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vidaHören mit Kult-Kieberer

Auf einen Kaffee mit Schauspieler Wolfgang Böck. Hör rein!

Im Café Hummel in der Josefstadt in Wien treffen wir im Frühjahr 2020, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, den TV-Kult-Kieberer Wolfgang Böck. Zwei Jahre später, am selben Ort, verrät uns der Schauspieler und Theaterintendant, wie er die Zeit im Lockdown verbracht hat, warum er jedes Mal Angst hat, wenn er in eine neue Rolle schlüpft, und wie es um die Solidarität in unserem Land bestellt ist.

Hier ein schriftlicher Auszug aus dem Podcast-Gespräch:

vidaHören: Wolfgang, wie hast du den ersten Lockdown erlebt?

Wolfgang Böck: In meinen etwas mehr als 40 Jahren Berufserfahrung war ich ständig mit einer Rolle „schwanger“. Und plötzlich war das weg und ich war ganz mit mir alleine. Dem konnte ich durchaus etwas abgewinnen und die Zeit genießen. Schließlich hatte ich keine Existenzängste und war in meinem Haus im Burgenland. Ich hatte noch nie so einen schönen Garten wie damals. (schmunzelt)

vidaHören: Als man wieder „durfte", warst du wieder auf der großen Bühne. Wie waren die zwei vergangenen Jahre aus beruflicher Sicht für dich?

Woflgang Böck: 2020 war so gut wie nichts möglich. Die Schloss-Spiele wurden abgesagt. Wir wollten aber zumindest etwas Flagge zeigen und haben kurzerhand eine Dorfbühne mit Bierbänken aufgebaut, Strizzi-Lieder gespielt und eine Lesung abgehalten. Der Herbst war ganz mühsam. Es wurden Termine angesetzt, verschoben, abgesagt. Erst 2021 konnten wir wieder „normal“ spielen, allerdings unter sehr herausfordernden Bedingungen. Man musste schließlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

vidaHören: 2022 feiern die Schloss-Spiele Kobersdorf 50-jähriges Jubiläum. Aufgeführt wird „Der Bockerer“. Du schlüpfst in die Rolle des renitenten Fleischhauers. Gibt es Parallelen zwischen Karl und Wolfgang?

Wolfgang Böck: Der Karl Bockerer ist ein gemütlicher, bodenständiger und geduldiger Mann, dem ab und an die Hutschnur platzt. So geht es mir auch. Als Schauspieler sucht man nach Parallelen, um einen Zugang zur Rolle zu finden. Dabei denkt man immer wieder: „Ich kann das nicht!“ Das macht mir jedes Mal Angst, auch noch nach 40 Jahren.

vidaHören: Beim letzten Mal haben wir über Zusammenhalt gesprochen. Denkst du, dass sich der Wert von Solidarität in unserer Gesellschaft verändert hat?

Wolfgang Böck: Ich denke, dass die Solidarität, die anfangs vielleicht da war, letztlich auf der Strecke geblieben ist, wenn ich auf die Demonstrationen mit ihren verhärteten Fronten zurückblicke. Verschiedene Meinungen zu haben, ist ja normal. Aber nur wenn ich eine Meinung habe, habe ich damit nicht die Wahrheit gepachtet. Ich würde mir wünschen, dass mehr Rücksicht aufeinander genommen wird.

vidaHören: Du feierst nächstes Jahr deinen 70. Geburtstag. Tritt Herr Böck jemals in den Ruhestand?

Wolfgang Böck: Der Wunsch ist wohl manchmal da. Allerdings, wie es dann tatsächlich wäre, wenn man nicht mehr auf die Bühne geht, das weiß ich nicht. Vielleicht denkt man sich dann: „Schade, eigentlich hättma doch vielleicht…“. Aber nachdem es eh noch nicht so weit ist, mach ich weiter und dann „schauma“ weiter.

Vielen Dank für das Gespräch und bis zum nächsten "vidaHören".