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„Wir schalten in den Kampfmodus!“

Gewerkschaftseinsatz bei den Sonder-KV-Verhandlungen in vida-Branchen.

Wer in Österreich arbeitet, kann sich trotzdem immer weniger leisten. Die Teuerung stellt immer mehr Menschen vor große finanzielle Herausforderungen. Vor allem Beschäftigte mit geringen Einkommen sorgen sich, ob sie die stark steigenden Kosten noch stemmen können. Deshalb kämpft die Gewerkschaft vida dafür, dass die Löhne kräftig steigen. Damit das Leben wieder leistbar wird und es auch bleibt. In der aktuellen Ausgabe unseres vida-Magazins berichten wir darüber.

Teuer trifft uns alle

Es ist der 10. Oktober. Ein ganz normaler Montag, oder doch nicht? Hunderte BetriebsrätInnen aus der Eisenbahnbranche treffen sich in Wien. Sie sind aufgebracht, zu Recht! Schließlich geht es darum, wie man in Zeiten der höchsten Inflation seit 70 Jahren mit dem Einkommen über die Runden kommt. „Löhne rauf“ lautet das Motto der Gewerkschaft vida im „heißen KV-Herbst“. Die vida hat bereits am 14. September die Weichen dafür gestellt.

„Wir haben den Sozialpartner Wirtschaftskammer Österreich aufgefordert, so rasch wie möglich Sonderkollektivvertragsverhandlungen in allen für die vida relevanten Branchen aufzunehmen."

Roman Hebenstreit, Vorsitzender Gewerkschaft vida

Und bereits kurz darauf wird für die 50.000 Beschäftigten der Eisenbahnbranche verhandelt. Doch die Verhandlungen geraten ins Stocken, deshalb wird am 10. Oktober eine Betriebsrätekonferenz einberufen und dabei einstimmig beschlossen: „Weiterverhandeln, sonst gibt es Betriebsversammlungen.“

100 Prozent dahinter

Am 25. Oktober fanden erste Betriebsversammlungen in Wien und Innsbruck statt, vom 2. bis 7. November wurden österreichweit über 100 Betriebsversammlungen einberufen. Dabei haben sich mehr als 7.500 Eisenbahnbeschäftigte über den Stand der KV-Verhandlungen informiert. Und die vida hat den klaren Auftrag erhalten, über die Forderungen, wie 500 Euro mehr auf alle KV- und Ist- Löhne, weiter zu verhandeln.

„Man hat bei den Betriebsversammlungen deutlich gespürt, wie die enorme Teuerung den Beschäftigten schon förmlich unter den Nägeln brennt."

Gerhard Tauchner, stv. Vorsitzender vida-Fachbereich Eisenbahn
und Leiter des KV-Verhandlungsteams

Bei den Betriebsversammlungen wurde auch die Bereitschaft der Beschäftigten für gewerkschaftliche Maßnahmen abgefragt. Und es gibt grünes Licht: Fast 100 Prozent stehen hinter Kampfmaßnahmen. Nach zwei weiteren ergebnislosen  KV-Verhandlungsrunden am 10. und 12. November wird noch am 20. und 21. November weiterverhandelt, also kurz nach Druckschluss dieser vida-Magazinausgabe. Sollte dann noch immer kein akzeptables Ergebnis vorliegen dann könnten die Weichen bereits in Richtung Warnstreik gestellt werden ...

Soziale Arbeit ist mehr wert

Wir wechseln von der Schiene in die Sozialwirtschaft. Am 8. November haben sich in ganz Österreich Tausende Beschäftigte aus dem privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich in ihren Betrieben versammelt. Und auch an den folgenden beiden Tagen finden Betriebsversammlungen statt. Denn auch nach der dritten KV-Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber der Sozialwirtschaft Österreich kein annehmbares Angebot vorgelegt. Deshalb zogen am 8. November unter dem Motto „Soziale Arbeit ist mehr wert!“ Tausende Menschen in einem Demonstrationszug vom Wiener Westbahnhof bis zum Ballhausplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Auch vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit war dabei – mit einer klaren Ansage. „Von politischen Verantwortungsträgern wurde uns versprochen, niemand werde zurückgelassen, koste es, was es wolle. Wir sind heute hier, um das auch einzufordern“, mahnt der vida-Vorsitzende. In der Nacht vom 16. auf den 17. November, nach einem 16-Stunden-Verhandlungsmarathon, erreichen wir einen beachtlichen Abschluss für die 130.000 Beschäftigten in der Sozialwirtschaft. Die Löhne und Gehälter steigen um bis zu 10,2 Prozent, wobei untere Einkommen stärker erhöht werden. Und auch einige rahmenrechtliche Verbesserungen hat die Gewerkschaft erreicht.

„Besonders hervorzuheben ist der um 20 Prozent erhöhte Zuschlag für kurzfristiges Einspringen, der mehr Sicherheit bei den Dienstplänen geben soll."

