Mit Herz und Haltung
Zwei Menschen, zwei Berufe, ein Ziel: Katarina und Philip im Einsatz zwischen Adrenalin, Empathie und Systemgrenzen.
Coverstory
In TV-Serien wie „Emergency Room“ oder „Grey’s Anatomy“ kämpfen sie Episode für Episode um Menschenleben. In Wirklichkeit ist dieser Einsatz genauso dramatisch – nur ohne Kamera und Drehbuch. Der Arbeitsalltag von Beschäftigten im Krankenhaus und im Rettungsdienst ist keine inszenierte Dramaserie. Er ist ein fordernder, oft auch stiller Kraftakt – Tag für Tag – mit wenig Glanz, aber viel Verantwortung.
An vorderster Front
Katarina Rezac steht seit über 25 Jahren im Dienst der Patient:innen. Nach diversen Auslandseinsätzen ist die 46-Jährige als Intensivpflegerin im Göttlicher Heiland Krankenhaus in Wien beschäftigt. „Medizin hat mich immer schon interessiert. Ich wollte aber vor allem mit Menschen arbeiten und etwas Sinnstiftendes tun“, erzählt Katarina. Bereits mit 14 Jahren entschied sie sich für ihren Beruf. In der Slowakei absolvierte sie die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, in Österreich spezialisierte sie sich auf die Intensivpflege. Katarina liebt die Intensivmedizin, weil sie eigenverantwortlich arbeiten kann, weil sie den Austausch mit Kolleg:innen aus unterschiedlichen Disziplinen schätzt, weil der Beruf Sinn macht. Doch er fordert auch viel: „Bei uns wird Flexibilität erwartet – und das in jedem Moment“, erzählt Katarina. Besonders herausfordernd ist das für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Manchmal hat man das Gefühl, man muss sein Leben jeden Monat neu planen“, so die Mutter eines Sohnes.
„Die Pflege ist ein toller Job, aber sie darf einen nicht kaputtmachen. Ich erwarte mir daher eine gerechte Schwerarbeiterregelung für uns. Denn wer jahrzehntelang im Schichtdienst Menschen versorgt, muss auch früher in Pension gehen dürfen.“
Weil jede Sekunde zählt
Der Moment, wenn der Rettungsdienst die Tür zur Notaufnahme öffnet, ist für Katarina einer der intensivsten: „Bei uns lautet die Formel: Time is brain – also Zeit ist Gehirn. Besonders bei Schlaganfällen zählt jede Sekunde.“ Einer, der oft diese Tür durchquert, ist Philip Rosenecker, Rettungssanitäter bei den Johannitern in Wien. Es war kein Zufall, dass sich der 45-Jährige bereits beim Bundesheer für seinen Beruf entschied, hatte er schon in jungen Jahren eine soziale Ader. Mittlerweile ist er seit über 20 Jahren im Rettungsauto unterwegs. Ob bei der Übernahme von Krankentransporten oder im Blaulicht-Einsatz: Philip weiß nie ganz genau, was als nächstes kommt. „Unser Alltag ist dynamisch, spannend, aber auch herausfordernd – vor allem, wenn man in einer großen Stadt wie Wien mit dem Verkehr und den Einsätzen Schritt halten muss.“ Philip arbeitet auch in der Einsatzzentrale – also dort, wo alle Fäden zusammenlaufen. „Ich koordiniere Einsätze, telefoniere mit Krankenhäusern und Patient:innen. Ich bin quasi das Bindeglied in der Rettungskette. Dabei geht mit Schmäh vieles leichter“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.
Zwischen Übergabe und Überlastung
Die Einsätze von Katarina und Philip sind vielfältig. Auf der Intensivstation beginnt Katarinas Dienst mit einer Übergabe, dann folgen zwölf Stunden geregelter Arbeits- und Zeitablauf, wobei immer wieder Zwischenfälle möglich sind und Katarina und ihre Kolleg:innen rasch darauf reagieren müssen. „Wenn ein Notfall reinkommt, müssen wir alles liegen und stehen lassen, um den Patienten so rasch wie möglich zu versorgen.“ Katarina und ihr Team stehen immer in Bereitschaft, müssen flexibel und belastbar sein. „Das ist unser täglicher Job“, erzählt die Intensivpflegerin. Auch im Rettungsdienst ist Improvisation Alltag. „Selbst wenn der Einsatzplan steht, weiß man nie, was einen erwartet“, berichtet Philip. Er liebt die Abwechslung zwischen Fahrdienst und Einsatzzentrale – und den Kontakt zu Menschen. Doch der Alltag ist fordernd: Staus, Zeitdruck, Priorisierung.„An Freitagen schwimmen wir oft, weil es viele Entlassungen und Notfälle gibt“, berichtet der Rettungssanitäter aus Erfahrung.
