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„In der Zielgeraden"

vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit über den "heißen KV-Herbst".

vida-Magazin: Wie ist der aktuelle Stand bei den Lohnverhandlungen?

Roman Hebenstreit: Es waren harte Auseinandersetzungen, aber wir befinden uns in der Zielgeraden. Inzwischen haben wir für die meisten vida-Branchen einen Teuerungsausgleich plus  Reallohnerhöhungen erkämpft, in wenigen Bereichen wird noch verhandelt. Etwa im Tourismus, wen wundert’s. Vielfach wollte man uns zu Beginn mit nicht nachhaltigen Einmalzahlungen für die  Beschäftigten abspeisen. Das haben wir abgelehnt, schließlich sind die rasant gestiegenen Preise auch kein Einmaleffekt. In einigen Branchen mussten wir die Arbeitgeber bekanntlich mit Betriebsrätekonferenzen, Betriebsversammlungen und Warnstreiks an den Verhandlungstisch zurückbringen.

vida-Magazin: Wäre es nicht auch ohne Streik gegangen?

Roman Hebenstreit: Leider war es in einigen Bereichen unvermeidbar, das letzte Mittel im  Arbeitskampf anzuwenden. Ich bedanke mich bei den BetriebsrätInnen und unseren Mitgliedern, die uns bei den Arbeitskämpfen den Rücken gestärkt haben. Es hat sich wieder gezeigt: Nur gemeinsam sind wir stark und je mehr wir sind, umso stärker sind wir. Bei der Gelegenheit eine Bitte: Wenn ihr jemanden kennt, der noch nicht vida-Mitglied ist, dann überzeugt ihn von der Wichtigkeit eines Beitritts. Es gilt, sich selbst zu stärken, indem man sich in seiner Gewerkschaft organisiert.

vida-Magazin: Die KV-Abschlüsse in Zahlen, welche sind die Highlights?

Roman Hebenstreit: Highlights sind etwa die Kollektivvertragsabschlüsse für die Bewachung mit im Schnitt 10,3 Prozent, FriseurInnen mit bis zu 10,48 Prozent, Reinigungsbranche um bis zu 9,55 Prozent sowie Ordensspitäler mit bis zu 11,2 Prozent und für die Beschäftigten in den Autobusbetrieben mit bis zu 11,1 Prozent. Für alle gibt es dazu noch steuerfreie Teuerungsprämien im drei- bzw. vierstelligen Bereich.  Auch unserem Ziel, in allen Niedrigentlohnerbranchen 2.000 Euro Bruttomindestlohn zu erreichen, sind wir ein gutes Stück nähergekommen – im Bewachungsgewerbe etwa wird dieser ab 1.1.2024 bezahlt. Ein schöner Erfolg ist natürlich auch der KV-Abschluss für die 50.000 EisenbahnerInnen. Beginnend mit Dezember 2022 steigen ihre Gehälter stufenweise bis Februar 2024 um Fixbeträge an – diese steigern insbesondere niedrigere Einkommen kräftig. Für 2022 und 2023 gibt es ein Gehaltsplus um durchschnittlich 8,9 bis 10,8 Prozent, in den unteren Einkommensbereichen sogar um 17,3 Prozent.

vida-Magazin: Wo gibt es noch keinen KV-Abschluss?

Roman Hebenstreit: Wir fordern seit September, dass es auch im Tourismus eine deutliche Anhebung  der Einkommen über der Inflationsrate geben muss. Beim Tourismus-KV spießt es sich aber wie immer. Abermillionen an Coronahilfen und Kurzarbeitsgeldern wurden ausbezahlt. Die wieder positiven wirtschaftlichen Entwicklungen werden bejubelt. Dennoch wollen die Arbeitgeber die Beschäftigten mit Almosen abspeisen. Wir fordern die Arbeitgebervertreter daher auf, die bejubelten Ergebnisse in gute Löhne und Gehälter gießen. Anmerkung der Redaktion: Zur Druckabgabe wurde eine Einigung erzielt.
Infos auf vida.at/tourismus

vida-Magazin: Was hat die vida heuer am Radar?

Roman Hebenstreit: Wir werden weiter auf die Lebenssituation der Menschen achten. Trotz Krisen und hoher Inflation müssen Lebensstandard und Kaufkraft erhalten bleiben. Für viele Menschen bleibt die Teuerung eine existenzielle Bedrohung: Die neuen Energierechnungen flattern in den Postkasten, die Versicherungsgebühren und Kreditzinsen steigen und auch bei den  Lebensmittelpreisen geht es weiter nach oben. Wir müssen die Situation genau im Auge behalten und heuer wieder entsprechende Lohnforderungen stellen: Nach den Gehaltsverhandlungen ist vor den Gehaltsverhandlungen!

 


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