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„Inklusion ist unser gemeinsamer Auftrag“

Warum die Arbeit von Behindertenvertrauenspersonen unverzichtbar ist. Horst Benigni gibt Einblick in die Konzernbehindertenvertretung der ÖBB.

vida Hören | Podcast

Gewerkschaft vida

Ein Anruf brachte Horst Benigni vor einigen Jahren dazu, das Leben eines Kollegen bei der ÖBB Infrastruktur AG zu verändern – und sein eigenes gleich mit. Heute kämpft er im gesamten ÖBB-Konzern für Inklusion und die Rechte von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Was den Vorsitzenden der ÖBB-Konzernbehindertenvertretung antreibt, welche Barrieren bestehen und welche Veränderungen möglich sind – darüber spricht Horst Benigni in der neuen Episode vom Podcast „vidaHören“.

Gewerkschaft vida
„Behinderung gehört zum Leben dazu. Jede und jeder von uns kann selbst betroffen sein. Deshalb ist Inklusion kein Projekt für andere, sondern eine gemeinsame Aufgabe für uns alle!“
Horst Benigni, Vorsitzender der ÖBB-Konzernbehindertenvertretung

Ein Anruf, der alles verändert

Als Horst Benigni einen Anruf entgegennimmt, glaubt er zunächst an eine Routineanfrage: eine kurze Rücksprache wegen eines vermeintlich kleinen Arbeitsunfalls. Doch am Ende des Gesprächs erfährt er von einem schweren Vorfall, der das Leben eines Kollegen nachhaltig verändert – und beinahe unbemerkt geblieben wäre. Dieser Moment wird für Horst Benigni zu einem Wendepunkt. „Da habe ich gemerkt: Hier will ich etwas verändern.“  Heute ist Horst Benigni Vorsitzender der Behindertenvertretung im gesamten ÖBB-Konzern – und damit eine wichtige Stimme für all jene, die im Arbeitsalltag noch viel zu oft nicht gehört bzw. nicht gesehen werden.

Barrieren abbauen, Chancen schaffen

Wenn Horst Benigni über die Situation von Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt in Österreich spricht, spannt er einen großen Bogen: Einerseits gibt es Fortschritte – wie zum Beispiel ein gesetzlicher Schutz, Arbeitsassistenz und das steigende Bewusstsein für Inklusion. Andererseits bleiben Barrieren hartnäckig bestehen. Menschen mit Behinderungen sind nach wie vor von höherer Arbeitslosigkeit betroffen, mit Vorurteilen konfrontiert – und auch die aktuellen Budgetkürzungen treffen Menschen mit Behinderungen massiv.

Wo Inklusion auf Schiene ist

Im größten Mobilitätsunternehmen des Landes, den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), ist Inklusion mehr als ein Schlagwort. „Mit dem Lösungscenter Inclusion und Diversity setzen sich die ÖBB für eine respektvolle und offene Arbeitskultur mit gleichen Chancen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein“, sagt Horst Benigni. Mit aktiven Recruiting-Maßnahmen und einem konzernweiten Netzwerk für Mitarbeiter:innen mit Behinderungen zeigen die ÖBB: Vielfalt ist Teil ihres Selbstverständnisses. Und doch steht der Konzern vor Herausforderungen: eine alternde Belegschaft, bauliche Barrieren in gewachsenen Strukturen, digitale Hürden und eine Organisation, die groß und komplex ist. Gerade deshalb braucht es Menschen wie Horst Benigni, die hartnäckig, gut vernetzt und bereit sind, auch Unbequemes anzusprechen.

Was Behindertenvertrauenspersonen leisten

Viele kennen den Betriebsrat. Aber die Arbeit von Behindertenvertrauenspersonen ist mancherorts unbekannt. Dabei ist sie – besonders in einem großen Konzern wie den ÖBB – unverzichtbar. Während der Betriebsrat für alle Arbeitnehmer:innen zentrale Ansprechperson ist, ist die Behindertenvertrauensperson auf Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen spezialisiert. Damit ist sie oft die einzige Instanz, die in schwierigen Situationen rasch Orientierung bietet.

Zuhören, unterstützen, kämpfen

Horst Benigni ist freigestellte Behindertenvertrauensperson und arbeitet in seiner Funktion Vollzeit für Inklusion im ÖBB-Konzern. Dabei führt er viele Gespräche, beantwortet Fragen und versucht, für jedes Problem eine passende Lösung zu finden. Er arbeitet eng mit der Gewerkschaft vida zusammen. „Die Rechtsabteilung der vida ist unser stärkster Partner, wenn es um Arbeitsrecht und Sozialrecht geht“, betont Horst Benigni.

Was sich für Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt ändern muss? Horst Benigni formuliert seine Wünsche ganz klar:

  • Mehr Sichtbarkeit und Normalität im Umgang mit Behinderungen
  • Bessere Finanzierung gesetzlicher Maßnahmen
  • Politik, die nicht kürzt, sondern stärkt
  • Wirtschaft, die Inklusion als Chance versteht
  • Betroffene, die in Entscheidungen aktiv einbezogen werden
  • Barrierefreiheit ist Standard – nicht Ausnahme – und wird von Anfang an mitgedacht und mitgelebt

Horst Benigni macht Menschen Mut, sich für eine inklusive und barrierefreie Arbeitswelt und Gesellschaft zu engagieren: „Behinderung betrifft uns alle und gehört zum Leben dazu. Jede und jeder von uns kann selbst von Behinderung betroffen sein. Deshalb ist Inklusion kein Projekt für andere, sondern eine gemeinsame Aufgabe für uns alle!“

 

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