Bewegende Momente
So herausfordernd ihre Arbeit auch sein kann, erleben Katarina und Philip doch auch bewegende und inspirierende Momente. Katarina erinnert sich an einen über 70-jährigen Patienten mit Herzproblemen, der schnellstmöglich wieder aus dem Krankenhaus wollte, weil er eine uns lautet die Formel: Time is brain – also Zeit ist Gehirn. Besonders bei Schlaganfällen zählt jede Sekunde.“ Einer, der oft diese Tür durchquert, ist Philip Rosenecker, Rettungssanitäter bei den Johannitern in Wien. Es war kein Zufall, dass sich der 45-Jährige bereits beim Bundesheer für seinen Beruf entschied, hatte er schon in jungen Jahren eine soziale Ader. Mittlerweile ist er seit über 20 Jahren im Rettungsauto unterwegs. Ob bei der Übernahme von Krankentransporten oder im Blaulicht-Einsatz: Philip weiß nie ganz genau, was als nächstes kommt. „Unser Alltag ist dynamisch, spannend, aber auch herausfordernd – vor allem, wenn man in einer großen Stadt wie Wien mit dem Verkehr und den Einsätzen Schritt halten muss.“ Philip arbeitet auch in der Einsatzzentrale – also dort, wo alle Fäden zusammenlaufen. „Ich koordiniere Einsätze, telefoniere mit Krankenhäusern und Patient:innen. Ich bin quasi das Bindeglied in der Rettungskette. Dabei geht mit Schmäh vieles leichter“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.
„Wir sind gerne Tag für Tag für Menschen im Einsatz. Aber die Arbeitsbedingungen müssen passen. Auch wenn mit einem guten Schmäh viel geht, braucht es Strukturen, die uns nicht ausbrennen lassen. Denn auch bei uns zählt die Gesundheit und auch wir möchten in unserem Beruf alt werden können.“
System am Limit
Katarina und Philip eint nicht nur die Liebe zum Beruf, sondern auch die Kritik am System. Zwischen pflegerischer Fürsorge, administrativen Anforderungen und strukturellen Engpässen bleibt wenig Spielraum. Digitalisierung sollte entlasten, bringt aber oft neue Belastungen, berichtet Katarina. „Es heißt immer, es sind nur ein paar Klicks – aber diese Klicks summieren sich.“ Während Katarina vor allem über Bürokratie klagt, die immer mehr Zeit vom Patientenbett frisst, wünscht sich Philip eine Reform der in die Jahre gekommenen Ausbildung im Rettungsdienst und eine bessere Entlohnung, nicht nur in seinem Beruf, sondern generell im Gesundheits- und Pflegebereich: „Für das, was wir alle tagtäglich gemeinsam leisten, und für die Verantwortung, die wir tragen, ist es einfach noch immer zu wenig.“ Was Katarina Sorgen macht, ist vor allem die Zukunft. Sie berichtet von Kolleg:innen, die die Pflege frühzeitig verlassen müssen – aber nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie einfach nicht mehr können.
Solidarität statt Schweigen
Für Katarina ist klar, ohne gewerkschaftliche Unterstützung wären viele Verbesserungen nicht möglich und auch nie gekommen. Nach der Coronapandemie etwa setzte sich die Gewerkschaft vida dafür ein, dass Pflegekräfte ihre lange angesparten Gutstunden konsumieren konnten – nach Monaten der Überlastung, erzählt sie. Es bleibt viel zu tun – und ohne starke Interessenvertretung geht es nicht, sind Katarina und Philip überzeugt. Beide sind deshalb auch Mitglied bei der Gewerkschaft. „Man kann alleine wenig bewirken, aber gemeinsam sehr viel.“ Während andere von „Held:innen“ sprechen, kämpfen Katarina und Philip gemeinsam mit „ihrer“ vida für ein gesundes System, das diejenigen stärkt, die täglich für andere da sind.
Die Kraft der Vielen
Die Geschichten von Katarina und Philip sind stellvertretend für viele Menschen, die Tag für Tag, Nacht für Nacht im Gesundheits- und Pflegebereich tätig sind. Sie handeln von Engagement, Ausdauer, Leidenschaft – aber auch von Belastung, strukturellen Mängeln und dem Gefühl, dass die Realität ihrer Arbeit von vielen nicht wirklich gesehen wird. Die Gewerkschaft vida gibt diesen Stimmen Gewicht – bei Verhandlungen um faire Arbeitszeiten und höhere Einkommen, im Einsatz für realistische Personalschlüssel, gesunde Arbeitsbedingungen und eine gerechte Schwerarbeiterregelung. Denn wer jahrzehntelang im Schichtdienst Leben rettet, Menschen pflegt, muss auch früher in Pension gehen dürfen. Wer ständig am Limit arbeitet, soll nicht noch durch überbordende Bürokratie vom Wesentlichen – dem Menschen – abgehalten werden. Was es braucht, ist politischer Wille, Mut zur Reform und Anerkennung – nicht nur in Worten, sondern in Taten. Denn eines ist klar: Trotz aller Hürden lieben Katarina und Philip ihren Beruf. Und trotz aller Widerstände glauben sie an Veränderung. Vielleicht nicht über Nacht. Aber Schritt für Schritt. Mit Herz, Haltung und der Kraft der Vielen. Denn die Kraft der Veränderung liegt nicht nur in der Politik, sondern auch in der gemeinsamen Haltung. „Solidarität ist unser stärkstes Werkzeug“, weiß Katarina. Und Philip ergänzt: „Mit einem guten Schmäh geht viel, aber mit Zusammenhalt geht alles.“
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