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Großschadensereignis dank Wagenmeister verhindert

Gewerkschaft vida fordert lückenlose Aufarbeitung des Vorfalls durch die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Verkehrsministeriums.

Eisenbahn

scanrail | Getty Images

Wie der „Online-Kurier“ heute am 4. Juli berichtet, habe ein aufmerksamer Wagenmeister der ÖBB bei einem Gefahrgutzug einer Fremdfirma im März dieses Jahres Risse an zwei Radsätzen entdeckte und damit ein mögliches Eisenbahn-Großschadensereignis durch eine eventuelle Zugentgleisung verhindert. „Dieser Vorfall zeigt eindrucksvoll, wie unverzichtbar hochqualifizierte Fachkräfte für die Sicherheit auf der Schiene sind“, sagt Gerhard Tauchner, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida. Abgesehen von möglichen Millionenschäden verweist Tauchner auch darauf, dass es durch von ähnlichen Rissen ausgelösten Entgleisungen bei unentdeckt gebliebenen Vorfällen dieser Art zu zahlreichen Todesfällen gekommen sei: 32 Tote gab es etwa bei einer Gefahrenzug-Explosion im italienischen Viareggio im Jahr 2009 und die Entgleisung eines ICE 1998 im deutschen Eschede forderte 101 Todesopfer, weil ebenfalls ein Rad brach.

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„Dieser Vorfall zeigt eindrucksvoll, wie unverzichtbar hochqualifizierte Fachkräfte für die Sicherheit auf der Schiene sind.“

Gerhard Tauchner, vida-Vorsitzender Fachbereich Eisenbahn

Kompetenz und Erfahrung 

„Unser besonderer Dank und unsere Anerkennung gelten dem aufmerksamen Wagenmeister, der diese potenziell ‚rollende Bombe‘ durch seine Kompetenz und Erfahrung sowie sorgfältige Arbeitsweise entschärft“, so Tauchner weiter. Gleichzeitig sei auch klar, dass ein derart sicherheitsrelevanter Vorfall umfassend und unabhängig von der zuständigen Stelle aufgearbeitet werden müsse. „Nach so einem Vorfall darf es keine Verzögerungen geben. Die gesetzlich dafür vorgesehene Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUB) im Verkehrsministerium ist verpflichtet, jeder schweren Störung, die zu einem Unfall hätte führen können, nachzugehen. Das darf nicht der Interpretation oder dem Ermessenspielraum der Eisenbahnunternehmen überlassen werden“, kritisiert der vida-Gewerkschafter wochenlange Verzögerungen, bis der Vorfall an die Behörde gemeldet worden sei. Dass die SUB in diesem Fall keine Untersuchung eingeleitet habe, sei absolut unverständlich und angesichts vergleichbarer Unfälle in Europa höchst bedenklich, setzt Tauchner nach. 

Reform braucht Tempo, nicht Aufschub

Die vom Ministerium angekündigte interne Revision zur Neuausrichtung der SUB sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung – doch erste Ergebnisse erst im Jahr 2026 kommen für Tauchner zu spät. „Die Sicherheit der Menschen, der Umwelt und des gesamten Bahnverkehrs duldet keinen Aufschub. Die Neuausrichtung der Untersuchungsstelle muss umgehend eingeleitet und rasch abgeschlossen werden – mit klaren Regeln und Handlungsanweisungen.“

Österreichischer Standard als europäisches Vorbild

Nicht zuletzt zeige der Vorfall für Tauchner auch einmal mehr auf, dass die Ausbildung österreichischer Fachkräfte im Eisenbahnwesen ein Maßstab für ganz Europa sei: „Das hohe Qualifikationsniveau der Wagenmeisterinnen und Wagenmeister, die täglich Verantwortung für die Sicherheit übernehmen, muss sich auch in den EU-rechtlichen Sicherheitsvorgaben widerspiegeln. Das Verkehrsministerium ist daher aufgefordert, sich aktiv dafür einzusetzen, dass die hohen österreichischen Ausbildungsstandards nicht nur gehalten, sondern auch auf europäischer Ebene weiter gestärkt und verpflichtend gemacht werden. Sicherheit auf der Schiene darf keine Grenzen kennen.“

 

 

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