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Heißer KV-Herbst

Gewerkschaft vida stark im Einsatz für alle. Wir fordern: Löhne rauf! Preise runter!

Die Löhne müssen steigen – und zwar JETZT! Die Beschäftigten müssen mit ihren Einkommen gut auskommen und leben können. Denn so wie die Bundesregierung gegensteuert, verpuffen die Entlastungsmaßnahmen gegen die Teuerung bei ganz vielen Menschen sehr schnell. Einmalzahlungen decken eben keine laufenden Kosten. Das Bestreiten des täglichen Lebens darf nicht zum Luxus werden.

Sozialpartner gefordert

Es ist der 14. September 2022. Die Gewerkschaft vida lädt zu Pressekonferenzen in jedem Bundesland ein. Unsere zentrale Botschaft: Wir fordern vom Sozialpartner Wirtschaftskammer Österreich die rasche Aufnahme von Sonderkollektivvertragsverhandlungen für die Beschäftigten in allen für die vida relevanten Branchen. Neben den sowieso für Herbst anstehenden Verhandlungen sollen KV-Verhandlungen, die erst 2023 terminisiert wären, bereits auf den kommenden Herbst vorgezogen werden. Der Vorsitzende der vida, Roman Hebenstreit, betont: „Uns ist klar, die anstehenden Lohnrunden werden eine harte Auseinandersetzung. Aber es braucht jetzt steigende Löhne. Wir wollen als Gewerkschaft vida nicht länger warten. Lohnabschlüsse, die unter der rollierenden Inflation liegen, werden wir heuer nicht akzeptieren. Die vida wird hier- bei auch keine Arbeitskonflikte scheuen. Es braucht eine deutliche Reallohnerhöhung für alle.“

Lassen uns nicht abspeisen

Die Gewerkschaften verhandeln im Herbst den Ausgleich für die zurückliegenden Monate, und da wurde überhaupt keine Teuerung ausgeglichen. Im Gegenteil, da gab es Kurzarbeit und nicht selten auch Kündigungen. Die staatlichen Maßnahmen gegen die Teuerung und die geplante Abschaffung der kalten Progression sind keine Argumente für niedrigere KV-Abschlüsse. Steuerfreie Prämienzahlungen sind nicht nachhaltig und daher kein Ersatz für KV-Erhöhungen.

2.000 Euro Mindestlohn

Die Kaufkraft der Menschen muss jetzt gestärkt werden. Es müssen wieder wirtschaftliche Stabilität und Zuversicht im Land geschaffen werden. Daher fordert die Gewerkschaft vida auch die Verankerung von 2.000 Euro Bruttomindestlohn in den Kollektivverträgen für Branchen, die noch unter diesem Wert liegen.

„Die Beschäftigten brauchen eine rasche, verlässliche und nachhaltige Lohnerhöhung. Es muss selbstverständlich sein, dass man von Vollzeitarbeit auch ohne Nebenjob leben kann.“ 

Roman Hebenstreit, vida-Vorsitzender

Auch die Lehrlingseinkommen müssen so rasch als möglich auf mindestens 1.000 Euro brutto im 1. Lehrjahr angehoben werden. Denn die rollierende Inflation der letzten 12 Monate (aktuell zwischen 6 und 7 Prozent) und die damit einhergehenden Kostenexplosionen bei Energie, Wohnen, Lebensmitteln und Mobilität werden auch für junge ArbeitnehmerInnen immer öfter zur finanziellen Überlebensfrage. Bei gleichbleibendem Einkommen konnte man sich im letzten halben Jahr immer weniger leisten. Allein 1.060 Euro betragen die Mehrkosten im Jahr 2022 aufgrund der Teuerung. Und für ein bescheidenes Leben braucht in Österreich eine Person inflationsbereinigt zumindest 1.500 Euro Nettoeinkommen im Monat. Dieser Betrag entspricht dem sogenannten Referenzbudget, das in Österreich von der staatlich anerkannten Schuldnerberatung erstellt wird. Es zeigt die finanzielle Untergrenze dessen, was es braucht, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

