Warnstreiks Anfang Dezember – nächste Verhandlung am 11. Dezember

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, bereiten die Betriebsrät:innen Warnstreiks zwischen 2. und 4. Dezember vor. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 11. Dezember geplant. Sollte die Arbeitgeberseite dann erneut kein wertschätzendes Angebot vorlegen, könnte der Konflikt rasch eskalieren.

Infos zum Warnstreik


Alle Infos zum Warnstreik findet ihr hier:

Die Beschäftigten der Sozialwirtschaft tragen tagtäglich enorme Verantwortung. Ein Abschluss unter der Inflation wäre nicht nur respektlos – er wäre ein weiterer Schritt in Richtung Personalnotstand. Die Gewerkschaften machen daher unmissverständlich klar: Jetzt braucht es ein Angebot, das die Arbeit der Menschen wirklich anerkennt.

 

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