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„Für meine Mutter da sein – auch als Vertreter“

Zwischen Liebe, Verantwortung und schwierigen Entscheidungen – die persönliche Geschichte eines vida-Mitglieds und Erwachsenenvertreters.

vida Hören | Podcast

vida

Wenn ein geliebter Mensch aufgrund von Krankheit oder Alter wichtige Entscheidungen nicht mehr selbst treffen kann, stehen Angehörige vor großen Herausforderungen. In dieser Spezial-Episode des Podcasts „vidaHören“ erzählt vida-Mitglied Manfred Pawlek, wie er die Erwachsenenvertretung für seine an Demenz erkrankte Mutter übernommen hat. Er berichtet von bürokratischen Hürden, emotionalen Herausforderungen und den Schritten, die notwendig waren, um die Balance zwischen Formalitäten, eigenen Gefühlen und den Bedürfnissen seiner Mutter zu finden. Es ist eine persönliche Geschichte, die zeigt, wie wichtig Solidarität, Geduld und Information in solchen Lebensphasen sind – und wie stark man sein kann, wenn man Verantwortung für einen geliebten Menschen übernimmt.

Erwachsenenvertretung: Rechte wahren, Verantwortung übernehmen

Seit dem 1. Juli 2018 ersetzt das Erwachsenenschutzrecht das frühere Sachwalterrecht. Erwachsene, die ihre Angelegenheiten nicht mehr vollständig selbst regeln können, erhalten dadurch rechtliche Unterstützung. Die Erwachsenenvertretung ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Sicherheit schafft und Rechte wahrt – für Betroffene genauso wie für Angehörige.

  • Keine Entmündigung: Die Rechte der Betroffenen bleiben gewahrt.
  • Verschiedene Formen: Von frei gewählten Erwachsenenvertreter:innen bis hin zu gerichtlich bestellten Vertretungen.
  • Ein Ziel: Betroffene sollen möglichst lange selbstständig und selbstbestimmt leben können.

Manfreds Weg als Vertreter seiner Mutter

Für Manfred und seine Geschwister war der Schritt zur Erwachsenenvertretung ein schleichender Prozess: „Wir haben bemerkt, dass unsere Mutter im Alltag immer mehr Unterstützung braucht. Sie hat zum Beispiel selbst vorgeschlagen, dass ich zeichnungsberechtigt am Konto werde.“

Als die Demenz fortschritt, war für die Familie klar: eine rechtliche Absicherung muss her. Der Weg führte über die Gewerkschaft vida zu einem Notar. Innerhalb weniger Wochen war Manfred offiziell als Erwachsenenvertreter eingetragen.

Pflichten und emotionale Herausforderungen

Mit der Erwachsenenvertretung kommen viele Aufgaben: von der Einkommens- und Vermögensverwaltung über Berichts- und Rechnungslegungspflichten bis hin zu Entscheidungen über Pflege, betreutes Wohnen und medizinische Eingriffe. Intensiv war für Manfred die Anfangsphase, erinnert er sich zurück: „Ich musste mich durch viele Unterlagen arbeiten, von Versicherungen bis zu den Online-Accounts meiner Mutter. Das war viel Aufwand, aber wichtig, um den Überblick zu behalten.“

Neben Bürokratie erfordert die Rolle als Erwachsenenverteter:in emotionale Stärke. Unterstützung fand Manfred in seiner Gewerkschaft und im Austausch mit anderen Betroffenen.

Tipps für Angehörige

Aus seiner Erfahrung empfiehlt Manfred:

  • Frühzeitig informieren – Vorbereitung erleichtert den Ernstfall.
  • Familie einbinden – Gemeinsame Entscheidungen verhindern Konflikte.
  • Unterstützungsangebote nutzen – Gewerkschaft, VertretungsNetz und vidahelp bieten Wissen und ein starkes Netzwerk.
  • Dokumentieren – Alle Belege, Verträge und Entscheidungen festhalten.
  • Offen darüber reden – Das Thema betrifft uns alle.