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Sommerflugverkehr in Gefahr

Gewerkschaft vida warnt vor Flugsicherungskollaps

Luftfahrt

D3Damon | Getty Images

Ein drohendes Sommerchaos im europäischen Luftverkehr bringt die Flugsicherung erneut in den Fokus – und mit ihr die lange bekannten Personalprobleme. Die Gewerkschaft vida warnt angesichts der jüngsten Prognosen vor einem Kollaps im Sommerreiseverkehr, insbesondere auch am Flughafen Wien. Der Vorsitzende des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida, Daniel Liebhart, spricht von einem „Kapazitätsengpass historischen Ausmaßes“ und fordert eine dringende Ausbildungsoffensive für Fluglotsinnen und Fluglotsen in ganz Europa.

Portrait Daniel Liebhart

„Die Ursachen dafür sind seit Jahren bekannt: Der Flugverkehr nimmt wieder stetig zu – doch das dringend benötigte Personal in der Flugsicherung fehlt weiterhin“

Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt

Bis zu 38.000 Flüge pro Tag erwartet – Personal am Limit

Die Warnung ist nicht unbegründet: Laut EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas sind im heurigen Sommer bis zu 38.000 Flüge täglich zu erwarten – mehr als je zuvor. Schon 2024 sei die Belastung im europäischen Luftraum mit 35.000 Flügen an Spitzentagen enorm gewesen. Die Folge: Die schwersten Verspätungen seit 25 Jahren. Und auch heuer mehren sich die Anzeichen, dass es noch schlimmer kommen könnte, wenn nicht rasch gegengesteuert wird.

Flughafen Wien mit Passagierrekord – Überflüge auf Höchststand

In Österreich spitzt sich die Lage weiter zu: Der Flughafen Wien hat 2024 mit 31,72 Millionen Passagieren ein neues Allzeithoch erreicht – erstmals wurde das Vorkrisenniveau von 2019 übertroffen. Auch die Zahl der Überflüge über österreichischem Luftraum befindet sich auf Rekordkurs. Doch das notwendige Personal in der Flugsicherung fehlt. Laut vida-Gewerkschaft verläuft der Personalaufbau viel zu schleppend, was zu massiven Engpässen führen könnte – nicht nur bei Pünktlichkeit, sondern auch bei der Flugsicherheit.

Flugsicherheit darf nicht unter Sparmaßnahmen leiden

„Wenn jetzt nicht rasch in Ausbildung und Personal investiert wird, drohen im Sommer massive Verspätungen und reale Sicherheitsrisiken“, warnt Liebhart. Die Flugsicherung sei das Rückgrat eines sicheren und zuverlässigen Luftverkehrs, betont er. Sparmaßnahmen auf Kosten der Sicherheit lehnt die Gewerkschaft entschieden ab:
„Die Flugsicherung finanziert sich über Gebühren, die in jedem Ticketpreis enthalten sind. Budgetkürzungen im Staatshaushalt dürfen daher kein Vorwand sein, den dringend benötigten Personalaufbau zu blockieren.“

vida fordert EU-weite Rahmenbedingungen für nachhaltige Personalpolitik

Die Gewerkschaft vida fordert von der Europäischen Kommission, endlich rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um langfristige Personalplanung und Investitionen in der Flugsicherung zu ermöglichen. „Die aktuelle EU-Politik der Deregulierung macht nachhaltige Personalpolitik nahezu unmöglich“, kritisiert Liebhart.
Nur durch einen europaweiten Schulterschluss von Politik, Flugsicherungsunternehmen und Gewerkschaften könne verhindert werden, dass der Luftverkehr im Sommer 2025 an seine Grenzen stößt.

Fazit: Jetzt handeln, statt später Verspätungen zu beklagen

Die Botschaft ist klar: Wer einen sicheren und reibungslosen Sommerflugverkehr will, muss jetzt in die Menschen investieren, die ihn möglich machen. Fluglots:innen sind keine Ressource, die sich auf Knopfdruck aktivieren lässt – ihre Ausbildung dauert Jahre. Deshalb ist jetzt der Zeitpunkt zum Handeln. 

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