vida
Julia Weber, beschäftigt bei VIAS am Flughafen Wien
Simarjeet Kaur Sabharwal, Friseurlehrling
Daniel Scheiber, gelernter Koch
Fatima Ibric, Reinigungskraft
Isabella Pichler-Steiner, Bewacherin
Julia Weber, beschäftigt bei VIAS am Flughafen Wien
Simarjeet Kaur Sabharwal, Friseurlehrling
Daniel Scheiber, gelernter Koch
Fatima Ibric, Reinigungskraft
Isabella Pichler-Steiner, Bewacherin

Runter mit den Preisen!

Das Leben ist teuer genug! Menschen erzählen aus ihrem Alltag und fordern Entlastungen - JETZT!

Familien, PensionistInnen, Singles, Paare oder Lehrlinge – sie alle haben derzeit eines gemeinsam: Die seit Monaten explodierenden Preissteigerungen und die durch die Decke gehende Inflation trifft sie alle hart bis ins Mark – am Konto herrscht Ebbe und in den Geldbörsen gähnende Leere.

Das freut dafür die Energiekonzerne und – wie es scheint – auch die Bundesregierung umso mehr, da die zusätzlichen Gewinne und Steuereinnahmen durch die massiven Teuerungen geradewegs in deren und in die Säckel der AktionärInnen wandern. Die vida und die Gewerkschaften fordern daher sofortige Entlastungsmaßnahmen von der Bundesregierung ein. Die Mehreinnahmen müssen an die VerbraucherInnen zurückgegeben werden, und zwar sofort und nicht erst irgendwann, fordern die Gewerkschaften etwa ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel oder eine Sondersteuer für Energieunternehmen. Schließlich sind die höheren Rechnungen jetzt und nicht erst im nächsten Jahr zu bezahlen!

Muss bei Freundin in Wien übernachten

Ein Lied davon singen kann Julia Weber, die bei der Vienna International Airport Security Services (VIAS) am Flughafen Wien bei der Sicherheitskontrolle arbeitet.

„Für 15 Euro bekomme ich gerade noch drei gemischte Waren im Supermarkt, der Heizölpreis hat sich verdoppelt und der nächste Winter kommt bestimmt. Ich kann mir trotz eines Vollzeitjobs das Leben nicht mehr leisten, allein die Spritkosten sind ein Horror.“

Julia Weber, Sicherheitskontrolle VIAS, Flughafen Wien

Die 21-jährige Burgenländerin pendelt für gewöhnlich zwischen ihrem Heimat- und dem Dienstort hin und her. „Bei uns im Burgenland sind die Öffis zu wenig ausgebaut. Ich bin auf den PKW angewiesen, um die 260 Kilometer hin und retour in zumindest drei Stunden Fahrzeit zu schaffen.“ Julia verdient im Schnitt 1.350 Euro netto, nach Abzug aller Fixkosten bleiben ihr derzeit gerade noch 400 Euro zum Leben übrig. „Da der Sprit so teuer ist, pendle ich derzeit nicht täglich ins Burgenland, sondern übernachte bei einer Freundin in Wien in einer Einzimmerwohnung. Das bereitet mir aber schon das nächste Problem: Ich bekomme kein Parkpickerl fürs Auto und müsste mir einen Garagenplatz leisten können“, so Julia.

Kann man sich noch ein eigenes Leben aufbauen?

Die massive Teuerungsexplosion bei Lebensmitteln, Sprit, Energien und Mieten, angeheizt durch Lieferengpässe durch die Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine, macht auch Friseurlehrling Simarjeet Kaur Sabharwal zu schaffen.

„Angesichts der hohen Mieten bin ich froh, dass ich noch keine eigene Wohnung habe, sondern bei meiner Mutter wohne. Das würde sich nämlich mit den steigenden Preisen nie und nimmer ausgehen.“

Simarjeet Kaur Sabharwal, angehende Friseurin

Die 17-Jährige steuert natürlich Geld für den Haushalt bei. Aber man merkt, dass sich um das ausgegebene Geld jetzt weniger Lebensmitteln ausgehen. Simarjeet Kaur Sabharwal merke es auch bei vielen ihrer Friseur-KollegInnen: Es bleibt generell schon nicht viel übrig im Monat. Aber die Preissteigerungen beim Strom oder Gas sorgen für Existenzängste. „Ich mache mir auch ernsthafte Gedanken um die Zukunft, ob ich mir den Aufbau eines eigenen Lebens unter den derzeitigen Voraussetzungen überhaupt noch leisten kann.“ Die junge Frau ist nachdenklich, aber meint dennoch entschlossen: „Die Bundesregierung ist gefordert. Es muss dafür gesorgt werden, dass es einen Teuerungsausgleich gibt!“

Die Politik muss handeln

„Ja, man merkt die Teuerung – ich interessiere mich sehr für Lebensmittelpreise, da ich zuletzt sechs Jahre als Küchenchef in Tirol gearbeitet habe“, stellt der vollzeitbeschäftigte Daniel Scheiber fest. „So habe ich auch mein Leben kennengelernt. Die Preise haben stark angezogen. Gott sei Dank ist es noch nicht so, dass wir uns als Familie Dinge nicht mehr leisten können. Wenn man aber nicht sparsam ist, schaut es anders aus“, sagt der gelernte Koch, der verheiratet und Vater eines Kindes ist. Nichtsdestotrotz muss sich die Politik etwas einfallen lassen, denn noch weiter dürfen die Preise nicht steigen, meint er.