Michaela Guglberger, Verhandlungsleiterin vida-Fachbereich Soziale Dienste

95 Prozent für Streik

Vom erfolgreichen Protest in der Sozialwirtschaft geht es ins Krankenhaus. In den Morgenstunden des 4. November treffen sich die Beschäftigten des Spitals Speising. Denn auch bei den Ordensspitälern zeigen die Arbeitgeber im Rahmen der Sonder-KV-Verhandlungen kaum Bewegung. Unsere Forderungen liegen schon länger auf dem Tisch: Wir fordern 500 Euro brutto monatlich bzw. 2.000 Euro Mindestlohn für die 10.000 Beschäftigten.

„Es muss für die KollegInnen rasch eine massive Abgeltung der Teuerung geben, damit sie ihre laufenden Rechnungen weiter begleichen können und nicht in der Schulden- und Armutsfalle landen.“

Gerald Mjka, Vorsitzender vida-Fachbereich Gesundheit

Den gewerkschaftlichen Forderungen Nachdruck verleihen bereits am 27. Oktober BetriebsrätInnen aus den verschiedensten Spitälern bei einer Konferenz im Gewerkschaftshaus. Es werden Betriebsversammlungen beschlossen und in weiterer Folge eine Abstimmung über gewerkschaftliche Maßnahmen unter den Belegschaften auf den Weg gebracht. Zurück ins Spital Speising. Bereits in den ersten Stunden haben 300 anwesende von insgesamt 900 Beschäftigten abgestimmt – mit einem klaren Signal: 95 Prozent sind streikbereit. Gesagt, getan: Am 23. November wird bei den Ordensspitälern gestreikt ...

Mehr Geld statt Applaus

Im Krankenhaus im Einsatz sind auch zahlreiche Reinigungskräfte. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurden sie von einem Augenblick auf den anderen zu SystemerhalterInnen. Doch wenn es um Wertschätzung, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen geht, verschließen die Arbeitgeber ihre Augen. Denn nach der ersten Verhandlungsrunde, die am 31. Oktober stattfand, kann man noch nicht von einem fairen Angebot der Arbeitgeber sprechen. „Wir halten an unserer Forderung nach 2.000 Euro Bruttomindestlohn im Monat fest“, berichtet Monika Rosensteiner, Vorsitzende des Fachbereichs Gebäudemanagement in der vida. Der Einstiegslohn in der Reinigung liegt derzeit bei knapp über 1.680 Euro. Außerdem macht sich die vida für eine Infektionszulage stark.

„Reinigung hat ihren Wert und die Beschäftigten haben ihren Preis. Die KollegInnen müssen von ihrer Arbeit auch leben können – gerade in Zeiten von explodierenden Preisen.“

Monika Rosensteiner, Vorsitzende vida-Fachbereich Gebäudemanagement

Kurz vor Druck der vida-Magazinausgabe fand sich das VerhandlerInnen-Team der vida zur nächsten KV-Runde ein ...

Löhne rauf! Arbeitszeit runter!

„Alles wird teurer“ gilt auch für die rund 26.000 ArbeiterInnen in Speditions- und Lagereibetrieben. Deshalb hat die vida auch hier zu vorgezogenen Sonder-KV-Verhandlungen aufgerufen. Am 7. November trafen sich in Wien über 100 BetriebsrätInnen. Dabei haben sie einstimmig beschlossen, dass vom 12. bis 16. Dezember Betriebsversammlungen in ganz Österreich abgehalten werden und dass das vida-Verhandlungsteam an den Forderungen festhalten soll. Dazu zählen ein rascher und nachhaltiger Teuerungsausgleich in Höhe der rollierenden Inflation plus Produktivitätszuwachs, mehr Freizeit in Form einer Reduzierung der Normalarbeitszeit von 40 auf 38,5 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausausgleich sowie eine 4-Tage-Woche. 

„Einmalzahlungen werden abgelehnt. Diese kann es maximal zusätzlich obendrauf auf den KV-Abschluss geben. Denn laufende Rechnungen für Mieten, Energiekosten, Versicherungen oder Kredite müssen von den Beschäftigten auch laufend beglichen werden und nicht nur einmal.“

Markus Petritsch, Vorsitzender vida-Fachbereich Straße

Auf Kraftakt folgt Punktlandung

Wir wechseln vom Boden in die Luft. Nach langen und zähen Verhandlungen hat die Gewerkschaft vida in der 5. KV-Verhandlungsrunde, am 19. Oktober, einen Abschluss für das Bordpersonal der AUA erreicht. Das AUA-Management reduziert das Sparpaket ab 2023 und die Gehälter für die rund 3.500 Beschäftigten werden damit durchschnittlich um 10,4 Prozent erhöht. Mit 1. Jänner 2023 steigen die Einkommen um acht Prozent, mit 1. Juni 2023 um 12,73 Prozent.

„Was uns gelungen ist, war ein Kraftakt für beide Seiten, in Anbetracht der gebeutelten Luftfahrtbranche und der dramatischen Situation für die Beschäftigten durch die Teuerung.“

Roman Hebenstreit, Vorsitzender Gewerkschaft vida

Und auch in den anderen Branchen, die die vida vertritt, wird die Gewerkschaft weiter mit voller Kraft für höhere Löhne im Einsatz sein!

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