Vor Armut schützen

Die Gewerkschaft vida ist für Kollektivverträge zuständig, da verdient man im Monat für Vollzeitarbeit in vielen Berufen noch keine 1.500 Euro netto als Basislohn, wie zum Beispiel Reinigungskräfte (1.360 Euro netto im Monat), FriseurInnen (1.290 Euro netto im Monat), Arbeitskräfte im Hotel- und Gastgewerbe (1.325 Euro netto im Monat), in der Bewachung (1.373 Euro netto im Monat), in privaten Gesundheitseinrichtungen (1.407 Euro netto im Monat) genauso wie auch in der Pflege (1.383 Euro netto im Monat). Und: In der Reinigung verdienen gar 99 Prozent der Beschäftigten unter 2.000 Euro brutto. Das macht deutlich, dass 2.000 Euro brutto im Monat keine unverschämte Forderung sind, sondern bitter benötigt werden, um sich das Leben gerade noch leisten zu können und um nicht unter die aktuelle Armutsgrenze von knapp 1.400 Euro netto im Monat zu rutschen.

„In der Reinigung arbeiten überwiegend Frauen und das zumeist in Teilzeit. Nachdem Frauen nach wie vor im Schnitt weniger als Männer verdienen, sind sie stärker von den anhaltenden Inflationsschüben betroffen.“

Ümit Cicek, BR-Vorsitzender Reinigungsfirma Markas GmbH

„Gerade auch für sie brauchen wir daher im Reinigungsbereich einen starken Lohnturbo hin zu 2.000 Euro brutto im Monat, damit sie und ihre Familien besser über die Runden kommen“, fordert Betriebsrat Cicek.

Der Druck steigt

In der Bewachung verdienen 90 Prozent der Beschäftigten bei einem 40-Stunden-Job unter 2.000 Euro brutto, gut 50 Prozent sogar nur 1.700 Euro brutto.

„84 Prozent der Kolleginnen und Kollegen brauchen ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld zur Ausgleichung des Minus am Konto.“

Gernot Kopp, stv. BR-Vorsitzender Securitas SDL GmbH

Die Rechnungen für Strom, Gas oder Lebensmittel bringen die Menschen jetzt endgültig an die Existenzgrenze. Nicht umsonst wurde in der Branche zuletzt vermehrt um Lohnvorschuss bzw. Unterstützungen angesucht. „Der Druck steigt und steigt. Es braucht sofort mehr Geld“, unterstreicht Betriebsrat Kopp.

Erspartes aufgebraucht

In der Gastronomie sind viele Beschäftigte in den vergangenen zweieinhalb Jahren aufgrund von Lockdowns mehrmals unverschuldet vor verschlossenen Türen ihrer Betriebe gestanden, berichtet Eva Eberhart, Betriebsratsvorsitzende der Nordsee GmbH.

„Viele waren bis vor wenigen Monaten in Kurzarbeit und mit 20-prozentigen Gehaltseinbußen konfrontiert. Das Ersparte ist aufgebraucht, und dem nicht genug, flattern Rechnungen für Strom und Gas ins Haus, die aufgrund der Höhe niemand mehr bezahlen kann. Der Druck ist enorm. Viele sind armutsgefährdet, obwohl sie einem Vollzeitjob nachgehen.“

Eva Eberhart, BR-Vorsitzende Nordsee GmbH

Die Teuerungskrise führt dazu, dass auch die Gäste weniger Trinkgeld hergeben können, als sie vielleicht gerne würden, berichtet Ursula Langer, Betriebsratsvorsitzende der Flughafengastronomie Lagardere. 

„Für die Kolleginnen und Kollegen in einem Niedriglohnsektor wie dem Hotel- und Gastgewerbe, in dem die Beschäftigten vom Trinkgeld abhängig sind, ist das verheerend. Steigende Energiekosten, die Lebensmittel werden immer teurer und viele fürchten daher auch einfach um die Zukunft der Branche. Sie suchen sich deshalb vorsorglich oft in anderen Branchen einen Job.“

Ursula Langer, BR-Vorsitzende Flughafengastronomie Lagardere

Akute Existenzängste

Unter Existenzängsten leiden aber auch schon BerufseinsteigerInnen, weiß Tanja Niedermaier. Die Trainerin des New Talents Studio in Wien bekommt von jungen Menschen, die eine Ausbildung im Friseur- und Haarpflegebereich machen, Tag für Tag mit, dass sich Familien ihr Leben nicht mehr leisten können.

