Tagung zur Gewaltprävention
15 Jahre Tatort Arbeitsplatz: Gemeinsam im Einsatz gegen Gewalt in der Arbeitswelt.
Gewalttagung 2024
Die Gewerkschaften vida und GPA, die Arbeiterkammer (AK) Wien und der Verein WEISSER RING veranstalteten am 13. März 2024 bereits zum 15. Mal ihre internationale Gewaltpräventionstagung „Tatort Arbeitsplatz“. Die Jubiläumsausgabe schaffte nicht nur mehr Bewusstsein für die Thematik, sondern gab potenziell Betroffenen auch wertvolle Tipps auf den Weg.
Gemeinsam im Einsatz gegen Gewalt im Job
Immer mehr Kolleg:innen erleben in ihrer Arbeit Gewalt, Belästigung und Diskriminierung. Kriege, Teuerung und Klimakrise lösen existenzielle Ängste aus und bringen viele Menschen ans Limit. Die Formen und Folgen von Gewalt im Job sind unterschiedlich – sie reichen von Beschimpfungen und Bespucken über Machtmissbrauch durch Vorgesetzte bis hin zu tätlichen Übergriffen. Die AK Wien, die Gewerkschaften vida und GPA stellten bei ihrer Tagung zum Thema „Gewalt in der Arbeitswelt und was wir dagegen tun können“ zusammen mit dem Verein für Verbrechensopferhilfe WEISSER RING die Gewaltprävention am Arbeitsplatz ins Zentrum. Die Veranstaltung der Initiative „Tatort Arbeitsplatz“ fand bereits zum 15. Mal statt. Expert:innen, Führungskräfte und Betriebsrät:innen informierten die rund 250 Besucher:innen darüber, wie Gewalt verhindert werden kann und wie man im Ernstfall am besten reagiert.
Tätliche Übergriffe nicht als Berufsrisiko hinnehmen
Eröffnet wurde die länderübergreifende Tagung von AK-Vizepräsident Helmut Gruber. Er wies darauf hin, dass Gewaltvorfälle am Arbeitsplatz zugenommen haben, was sich auch in den Anfragen an die Arbeiterkammer und Gewerkschaften widerspiegle. „Besonders betroffen sind laut statistischen Daten Beschäftigte aus dem Verkehrs-, Dienstleistungs- und Gesundheitsbereich, auch aus dem öffentlichen Dienst oder auch aus dem Handel“, nannte Gruber einige Beispiele. Die Tagung bezeichnete er als eine wichtige Initiative, um das Thema Gewalt am Arbeitsplatz aus dem Tabubereich zu holen.
„Es braucht Mut, über die Gewalt zu sprechen. Aber nur wer das tut und wer aktiv wird, hat die Chance, etwas zu verändern.“
Zudem betonte er, dass Beschimpfungen und tätliche Übergriffe nicht als Berufsrisiko hinzunehmen seien, denn: „Gewalt gegen Kolleg:innen beeinträchtigt die Würde und Gesundheit der Betroffenen."
Auch auf die Produktivität wirkt sich Gewalt im Berufsleben laut dem Vizepräsidenten der Arbeiterkammer aus, was in den Betrieben und der Gesellschaft gravierende Kosten verursacht. Zahlreiche Krankenstände gehen auf den falschen Umgang mit Gewalt zurück. Das Thema zu verdrängen, führe dazu, dass die Betroffenen innerlich kündigen oder den Job aufgeben, so Gruber. „Das ist eine Entwicklung, die wir alle nicht wollen.“
Darüber reden, dagegen handeln
Als Vertreterin der Gewerkschaft vida nahm unter anderem Präsidiumsmitglied, Wiener Frauenvorsitzende und stellvertretende Bundesfrauenvorsitzende, Yvonne Rychly an der Tagung Teil. Sie hat das Projekt „Tatort Arbeitsplatz. Gib der Gewalt im Job keine Chance“ vor 15 Jahren mitinitiiert und blickt nun stolz auf die bisherige Entwicklung.
In ihrer Ansprache machte sie darauf aufmerksam, dass Frauen und Männer unterschiedlich auf erlebte oder miterlebte Gewalt reagieren. So ergab eine Umfrage in Österreich, dass mehr als die Hälfte der Männer und mehr als ein Viertel der Frauen bei gesehenen oder selbst erlebten Vorfällen von Gewalt nichts unternommen haben. „Weil es ohnehin nichts bringt“, nannten viele Befragte als Grund für die Tatenlosigkeit.
Gegen Gewalt werde noch zu wenig unternommen und auch zu wenig darüber gesprochen, zeigte sich Rychly überzeugt. Dies sei für sie Anlass genug, die erfolgreiche Initiative „Tatort Arbeitsplatz“ auch nach 15 Jahren weiterzuführen: „Machen wir weiter so im Interesse unserer Kolleg:innen!“
Kooperationspartner und Ideen erwünscht
Veranstaltungsorganisator Peter Traschkowitsch zeigte sich zufrieden über das rege Interesse an der Tagung und gleichzeitig besorgt über die Dringlichkeit des Themas: „Unsere Kolleg:innen in den verschiedensten Branchen sind gehäuft von Gewaltvorfällen am Arbeitsplatz betroffen“. Betroffenen rät er, sich direkt an die Gewerkschaft oder an den Weissen Ring zu wenden, wo Opfer von Straftaten Unterstützung und Beratung finden. Am Ende der Tagung bedankte sich Traschkowitsch bei den Kooperationspartnern von „Tatort Arbeitsplatz“, zu denen neben dem Weissen Ring auch die Frauenhäuser und der Österreichische Frauenring zählen. Und erklärte sich offen gegenüber neuen Kooperationen und Ideen für die nächste Tagung.