Kollektivvertrag Handelsarbeiter:innen: Arbeitgeber verlassen Verhandlungstisch ohne faires Angebot
Das Vorweihnachtsgeschäft boomt – doch für 150.000 Beschäftigte soll es real weniger geben.
KV Verhandlung
Die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 150.000 Handelsarbeiter:innen ist heute erneut ohne Ergebnis geblieben. Das Arbeitgeberangebot liegt weiterhin deutlich unter der gewerkschaftlichen Forderung von 3,5 Prozent – und damit unter jenem Niveau, das notwendig wäre, um die realen Einkommen zu sichern. Während die Kassen im Handel im Advent klingeln, sollen jene, die Waren lagern, kommissionieren und transportieren, mit einer faktischen Lohnkürzung ins neue Jahr geschickt werden.
Keine Lohnkürzungen für Systemerhalter:innen
Für die Beschäftigten, deren Einkommen ohnehin am unteren Rand liegen, wäre ein Abschluss unter der Teuerung ein herber Einschnitt. vida-Verhandlungsleiterin Christine Heitzinger findet klare Worte:
„Wir können keinen Abschluss akzeptieren, der unsere Beschäftigten real ärmer macht.“vida-Verhandlungsleiterin
Sie erinnert daran, dass die Kolleg:innen in den Handelslagern Schlüsselrollen in der Versorgung übernehmen: Ohne ihre Arbeit gäbe es weder volle Regale noch festliche Weihnachtsmenüs.
Heitzinger kritisiert zudem, dass den Handelsarbeiter:innen im Vergleich zu Handelsangestellten oft geringere Einkommen zugestanden werden: Die KV-Löhne der Arbeiter:innen liegen im Schnitt 1.000 Euro darunter.
„Wer ernsthaft Lohnerhöhungen unter der Teuerung anbietet, blendet die Arbeitsrealität der Menschen völlig aus.“vida-Verhandlungsleiterin
Vorweihnachtlicher Jubel – aber kein Geld für die Beschäftigten
Während Handelsunternehmen über starke Adventumsätze und steigende Gewinne berichten, zeigen sie in zentralen Bereichen keinerlei Bereitschaft zur Verbesserung.
Bei Nachtarbeitszuschlägen, Belastungen durch Kälte, Staub oder hohes Arbeitstempo gab es null Bewegung. Gleiches gilt für notwendige Anpassungen im Rahmenrecht.
Heitzinger zeigt sich irritiert über die widersprüchliche Kommunikation der Arbeitgeberseite:
„Wenn es um gerechte Löhne geht, sind plötzlich alle Spielräume weg.“vida-Verhandlungsleiterin
Früherer Lohnverzicht muss jetzt abgegolten werden
Eigentlich war der letzte Abschluss für zwei Jahre geplant – doch die hohe Inflation machte eine Neuverhandlung notwendig. Für 2025 gab es lediglich 3,3 Prozent Lohnerhöhung, bei einer rollierenden Inflation von inzwischen 3,8 Prozent. Dieses Entgegenkommen der Beschäftigten müsse nun berücksichtigt werden.
Die Gewerkschaft vida wird die Kolleg:innen in weiteren Betriebsversammlungen über den Verhandlungsstand informieren und bleibt zu Gesprächen bereit – jedoch nicht um den Preis sinkender Reallöhne.
Heitzingers Fazit lässt wenig Interpretationsspielraum:
„Die Handelsarbeiter:innen verdienen mehr als leere Worte – sie verdienen echte Wertschätzung und ein Einkommen, das ein gutes Leben ermöglicht.“