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Wenn ein WC zum Luxus wird – Berufslenker:innen fordern Respekt

Zum Internationalen Welttoilettentag am 19. November macht die Gewerkschaft vida unmissverständlich klar: Österreich lässt seine Bus- und LKW-Lenker:innen im wahrsten Sinn des Wortes im Regen stehen.

Welttoilettentag

Gewerkschaft vida

Trotz jahrzehntelanger Kritik gibt es entlang von Buslinien, an Endhaltestellen und auf Autobahnen noch immer viel zu wenige Toiletten und Waschgelegenheiten. Ein Missstand, der für tausende Beschäftigte längst zur täglichen Belastung geworden ist – und den die vida erneut scharf verurteilt.

„Diese Ungerechtigkeit stinkt zum Himmel“ – Berufslenker:innen im Stich gelassen

Markus Petritsch
„Diese Ungerechtigkeit stinkt zum Himmel. Der ‚Weg ins Grüne‘ als Alternative ist weder den Beschäftigten noch den Anrainer:innen zumutbar – und wird im Ernstfall sogar mit hohen Strafen geahndet.“
Markus Petritsch
Vorsitzender vida-Fachbereich Straße

Urinieren in der Öffentlichkeit gilt als Verwaltungsübertretung und kann – je nach Bundesland – mehrere hundert bis mehrere tausend Euro kosten. Für Beschäftigte, die schlicht keine sanitäre Infrastruktur vorfinden, ist das nicht nur absurd, sondern entwürdigend.

Fehlende Hygiene ist ein Gesundheits- und Arbeitsrechtsproblem

Wer keine Toilette findet, findet auch kein fließendes Wasser. Händewaschen? Fehlanzeige. Damit werden Bus- und LKW-Lenker:innen in einen Arbeitsalltag gedrängt, der nicht einmal die grundlegendsten hygienischen Standards erfüllt. Petritsch bringt es auf den Punkt: Österreich muss es im Jahr 2025 schaffen, beruflich veranlasste Grundbedürfnisse von Beschäftigten zu respektieren. Verkehrsverbünde müssten endlich verbindliche Mindeststandards in ihre Ausschreibungen für Buslinien aufnehmen – inklusive sanitäre Infrastruktur für jene, die täglich tausende Menschen sicher ans Ziel bringen.

Fahrbare Kurse statt unrealistische Fahrpläne

Ein besonders akutes Problem betrifft Buslenker:innen: eng getaktete Fahrpläne. Zwei oder drei Minuten Verspätung können ausreichen, damit Beschäftigte keine Chance mehr haben, eine Toilette zu erreichen, bevor die nächste Runde startet.

Die vida fordert daher mehr sogenannte „fahrbare Kurse“:

  • realistische Fahrpläne
  • genügend Pausenzeit an Start- und Endhaltestellen
  • Zugang zu öffentlichen Toiletten oder Lokalen in der Nähe.

Was simpel klingt, scheitert in der Praxis oft an rein finanzieller oder organisatorischer Bequemlichkeit der Auftraggeber.

LKW-Lenker:innen brauchen mehr als Parkplätze – sie brauchen Infrastruktur

Auch auf Autobahnen fehlt es massiv an kostenloser sozialer Infrastruktur. Toiletten, Duschen und Waschräume sind für LKW-Lenker:innen nicht Luxus, sondern zentrale Voraussetzungen für würdige Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschaft vida sieht hier besonders die ASFINAG in der Pflicht. Sie müsse Rastplätze deutlich ausbauen und orientieren, um den Beruf wieder attraktiver zu machen – nicht zuletzt, weil der Fahrer:innenmangel schon längst ein strukturelles Problem darstellt.

Fazit: Es braucht Standards, die diesen Namen verdienen

Der Welttoilettentag erinnert uns daran, dass sanitäre Grundversorgung kein „Nice-to-have“, sondern ein Menschenrecht ist – auch und gerade für jene, die täglich Österreichs Mobilität sichern.

Die Gewerkschaft vida fordert daher:

  • verbindliche Mindeststandards in Bus-Ausschreibungen
  • realistische Fahrpläne und Pausenzeiten
  • Toiletten- und Hygieneinfrastruktur auf allen Autobahn-Rastplätzen
  • Respekt gegenüber jenen, die systemrelevante Arbeit leisten

Solange WC-Besuche für Berufslenker:innen zum Stressfaktor werden, bleibt der Welttoilettentag ein Mahnmal für eine Arbeitsrealität, die dringend verbessert werden muss.


 

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