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„Löhne rauf, Preise runter – JETZT!“

vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit über Preisexplosionen und Lohnverhandlungen.

vida-Magazin: Wie will die Gewerkschaft den Menschen aus der Krise helfen?

Roman Hebenstreit: Die Teuerung trifft uns alle. Manche mehr, manche weniger, und manche so hart, dass sie nicht mehr wissen, wie sich das ausgehen soll. Und die Regierung verteilt nur Trostpflaster. Aber bei einem offenen Bruch helfen Pflaster nur wenig bis gar nichts. Nachdem die Regierung zu mehr nicht bereit zu sein scheint, läuft alles auf harte Lohnverhandlungen hinaus. Wir verlangen einen Mindestlohn von 2.000 Euro brutto im Monat, denn man braucht zumindest 1.500 Euro, um über die Runden zu kommen. Die rollierende Inflation plus die Produktivitätszugewinne müssen abgegolten werden. Mit Einmalzahlungen oder Prämien werden wir uns nicht abspeisen lassen. Das kann es nur „obendrauf“ geben.

vida-Magazin: Die Maßnahmen der Regierung taugen also nichts?

Roman Hebenstreit: Wir begrüßen sie grundsätzlich, die bisher von der Regierung geschnürten Hilfen wie etwa die Strompreisbremse sowie das Aus der kalten Progression reichten jedenfalls nicht aus. Es braucht beides, höhere Löhne und mehr treffsicherere staatliche Maßnahmen, etwa nur mehr Bestbietervergabefahren, wo 2.000 Euro im Monat eine Bedingung ist. Beim Aus der kalten Progression kann man wohl erst nächstes Jahr seriös analysieren, wie sich das auf die unteren Einkommensgruppen auswirken wird. Wir haben jetzt jedenfalls vorgezogene KV-Verhandlungen von den Arbeitgebervertretern gefordert. Wir müssen jetzt als Sozialpartner einen Rettungsfallschirm öffnen, um einen harten Aufprall zu verhindern. So wie die Regierung gegensteuert, verpuffen die Entlastungsmaßnahmen bei ganz vielen Menschen sehr schnell.

vida-Magazin: Aber auch die Arbeitgeber hat die Inflation getroffen …

Roman Hebenstreit: Klar, aber wenn Großkonzerne, wie Energiemultis, in der Krise auf Kosten aller Gewinne einstreifen und sich schamlos an der Notlage der Menschen bereichern, dann ist endgültig Schluss mit lustig. Es führt kein Weg daran vorbei, Löhne endlich kräftig anzuheben, um eine spürbare und nachhaltige Entlastung zu schaffen. Preise müssen reglementiert werden, um die Inflation endlich zu bremsen. Und es muss eine Unterstützung geben, um jene Menschen aufzufangen, die nicht mehr wissen, wie es mit den hohen laufenden Kosten weitergehen soll.

vida-Magazin: Überfüllte Züge waren zuletzt ein großes Thema. Spielt da auch die Krise mit?

Roman Hebenstreit: Die Überforderung, die das Bahnsystem mancherorts in den letzten Wochen erlebt hat, ist mit Sicherheit nicht allein der Teuerung und dem Klimaticket geschuldet. Sie ist auch das Ergebnis verfehlter Personalpolitik der Vergangenheit. Wer jetzt noch glaubt, mit Gehältern und Arbeitsbedingungen wie vor 30 Jahren am Arbeitsmarkt irgendein Leiberl reißen zu können, der lebt mit Verlaub am Mond. Es braucht – das trifft etwa auch auf den Tourismus oder die Reinigung zu – eine grundlegende Aufwertung bestimmter Berufsgruppen.

vida-Magazin: Möchtest du den Menschen noch etwas mit auf den Weg durch die Krise geben?

Roman Hebenstreit: Diese Krise verunsichert mehr und mehr Menschen in unserem Land. BetriebsrätInnen und Gewerkschaften sind gerade in schwierigen Zeiten für die Menschen da. Wer noch nicht Mitglied ist: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, der Gewerkschaft beizutreten. Denn die Auseinandersetzungen der nächsten Monate werden geeinte Kräfte in einer starken Interessengemeinschaft mehr als je zuvor brauchen. Gemeinsam können wir auch diese Krise schaffen!

 

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