Wenn der Handel jubelt, haben die Arbeiter:innen nichts davon
Handelsunternehmen feiern Umsätze, während Beschäftigte Lohnverluste schlucken sollen.
KV Verhandlung
Boom im Weihnachtsgeschäft – aber nicht für die Beschäftigten
Nach dem zweiten Einkaufswochenende rund um den 8. Dezember überbieten sich Wirtschaftsvertreter:innen erneut mit Jubelmeldungen über volle Einkaufsstraßen, starke Frequenzen und Umsätze über Vorjahresniveau. Kund:innen zahlen dafür höhere Preise – doch bei jenen, die im Hintergrund sortieren, kommissionieren und liefern, kommt von diesem Erfolg kein einziger Euro an.
Die Beschäftigten in den Handelslagern und im Transport stemmen ein Rekordpensum, profitieren aber nicht vom boomenden Weihnachtsgeschäft. Stattdessen drohen ihnen Reallohnverluste.
Kein faires Angebot bei den KV-Verhandlungen
In den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht: Während die Unternehmen über Zuwächse sprechen, bleiben faire Lohnangebote aus.
„Wenn der Handel jubelt, hat das mit den Löhnen jener Beschäftigten, die im Hintergrund schuften, herzlich wenig zu tun.“vida-Verhandlungsleiterin
Sie ergänzt: „Während die Unternehmen über Umsatzzuwächse sprechen, arbeiten die Kolleg:innen in Lagern und LKWs am Limit – und sollen am Ende mit einem Abschluss unter der Inflation abgespeist werden. Das ist zynisch und ist mit Lohnraub gleichzusetzen.“
Besonders bitter: Schon im Vorjahr mussten die Handelsarbeiter:innen reale Einkommensverluste hinnehmen. Heuer wäre es umso notwendiger, diesen Verzicht endlich auszugleichen.
Doch bei der dritten KV-Runde am 3. Dezember präsentierten die Arbeitgeber erneut kein faires Angebot – und verließen schließlich den Verhandlungstisch. Ein neuer Termin steht bis heute aus. Trotz florierendem Geschäft blieb die Arbeitgeberseite weit hinter dem geforderten Teuerungsausgleich zurück.
Belastung in Lagern und Transport steigt weiter
Das arbeitsintensive Weihnachtsgeschäft sorgt Jahr für Jahr für Spitzenbelastungen. Die Kolleg:innen in den Logistikzentren, Lagern und auf den Straßen halten das System am Laufen – ohne dass sich dieser Einsatz in der Geldtasche widerspiegelt.
Heitzinger bringt es auf den Punkt: Die Gewinne im Handel würden „auf dem Rücken jener erzielt, die tagtäglich sortieren, kommissionieren und liefern.“ Wer von umsatzstarken Shopping-Tagen profitiere, müsse bereit sein, diese Leistung auch fair zu entlohnen.
Keine schöne Bescherung: Sinkende Löhne bei steigenden Preisen
Die vida-Gewerkschafterin betont, dass ein Reallohnzuwachs nicht nur gerechtfertigt, sondern wirtschaftlich notwendig ist. Arbeitsintensive Spitzenzeiten wie das Weihnachtsgeschäft müssten klar anerkannt werden. Denn eines ist klar: Wachsende Umsätze bei gleichzeitig sinkenden Löhnen passen schlicht nicht zusammen.
Für 150.000 Handelsarbeiter:innen bedeutet ein Abschluss unter der Inflation weniger Kaufkraft – und damit weniger Geld für den täglichen Konsum. Das trifft nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die heimische Wirtschaft.
Faire Löhne bringen jeder Seite eine echte „schöne Bescherung“
Damit das Weihnachtsgeschäft nicht nur den Unternehmen eine glänzende Bilanz beschert, braucht es ein klares Bekenntnis zu fairen Löhnen. Nur so profitieren auch jene, die das Fundament des Erfolgs bilden: die Arbeitnehmer:innen.
Eine faire Lohnerhöhung wäre daher nicht nur ein Gebot der Gerechtigkeit, sondern auch ein wirtschaftlicher Impuls, der allen zugutekommt – und endlich eine wirklich schöne Bescherung bringt.