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Inklusionstagung 2025: Über das Recht auf Arbeit und Wertschätzung

Unter dem Motto „I wü a hackeln!“ diskutierten über 270 Teilnehmer:innen, wie ein inklusiver Arbeitsmarkt aussehen kann. Dabei erfuhren sie, wie alle dazu beitragen können, dass Barrieren in Beruf und Gesellschaft abgebaut werden.

Tatort Arbeitsplatz

Über 270 Teilnehmer:innen sind dem Aufruf der Gewerkschaft vida, der PRO-GE, der AK Wien, des ÖGB, des KOBV und des ÖZIV Bundesverbands gefolgt und nahmen an der diesjährigen Inklusionstagung unter dem Motto „I wü a hackeln!“ teil. Ziel der Veranstaltung im Wiener Gewerkschaftshaus war es, den Blick auf Behinderung, Krankheit, Krisen und ihre oft übersehenen Auswirkungen auf das Berufsleben zu schärfen – und Lösungen aufzuzeigen. Bereits die feierliche Eröffnung zeigte, wie breit der Schulterschluss für Inklusion ist. Franz Groschan vom KOBV betonte: „Gleiche Chancen auf Arbeit sind die Grundlage für echte Teilhabe. Es ist Zeit, Barrieren im Denken und Handeln abzubauen – für einen inklusiven Arbeitsmarkt.“

Wenn Arbeit zur Frage der Gerechtigkeit wird

Der inhaltliche Austausch in Panels, Workshops und Best-Practice-Präsentationen rückte innovative Arbeitsmodelle ebenso in den Fokus wie den Umgang mit Krebserkrankung im Job, Tod und Trauer in der Arbeitswelt oder die Frage, wie Menschen mit Behinderungen in Gesellschaft und Medien wahrgenommen werden. Dabei wurde auch deutlich, dass die Schaffung eines inklusiven Arbeitsmarktes kein Nischenthema, sondern eine Frage der sozialen Gerechtigkeit ist.

„Einerseits schreien Arbeitgeber nach Arbeitskräften. Andererseits gibt es Menschen, die so viel Potenzial hätten und keine Chance bekommen, es im Berufsleben einzusetzen“, brachte es Helmut Gruber, stv. Präsident der AK Wien, auf den Punkt. „Auch Betriebe müssen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und Menschen mit Krankheiten und Behinderungen aktiv integrieren.“

Deutliche Worte fand auch Helene Schuberth, Bundesgeschäftsführerin des ÖGB: „Weniger als ein Viertel der verpflichteten Betriebe beschäftigt Menschen mit Behinderungen – der Großteil entzieht sich ihrer Pflicht und zahlt lieber eine Ausgleichstaxe. Das zeigt deutlich: Es braucht endlich mehr Bewusstsein und echte Maßnahmen für Inklusion am Arbeitsmarkt.“

Mehr Inklusion – besser für alle

vida-Bundesgeschäftsführer Bernd Brandstetter machte deutlich, dass es nicht nur um rechtliche Verpflichtungen geht, sondern um ein menschliches Miteinander: „Krankheiten und Krisen gehören zum Leben dazu. Außerdem sind Menschen mit Behinderungen ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft und unserer Arbeitswelt. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Als Gewerkschaft sind wir für euch da, genauso wie für alle anderen Beschäftigten in den vida-Branchen.“

Elfriede Schober, stellvertretende Bundesvorsitzende der PRO-GE, unterstrich die Fähigkeiten, die jeder einzelne Mensch im Job einbringen kann: „Unternehmen sollten auch bei Menschen mit Behinderungen den Fokus auf ihre Potenziale und nicht auf ihre Defizite richten.“ Darüber hinaus forderte sie: „Wir brauchen mehr Behindertenvertrauenspersonen in den Betrieben. Sie sind ein Schlüssel für wirksame Interessenvertretung und eine Bereicherung für jeden Betrieb.“

Valerie Clarke, Vizepräsidentin des ÖZIV, hob die konstruktive Zusammenarbeit der Veranstalter:innen hervor: „Die Inklusionstagung ist ein Fixpunkt in unserem Jahreskalender und wir sind sehr stolz, als Mitveranstalter die Expertise des ÖZIV Bundesverbands zu aktuellen Entwicklungen betreffend der Schaffung eines inklusiven Arbeitsmarkts einbringen zu können.“

Ein Tag voller Input, Austausch und Perspektiven

Das vielseitige Programm startete mit einer emotionalen Tanzperformance von Jugend am Werk, bevor Vertreter:innen aller Mitveranstalter in kurzen Statements die Tagung eröffneten. In ihrer Keynote sprach Universitätsprofessorin Birgit Schrattbauer (Universität Salzburg) über die rechtlichen Rahmenbedingungen eines inklusiven Arbeitsmarkts und aktuelle Herausforderungen im Arbeitsrecht. Im ersten Panel diskutierten Vertreter:innen aus AK Wien, KOBV, ÖZIV, SMS, Deutsche Bahn und Jugend am Werk über innovative Arbeitsmodelle für Menschen mit Behinderungen.

Alexander Greiner, Autor des Buches „Als ich dem Tod in die Eier trat“ sprach über das Leben und Arbeiten nach einer Krebsdiagnose. Dieses Gespräch leitete über in ein Panel zur Arbeitswelt bei Krebserkrankung, an dem unter anderem die Österreichische Krebshilfe, die Ärztekammer, die AK Wien, die ÖGK und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) beteiligt waren.

Am Nachmittag vertieften zwei Workshops zentrale Themen der Tagung: Einer widmete sich der Frage, wie mit Krisen, Tod und Trauer sowie Einsamkeit im Arbeitsleben umgegangen werden kann. Der zweite Workshop beleuchtete das Selbst- und Fremdbild von Menschen mit Behinderung in Gesellschaft und Medien – unter Mitwirkung von Vertreter:innen des KOBV, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft.

Inklusion macht Sinn

Begleitet wurde die Tagung von 25 Infoständen, zahlreichen Möglichkeiten zur Vernetzung und einer klaren Botschaft: Inklusion ist nicht nur machbar – sie ist notwendig. Die Veranstaltung machte deutlich, dass ein Arbeitsmarkt für alle nicht nur mehr Gerechtigkeit schafft, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich Sinn macht.

 

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