Wir müssen jetzt auf unsere Reinigungskräfte schauen
In der Reinigungsbranche, wo überwiegend Frauen arbeiten, sind Arbeitgeber besonders aufgerufen: Lasst Beschäftigte nicht in die Armut abrutschen!
Tag der Reinigungskraft
Die Auftragslage in der Reinigungsbranche hat sich verändert. Unternehmen versuchen an allen Ecken zu sparen – und die Reinigung von Gewerbeflächen gerät in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oft ins Hintertreffen. Gespart wird dabei nicht selten an der Qualität. Billigstbieter profitieren, der Preisdruck bestimmt den Wettbewerb. Auch bei den Mieten sparen Betriebe: In Wien etwa hat sich die vermietete Bürofläche zwischen 2020 und 2024 um knapp ein Viertel reduziert – Homeoffice und Desk-Sharing machen es möglich. Weniger Quadratmeter bedeuten weniger Flächen, die gereinigt werden müssen.
Einkommen unter der Armutsgrenze
Am Ende dieser Entwicklung stehen die Reinigungskräfte – zwei Drittel von ihnen Frauen. Sie sind von Stundenkürzungen betroffen. Mit einem Mindest-Bruttostundenlohn von rund 12 Euro ist es ohnehin schwer, den Lebensunterhalt zu bestreiten, zumal die Branche fast nur Teilzeitstellen anbietet. Wenn dann noch Arbeitszeit gekürzt wird, sind Armut oder finanzielle Abhängigkeit vorprogrammiert. Zur Erinnerung: Die Armutsgrenze liegt in Österreich derzeit bei 1.661 Euro netto im Monat.
Umsatzerfolge teilen
Dabei zeigen Umfragen im Branchenblatt Reinigung Aktuell: Die Reinigungsdienstleister konnten 2024 trotz stagnierender Beschäftigtenzahl einen Umsatzanstieg von fast 9 Prozent verbuchen. Aus Sicht der Gewerkschaft vida – und im Sinne von Gerechtigkeit und sozialer Verantwortung – ist klar: Beschäftigte müssen an diesem Erfolg teilhaben. Faire Bezahlung ist nicht nur möglich, sondern dringend notwendig, um zu verhindern, dass arbeitende Menschen in die Armut abrutschen.
Tag der Reinigungskraft am 8. November
Die Gewerkschaft vida setzt sich das ganze Jahr für Verbesserungen in der Reinigungsbranche ein. Etwa bei Kollektivvertragsverhandlungen, in persönlichen Gesprächen mit Betriebsrät:innen und Beschäftigten, aber auch in Form von politischen Aktionen. Jedes Jahr organisieren vida-Gewerkschafter:innen zum Tag der Reinigungskraft am 8. November politische Aktionen, um die Anliegen der Reiniger:innen in die Öffentlichkeit zu tragen. Sie fordern Respekt, Sichtbarkeit und vor allem: Löhne, von denen man leben kann.
So setzten etwa die vida-Landesorganisationen in Oberösterreich und der Steiermark sichtbare Zeichen der Wertschätzung. Dort fanden die ganze Woche vor dem 8. November Aktionen direkt in Betrieben statt – etwa in Krankenhäusern und Einkaufszentren. Passant:innen konnten auf einer großen Plakatrolle persönliche Dankesbotschaften an Reinigungskräfte hinterlassen. Ziel der Aktion war es, die wertvolle, oft unbeachtete Arbeit der Kolleg:innen vor den Vorhang zu holen und die gesellschaftliche Bedeutung der Reinigungsberufe sichtbar zu machen.
„Die Kolleg:innen in der Reinigung sind eine wichtige Stütze unseres Arbeits- und Gesellschaftslebens. Das wollen wir am Tag der Reinigungskraft unterstreichen und den Menschen ins Bewusstsein bringen."
Birgit Grasel, vida-Landessprecherin OÖ im Fachbereich Gebäudemanagement
Beim Abschluss der Aktionswoche präsentierten vida-Landesvorsitzender Gerhard Siegl und die Betriebsratsvorsitzenden von Dussmann, ISS, Strabag PFS und Securitas ein riesiges Gemeinschaftsplakat.
„Wir wollen nicht nur bei dieser Aktionswoche auf die wichtige Arbeit der Reinigungsbranche aufmerksam machen, sondern setzen uns tagtäglich dafür ein, die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern."
Gerhard Siegl, Landevorsitzender vida OÖ
Umfrage unter Reinigungskräften
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Bei Fragen wende dich bitte an ifes@ifes.at!