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Muhammet ist Taxilenker aus Leidenschaft. Er kennt Wiens Straßen bei Tag und bei Nacht.
Hüseyin liebt den Job hinterm Lenkrad, auch wenn das Taxi-Fahren Herausforderungen mit sich bringt.
Taxilenker Hüseyin ist bereit für den nächsten Einsatz.
Vom Flughafen in die Stadt: Muhammet und sein Auto sind für den nächsten Fahrgast bereit.
Muhammet ist Taxilenker aus Leidenschaft. Er kennt Wiens Straßen bei Tag und bei Nacht.
Hüseyin liebt den Job hinterm Lenkrad, auch wenn das Taxi-Fahren Herausforderungen mit sich bringt.
Taxilenker Hüseyin ist bereit für den nächsten Einsatz.
Vom Flughafen in die Stadt: Muhammet und sein Auto sind für den nächsten Fahrgast bereit.

„Therapeuten auf vier Rädern“

vida-Reportage: Alle einsteigen in die Arbeitswelt der TaxilenkerInnen.

Wien, Montag abend. „Es gibt nichts Schöneres, als in der Nacht Taxi zu fahren", erzählt Muhammet. „Keine Staus, keine drängelnden Autofahrer, wobei Drängler gibt es auch in der Nacht.“ Muhammet ist Taxilenker in Wien, einer von Tausenden, die in ihrem Arbeitsalltag Menschen von A nach B  bringen.

„Es gibt keinen cooleren Job. Du lernst so viele unterschiedliche
Menschen kennen, selbst an einem Tag.“

Muhammet, Taxilenker in Wien

Der 25-Jährige ist seit vier Jahren Taxilenker. Früher fuhr Muhammet nebenberuflich Taxi, jetzt ist er hauptberuflich auf vier Rädern unterwegs. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt, berichtet der gebürtige Türke.

(K)eine freie Fahrt

„Man muss schon sagen, dass es einem Uber oder Bolt mit ihren Apps nicht leicht machen. Das hat  mit Konkurrenzkampf gar nichts mehr zu tun“, klagt Muhammet. „Wenn jemand so weit unter dem Tarif fahren darf und das auch noch gesetzlich erlaubt ist, dann ist das Ausbeutung: für jene, die um diesen Preis fahren, und natürlich für jene, die damit über die Runden kommen sollen“, ärgert sich der Taxilenker.

„Die Politik muss dafür sorgen, dass die fairen Rahmenbedingungen auch eingehalten werden.“

Markus Petritsch, Vorsitzender vida-Fachbereich Straße

Markus Petritsch von der Gewerkschaft vida fordert hier mehr Kontrollen, um schwarze Schafe aus dem Verkehr ziehen zu können.

Von Mensch zu Mensch

Zurück im Taxi von Muhammet. Er wartet gerade auf die nächste Grünphase, damit er in die Wiener Ringstraße einbiegen kann. Es hat zu regnen begonnen und ein altehrwürdiges Gebäude nach dem anderen spiegelt sich in der Fahrbahn: das Kunsthistorische Museum, das Parlament, das Rathaus. „Wien ist schon eine schöne Stadt“, sagt der Mittzwanziger, der so einiges von seinen Fahrten durch die nächtliche Bundeshauptstadt zu erzählen hat. „Besonders lustig ist es, wenn die Kunden am Ziel ankommend plötzlich meinen, dass sie hier nicht wohnen“, lacht Muhammet, der aber auch schon ernste Situationen erlebt hat – angefangen bei nicht bezahlten Fahrten bis hin zu handgreiflich werdenden Gästen. „Da kannst du aber ohnehin nur davonfahren. Ja nicht mit der gleichen Aggressivität antworten. Das bringt nichts. Du kannst den anderen nicht erziehen“, weiß der Donaustädter.