„Viele junge Menschen, die sich bei uns mit freiem Kopf auf die Lehrabschlussprüfungen vorbereiten sollten, haben akute Existenzängste. Die mentale Komponente darf nicht unterschätzt werden. Immerhin jagt eine Krise die andere – das ist gerade für junge Menschen nur schwer verarbeitbar. Und dabei hat die Ausbildung der Jugendlichen durch die Pandemie und Lockdowns ohnehin schon sehr gelitten.“

Tanja Niedermaier, Trainerin im New Talents Studio in Wien

Harte Verhandlungen auf Schiene

Auch im Eisenbahnbereich herrscht Ausnahmesituation, „weil die Inflation momentan davongaloppiert und wir nicht wissen, was da im nächsten Monat noch alles auf die Beschäftigten zukommt“, berichtet Gerhard Tauchner, Betriebsratsvorsitzender ÖBB Produktion in Wiener Neustadt.

„Wir befürchten, dass die Inflation weiter auf diesem hohen Niveau bleiben wird. Klar ist aber, auch im Eisenbahnbereich gibt es noch Beschäftigte, die unter 1.500 Euro netto verdienen und die Finanzierung ihres Lebens nicht mehr schaffen. Also auch bei den EisenbahnerInnen müssen die rollierende Inflation plus die Wertschöpfung abgegolten werden bzw. geht auch hier die Marschrichtung hin zu 2.000 Euro Bruttomindestlohn, wo wir das in der Branche noch nicht haben.“

Gerhard Tauchner, BR-Voristzender ÖBB Produktion Wiener Neustadt

LÖHNE RAUF!

Für uns als Gewerkschaft vida ist klar: Die bisher angekündigten Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung, also überwiegend Einmal- und Gutscheinaktionen, tragen dem entstandenen Kaufkraftverlust und Konsumverzicht der Menschen in keiner Weise Rechnung. Damit lassen sich keine laufenden Kosten decken. Es sind nicht nur die Kosten für Strom rapide angestiegen. Auch die Kosten für Gas, Heizöl, Lebensmittel, Treibstoffe oder Baustoffe befinden sich in schwindelerregenden Höhen. Ein Zehntel der Haushalte gibt bereits fast die Hälfte seines Budgets für Wohnen aus und hat demnach auch entsprechend weniger für Mobilität, Lebensmittel und Heizen zur Verfügung.

„Viele Menschen stehen schon vor dem Abgrund. Wir müssen daher jetzt vor dem Absturz bewahren und ihre Existenzen sichern.“

Roman Hebenstreit, Vorsitzender Gewerkschaft vida

PREISE RUNTER!

Die Gewerkschaft vida fordert von der Bundesregierung:

  • Öffentliche Mobilität ausbauen und erschwinglicher machen
  • Umsatzsteuer auf alle Öffi-Tickets abschaffen
  • Armutsbekämpfung durch Sondersteuer auf Übergewinne von Energieunternehmen – bis zu 2,2 Mrd. Entlastungsvolumen
  • Preiskommission „mit Biss“, die zur Senkung der Lebensmittelpreise auch in die Preisgestaltung eingreifen kann und nicht nur beobachtet
  • Senkung der Steuern auf Treibstoffe auf Zeit
  • Neben dem Energiepreisdeckel für Strom, der von der Bundesregierung eingeführt wird, braucht es auch u.a. einen für Gas- und Ölrechnungen – es geht auch um Warmwasser und Heizung und nicht nur um die Stromversorgung
  • Mietpreisspirale bremsen durch Rücknahme der aktuellen Mietsteigerungen und Einführung einer gesetzliche Mietobergrenze
  • Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld von 55 auf 70 Prozent

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