„Sonst wird es gerade für meine Kolleginnen und Kollegen in der Gastronomie demnächst finanziell sehr eng werden. Ich bin der Meinung, dass, wenn das so weitergeht, ein ganz normales Schnitzelessengehen für die Familie am Wochenende künftig zum Luxus wird.“

Daniel Scheiber, gelernter Koch

Zusammen gegen Teuerung

Gestärkt gegen die hohe Inflation durch den familiären Zusammenhalt sieht sich Fatima Ibric –  zumindest derzeit noch. „Wir halten als Familie zum Glück stark zusammen und sind drei Personen im Haushalt, die Geld verdienen – mein Mann, meine Tochter und ich. Somit müssen wir im Moment die Euros noch nicht zweimal umdrehen, bevor wir sie ausgeben“, sagt die 38-jährige Mutter zweier Kinder. „Aber es ist schon klar, dass die Teuerung zu merken ist. Das ist unbestritten. Wir sind beruflich auf das Auto angewiesen – somit spüren wir auch die hohen Spritpreise“, so Ibric, die in der Reinigungsbranche arbeitet. Die Regierung muss etwas gegen die Teuerung tun, „bevor Existenzen zerstört werden“, klingt sie besorgt.

„Ich denke hier speziell an Alleinerzieherinnen, die schon vor der Teuerung oft nicht mehr gewusst haben, wie sie jeden Monat das notwendige Geld zum Leben aufbringen sollen. Wenn das so weitergeht, verlieren Menschen ihre Wohnungen. So weit darf es nicht kommen.“

Fatima Ibric, Reinigungskraft

Hunderter reicht nicht mehr für Familieneinkauf

Die 38-jährige Isabella Pichler-Steiner arbeitet 40 Stunden die Woche in der Bewachung und spürt die Teuerung vor allem bei den Lebensmitteln. „Man merkt die Teuerung vor allem bei den Waren des täglichen Bedarfs – in der Woche reicht ein Hunderter nicht mehr für den Familieneinkauf aus“, klagt die verheiratete Mutter zweier Kinder. Auch beim Benzin merkt sie es, da sie beruflich vom Auto abhängig ist, weil am Land die Öffis fehlen.

„Man merkt, dass es eng wird, zum Glück geht es sich aber noch aus. Ich bin auch froh, dass man als Gewerkschaftsmitglied da und dort Rabatte bekommt.“

Isabella Pichler-Steiner, Bewacherin

„Es muss aber jedenfalls etwas passieren. Die Bundesregierung darf da auf keinen Fall weiter zuschauen. Entlastungen nächstes Jahr sind für viele schon zu spät. Ich möchte gar nicht wissen, wie es zum Beispiel alleinerziehenden Müttern oder Vätern angesichts der hohen Preise ergeht“, so Pichler-Steiner enttäuscht.

Dann kreist schon der Pleitegeier

Den Befürchtungen der Bewacherin, dass es bald für viele zu spät sein könnte, schließt sich die Gewerkschaft vida uneingeschränkt an. Denn mit 8 Prozent im Mai war die Teuerung so hoch wie seit 1975 nicht mehr.

„Wenn die Regierung schon, ‚Koste es, was es wolle‘, ausgerufen hat, dann kann das nicht nur für die Unternehmen, sondern es muss auch für die Arbeitnehmerinnen und  Arbeitnehmer gelten. Anstelle einer Almosenpolitik aus einmaligen Gutscheinaktionen muss sie für die Menschen sofortige und nachhaltige Entlastungen, langfristige Verbesserungen und Perspektiven schaffen.“

Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida

Der Gewerkschafter sieht die Bevölkerung durch die Bundesregierung im Stich gelassen, wenn es etwa einen Stromgutschein um 150 Euro geben soll, den viele aber erst bei der nächsten Jahresabrechnung im Jahr 2023 einlösen können. „Dann kann es für viele schon zu spät sein, dann kreist womöglich schon der Pleitegeier über ihren Köpfen“, befürchtet Hebenstreit.

Geld bei KV-Verhandlungen zurückholen

„Wir werden alles daransetzen, die explodierende Teuerung in den kommenden Lohnverhandlungen auszugleichen“, so vida-Gewerkschafter Hebenstreit. „Es ist absurd, dass der Finanzminister und andere den Gewerkschaften vorwerfen, dass sie mit zu hohen Lohnforderungen eine Lohn-Preis-Spirale anheizen würden. Zuerst steigen immer die Preise und diese sind aktuell stark durch Spekulation und Gewinnmaximierung getrieben.“ 

ENDE DER KOSTENEXPLOSION - JETZT!

Unterstütze mit deiner Unterschrift unsere Forderungen. Hier findest du auch unser starkes Forderungspaket an die Bundesregierung!