Mit Urvertrauen unterwegs

Muhammet biegt beim nächsten Taxistand ein, wo einige KollegInnen auf Kunden warten. Darunter auch Hüseyin, seines Zeichens selbstständiger Taxilenker. Hüseyin ist im Gegensatz zu Muhammet lieber tagsüber unterwegs, auch weil die Gefahr in der Nacht groß ist, dass Kunden sich im Auto übergeben. „Das finde ich ehrlich gesagt nicht so super, aber ich fahre natürlich auch in der Nacht. Als Unternehmer musst du fahren, wenn du gebucht wirst. Geschichte erledigt“, erzählt der 29-Jährige. Wer so in seinem Auto sitzt? „Ich sehe Menschen in unterschiedlichen Stimmungen. Von glücklich bis besorgt, von gestresst bis genervt“, erzählt Hüseyin, für den TaxilenkerInnen oft auch Therapeuten sind.

„Die Menschen sprechen mit uns, oft auch über persönliche Dinge. Wenn man kein Stammkunde ist, sieht man ‚seinen‘ Taxler einmal im Leben und dann nie mehr. Trotzdem gibt es ein gewisses  Urvertrauen, was ich persönlich sehr schön finde.“

Hüseyin, Taxilenker in Wien

Hüseyin, der aber betont, dass er genauso wie alle anderen TaxilenkerInnen immer hochkonzentriert sein muss. „Unser Arbeitsplatz ist die Straße. Das Ergebnis unserer Arbeit ist, dass ein Kunde sicher an seinem Zielort ankommt“, berichtet der Unternehmer, der so wie Muhammet nebenberuflich mit dem Taxifahren begonnen hat. Und wie schaut es mit Pünktlichkeit aus? „Natürlich ist der Anspruch, dass Kunden pünktlich am Ziel ankommen, aber es gilt, Verkehrsregeln zu befolgen. Schnell fahren ist keine Kunst, das kann jeder. Aber ich denke, dass man lieber sicher am Ziel ankommt, anstatt im Krankenhaus aufzuwachen, weil ein Unfall passiert ist“, so Hüseyin verantwortungsbewusst.

Rollende Solidarität

Wie Muhammet stört auch Hüseyin der unsolidarische Markt. „Uber oder Bolt haben keinen einzigen Mitarbeiter und kein einziges Auto zugelassen. Und trotzdem machen sie Millionen an Umsatz. Da geht es gar nicht nur darum, dass sie anderen Fahrern Fahrten wegnehmen, sondern der Markt wird kaputt gemacht, wenn Einzelne um bis zu 38 Prozent günstiger fahren. Die Politik muss hier tätig werden“, fordert Hüseyin, der wie Muhammet auf den ersten „Taxitreff“, veranstaltet von der Gewerkschaft vida und der gewerkschaftlichen Initiative vidaflex, verweist. „Das war eine wirklich geniale Veranstaltung, wo man gemerkt hat, wie solidarisch wir Taxler sind“, erzählen Hüseyin und Muhammet.

Starke Gewerkschaft

„Der Kuchen ist groß genug für alle, aber es braucht Preisgerechtigkeit. Wir können aber nur als Gemeinschaft etwas ändern. Uber ist es egal, ob jemand von seinem Job als Taxler, egal ob selbstständig oder angestellt, leben kann oder nicht“, so die beiden unisono.

„Ich verstehe KollegInnen, die für Uber fahren. In Zeiten von explodierenden Preisen ist das vollkommen nachvollziehbar. Aber die Politik muss handeln. Ich finde es toll, dass sich die Gewerkschaft vida für die TaxklerInnen einsetzt. Es gibt vieles zu tun.“

Hüseyin, Taxilenker in Wien

Hüseyin macht sich gerade auf den Weg zum Flughafen Schwechat, um dort einen Kunden abzuholen, bevor sein Arbeitstag endet.

Taxi, bitte kommen!

Für Muhammet beginnt der Arbeitstag jetzt so richtig. Der erste Auftrag des Abends führt den Taxilenker entlang der Südosttangente in den 23. Wiener Gemeindebezirk. Stau ist wie erwartet keiner. Im nächsten Moment grüßt Muhammet aber einen drängelnden Autofahrer freundlich mit einer Handbewegung. Ach ja, wie war das mit den Dränglern, die auch in der Nacht unterwegs sind?!


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